Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF: Europa geht der Fisch aus

Wien, 09. Juli 2018 – Der heute veröffentlichte FAO SOFIA Report verdeutlicht den kritischen Zustand unserer Ozeane: Rund 33 Prozent der weltweiten Fischbestände sind überfischt, knapp 60 Prozent bis an nachhaltige Grenzen befischt. Weltweit finden mehr als 800 Millionen Menschen in der Fischerei und Aquakultur eine Nahrungs-, Einkommens- und Lebensgrundlage. Wir müssen globale Politik, Nachfrage und Konsum in eine nachhaltige Richtung lenken, wenn uns nicht der Fisch ausgehen soll, warnt Simone Niedermüller, WWF-Meeresbiologin.
Denn ab heute ist Europa für den Rest des Jahres auf Fisch- und Meeresfrüchte-Importe angewiesen, um die Binnen-Nachfrage zu decken. "Tag der Fischabhängigkeit" für Europa ist der 9. Juli, für Österreich der 17. Jänner. EU-Länder verbrauchen weit mehr, als in heimischen Gewässern gefangen oder in Fischfarmen produziert werden kann. Mehr als die Hälfte wird importiert. Etwa 50 Prozent aller Einfuhren entfallen auf Entwicklungsländer.
Österreich: Niedriger Verbrauch, hohe Importabhängigkeit
Gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch liegt Österreich mit jährlich 13,4 kg auf Platz 20 von 28 Staaten. Davon landen rund 8 kg auf den Tellern der Konsumenten, der Rest im Tierfutter oder Abfall. Portugal (55,3 kg), Spanien (46,2 kg), Litauen (44,7 kg), Frankreich (34,4 kg) und Schweden (33,2 kg) haben die höchsten Verbrauchswerte in der EU. Zusammen machen diese fünf Länder etwa ein Drittel des europäischen Fischkonsums aus. Im Durchschnitt verbraucht jeder europäische Bürger 22,7 kg Fisch und Meeresfrüchte pro Jahr.
Länder, die ihren Eigenbedarf oder mehr produzieren, gelten als autark (z.B. Kroatien, Niederlande, Irland). Die große Mehrheit ist auf Fischimporte zur Deckung der Nachfrage angewiesen. Folgende Länder haben die größte Import-Abhängigkeit und entsprechend frühere Fischabhängigkeits-Tage: Österreich (17. Januar), Slowenien (15. Februar), Slowakei (18. Februar), Belgien (22. Februar), Rumänien (29. Februar), Malta (31. März), Italien (6. April) und Litauen (30. April) führen die Liste an. Deutschland (4. Mai), Portugal (5. Mai) und Spanien (26. Mai) folgen auf den Plätzen.
"In weniger als einem Monat hat Österreich seine jährlichen Fisch-Ressourcen verbraucht. Kein andres europäisches Land ist stärker von Fischimporten abhängig. Angesichts überfischter Meere können wir unserer Verantwortung durch bewussten Fischkonsum gerecht werden und so zur Sicherung der Lebensgrundlage von Millionen von Menschen beitragen", sagt Niedermüller. Der Europäische Fischabhängigkeits-Tag 2018 ist etwa einen Monat früher als im Jahr 2000. Vor dreißig Jahren konnte Europa die Nachfrage noch bis September oder Oktober mit Fisch aus heimischen Gewässern decken, so die Berechnungen der New Economics Foundation.
Obwohl sich einige Fischbestände durch Maßnahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU stabilisiert haben, ist der Selbstversorgungsgrad immer noch zu niedrig und sind zu viele Bestände nach wie vor überfischt. Nach Angaben der EU-Kommission gelten 41 Prozent der untersuchten Fischbestände im Atlantik als überfischt. Im Mittelmeer sind es 88 Prozent. Überfischung betrifft insbesondere Menschen in Entwicklungsländern, da sie in weit höherem Maß von Meeres-Ressourcen abhängig sind. Fisch ist essenzielle Nahrungs-, Protein- und Einkommensquelle.
"Ob heimischer oder importierter Fisch, Verbraucher sollten sich immer für das nachhaltige Produkt entscheiden. Der Einkauf mit dem WWF Fischratgeber hilft Meeren und Menschen", schließt Niedermüller.
Infografiken EU-Ländervergleich:
Fish Dependence Days & Fischkonsum pro Kopf/Jahr: https://we.tl/HGEYB8tS2k
WWF Fischratgeber: https://fischratgeber.wwf.at
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
WWF-Pressesprecher
+43 676 83 488 276
florian.kozak@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.
Seeadler getötet: WWF und BirdLife fordern Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität
Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.