Ausbau des Kraftwerks Kaunertal und Verbauung freier Gletscherflächen gefährden überlebenswichtige Ökosysteme – WWF fordert Stopp des Kaunertalprojekts und Unterschutzstellung der Gletscherflächen
Österreichs Wappenvogel im Aufwind: Erstmals 143 Seeadler daheim
Wien, am 23. März 2011 – Sensationell gut sind die Ergebnisse der heurigen Winterzählung an Seeadlern durch die Vogelexperten von WWF, BirdLife und dem Nationalpark Donau-Auen. Insgesamt 143 Vögel beobachteten die etwa 20 Ornithologen und freiwilligen Helfer, die Mitte Jänner 2011 eine so genannte Synchronzählung durchführten. “Noch vor ein paar Jahrzehnten war der Seeadler in Österreich komplett ausgestorben”, erinnert Christian Pichler vom WWF. Seit 2001 gibt es wieder Bruten, und auch die Zahl der gefiederten Wintergäste, ist auf einen Wert von 100-150 Vögeln angestiegen. “Jetzt sind wir wieder auf dem besten Weg zu einem gesunden, also langfristig überlebensfähigen Bestand”, freut sich der Leiter des WWF-Seeadlerprogramms.
Für die Synchronzählung verteilten sich die Vogelkundler in jenen Gebieten Ostösterreichs, in denen der anspruchsvolle Großgreifvogel überwintert oder sogar brütet. Das jeweilige zugeteilte Gebiet wurde danach gleichzeitig abgeschritten oder von gut einsehbaren Plätzen aus beobachtet. Die Seeadler werden anhand individueller Merkmale wie der Färbung des Federkleides und des Beobachtungszeitpunktes unterschieden, um Doppelzählungen zu vermeiden.
Die fünf Top-Seeadlergebiete Österreichs
In den nachfolgenden Beobachtungsgebieten wurden die meisten der 143 Seeadler gezählt.
1.Die March-Thaya-Auen in NÖ inkl. Grenzgebiet Tschechien/Slowakei: 50 Seeadler
2.Der burgenländische Seewinkel inkl. Hanság (Ungarn): 28 Seeadler
3.Die Parndorfer Platte im Nordburgenland: 26 Seeadler
4.Die Donau-Auen westlich und östlich von Wien: 18 Seeadler
5.Das NÖ Waldviertel: 5 Seeadler
Rückkehr durch gezielte Naturschutzprojekte gelungen
Seit Beginn der gleichzeitigen Zählung aller Seeadler im Winter vor zehn Jahren, konnten noch nie so viele Exemplare beobachtet werden wie heuer. “Der Rekord zeigt, dass die Schutzmaßnahmen, wie der Kampf gegen illegale Giftköder, greifen”, freut sich Pichler. Auch illegale Abschüsse des geschützten Vogels, wurden seit der Verurteilung eines Wilderers im Sommer 2009 nicht mehr bekannt.
Breite Zusammenarbeit im Seeadlerschutz
“Der Seeadler ist extrem scheu und kann seine Brut schon bei der geringsten Störung aufgeben”, erklärt Pichler vom WWF. Maßnahmen zum Schutz vor Störungen in der Nähe der Horstbäume, wie die kurzzeitige Sperre von Spazierwegen oder die Verlegung von Forstarbeiten in eine weniger sensible Jahreszeit, sind deshalb sehr wichtig. Ein Radius von rund 300 bis 500 Metern rund um den Baum ist ideal, damit sich die sensiblen Seeadlereltern nicht gestört fühlen. “Zum Glück ist das Verständnis für den Horstschutz auch von privaten Grundbesitzern und der lokalen Jägerschaft meist groß”, lobt Pichler.
Österreich hat Platz für bis zu 30 Seeadler-Brutpaare
Unter den 143 gezählten Seeadlern befinden sich mehr als 30 “Einheimische”, die das ganze Jahr über in Österreich bleiben. Viele von ihnen werden in den nächsten Tagen wieder für Nachwuchs sorgen. 2010 sind bei uns 14 Seeadlerkücken geschlüpft; zwei davon wurden zu wissenschaftlichen Zwecken beringt. Die nächste Beringung junger Seeadler findet im Mai 2011 statt. „Einer aktuellen Untersuchung zufolge hätten mindestens 30 Paare bei uns in Österreich Platz“, erklärt Pichler. „Das ist wesentlich mehr, als wir uns erhofft haben.“
Immer noch bedroht
Einst war der majestätische Seeadler – mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,5 Metern sind die Weibchen größer als die Männchen – an allen Flüssen, Seen und Feuchtgebieten Europas heimisch. Bejagung, Lebensraumverlust und der Einsatz des Insektizids DDT zwischen den 1940er und den 1970er Jahren, brachten ihn an den Rand der Ausrottung. Obwohl in Österreich nun wieder 13 bis 15 Brutpaare leben, steht der sensible Greifvogel bei uns weiterhin auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin
Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
EU-Renaturierungsgesetz: WWF kritisiert “fahrlässige Blockade” der Bundesländer
Weichenstellung für ganz Europa aus populistischen und längst ausgeräumten Gründen blockiert – Bundesländer sind größte Gefahr für Ernährungssicherheit in Österreich
WWF warnt am Welt-Thunfisch-Tag vor Ökosystem-Kollaps durch Überfischung
Thunfische spielen Schlüsselrolle in Meeres-Ökosystemen – Umweltschutzorganisation WWF fordert verstärkte Kontrollen gegen illegale Fischerei
EU-Renaturierungsgesetz: 170 Wissenschaftler:innen fordern Ja der Bundesländer
WWF initiiert Appell der Wissenschaft an die Landeshauptleute: Renaturierungsgesetz wäre einmalige Chance für Natur, Klimaschutz und Ernährung – Warnung vor Scheitern
WWF fordert Absage der Kraftwerksprojekte an der Isel
Intakte Flussstrecken sind wesentlich in Klima- und Biodiversitätskrise – Land Tirol muss Kraftwerkspläne stoppen und Naturschutzgebiet ausweisen – EU-Renaturierungsgesetz entscheidend für Zukunft intakter Flussstrecken
WWF-Erfolg: Neue Drau-Seitenarme sorgen für mehr Artenvielfalt, Klima- und Hochwasserschutz
WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Good News: Immer mehr Luchse durchstreifen das Dinarische Gebirge
Wildtierkameras im Dinarischen Gebirge in Slowenien und Kroatien haben 129 Luchse und 30 Jungtiere festhalten. Eine schöne Erfolgsgeschichte des LIFE Lynx Projektes, das der WWF unterstützt!
Good News: Seeadler nutzen Natura 2000-Gebiete
In Natura 2000-Gebieten verbringen Seeadler besonders viel Zeit! Das zeigt eine neue Studie mit Beteiligung von WWF Österreich und BirdLife Österreich.
Globale Massenbleiche in Korallenriffen: WWF fordert wirksamen Klimaschutz
Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten bestätigt vierte globale Korallenbleiche – WWF: „Die Regenwälder der Meere stehen in Flammen“ – Nur wirksamer Klimaschutz kann Korallenriffe retten