Regierungsverhandler:innen müssen starkes Bodenschutz-Kapitel vorlegen – Verbindliche Ziele verankern, bundesweite Treiber der Bodenversiegelung eindämmen
Angriff auf Österreichische Nationalparkidee!
Wien, am 19. 12. 2007 – „Weniger für die Natur, mehr für die Wirtschaft“ – so die Forderung einiger Mitglieder der lokalen Wirtschaftslobby an die Führung des steirischen Nationalparks Gesäuse. Die größten österreichischen Naturschutzorganisationen Umweltdachverband, WWF, BirdLife und Naturschutzbund schlagen gemeinsam Alarm: „In einem Nationalpark sollen in erster Linie die Natur und gefährdete Arten zu ihrem Recht kommen“, kritisiert Mag. Franz Maier, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes, diese Forderung als völlig überzogen. Die Errichtung touristischer Infrastruktur und die Förderung der lokalen Wirtschaft gehören nicht zu den Kernaufgaben eines Nationalparks und konterkarieren deshalb die Österreichische Nationalparkidee, so die Allianz der Umweltorganisationen.
„Der Nationalpark Gesäuse ist von der IUCN als Schutzgebiet von internationaler Bedeutung anerkannt und mittlerweile auch in der Region sehr stark und gut verankert“, erklärt Mag. Christine Pühringer, Geschäftsführerin des Naturschutzbund Österreich. Seit seiner Gründung vor fünf Jahren haben die MitarbeiterInnen eine Vielzahl an Aktivitäten für die Natur und die nachhaltige Entwicklung der Region gesetzt. Gemäß dem Nationalparkgesetz, das den Schutz und die Erhaltung gefährdeter Arten und Lebensräume vorschreibt, wurden Flussuferläufer, Auerhuhn, Alpenbockkäfer und Co gefördert. Ein ambitioniertes Bildungsprogramm mit Ausstellungen, Exkursionen und zahlreichen Veranstaltungen bringt den Besuchern die Nationalparkidee näher und stützt den sanften Tourismus.
„Ein Nationalpark hat primär seinen Naturschutzauftrag zu erfüllen“, bekräftigt Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. „Dass nun im Gesäuse vom Nationalparkdirektor verlangt wird, statt dessen im Nationalpark Hotels auf eigene Kosten zu errichten, ist skandalös und in der 25jährigen Geschichte der österreichischen Nationalparks einzigartig“, ist Pfiffinger empört. Sollte er diesen – vom Nationalpark-Recht nicht gedeckten – Forderungen nicht nachkommen, wird damit gedroht, den Vertrag 2008 nur mehr um ein Jahr zu verlängern. Dass durch diese Vorgehensweise der Druck auf das Nationalparkmanagement steigt, sich primär für die Wirtschaft zu engagieren, ist für die NGOs inakzeptabel. WWF-Geschäftsführerin Dr. Hildegard Aichberger: „Es darf unter keinen Umständen Schule machen, dass die ureigensten Ideen von Nationalparks kurzfristigen wirtschaftlichen Abenteuern geopfert werden!“
Die Naturschutz-NGOs fordern deshalb die steirische Landesregierung, insbesondere die beiden für den Nationalpark Gesäuse zuständigen Landesräte Manfred Wegscheider und Johann Seitinger, auf, rasch einzuschreiten und nicht zuzulassen, dass eines der naturschutzpolitischen Aushängeschilder Österreichs fahrlässig demontiert wird.
Weitere Informationen:
Mag. Hermann Sonntag, WWF Österreich, Tel. 0676/83 488 402, E-Mail: hermann.sonntag@wwf.at
Gerald Pfiffinger, BirdLife Österreich, Tel. 0664/3927991, E-Mail: gerald.pfiffinger@birdlife.at
Mag. Franz Maier, Umweltdachverband, Tel. 0664/3359532, E-Mail: franz.maier@umweltdachverband.at
Mag. Christine Pühringer, Tel. 0664/4972228, E-Mail: christine.puehringer@naturschutzbund.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Berner Konvention: WWF warnt vor Schutzstatus-Senkung beim Wolf
Geplante Absenkung des Schutzniveaus für den Wolf ist wissenschaftlich nicht gedeckt – Europäische Union riskiert Vorreiterrolle beim Naturschutz
Stromanbieter-Check: Nur wenige Anbieter überzeugen
WWF und GLOBAL 2000 analysieren heimischen Strommarkt – Nur 9 von 125 untersuchten Anbietern schneiden sehr gut oder gut ab – Schlechte Bewertung vieler Landesenergieversorger
COP29: WWF kritisiert Politik-Versagen beim Klimaschutz
Umweltschutzorganisation: Weltklimakonferenz endet mit untauglichen Ergebnissen – Verbindliche Ausstiegspläne aus Kohle, Öl und Gas gefordert
Appell der Wirtschaft: Über 100 Unternehmen fordern mehr Klimaschutz von künftiger Bundesregierung
Gemeinsam mit über 100 heimischen Unternehmen fordern WWF und GLOBAL 2000 verlässliche politische Rahmenbedingungen: “Planbarer Klimaschutz ist kluge Wirtschaftspolitik”
Regierungsprogramm: WWF fordert starkes Bodenschutz-Kapitel
Umweltschutzorganisation für verbindliche Reduktionsziele und Steuerreform gegen Flächenfraß – Bundesweite Treiber der Bodenversiegelung eindämmen – To-Do-Liste mit elf Punkten
Kaunertal: WWF fordert naturverträgliche Alternativen statt Platzertal-Zerstörung
Optimierung der Kraftwerksgruppe Kühtai könnte Zerstörung des Platzertals verhindern – Tiwag will Ötztaler Bevölkerung hinsichtlich Wasserableitungen täuschen
WWF und DIE TAFELN fordern Maßnahmenpaket gegen Lebensmittel-Verschwendung
Jährliche Verschwendung würde umgerechnet Bedarf von 1,7 Millionen Menschen decken – Umwelt- und Sozialorganisation präsentieren Vorschläge für Regierungsverhandlungen
Good News: Mehr Tiger in Bangladesch
84 bengalische Tiger konnten in einem geschützten Mangrovengebiet in Bangladesch nachgewiesen werden. Laut Schätzungen halten sich nun in dem Gebiet um 10% mehr Tiger auf, als noch im Jahr 2018!