Österreich erlebt ein Katastrophenjahr – WWF, Umweltmediziner Hans-Peter Hutter und Klimatologe Herbert Formayer fordern eine Naturschutz-Offensive für krisensicheres Österreich
Bikinifigur ? Nicht auf Kosten der Natur !
Wien, am 4. Juli 2008 – Das unscheinbare kaktusähnliche Gewächs namens Hoodia aus dem Süden Afrikas kann auf eine lange Karriere als Appetitzügler zurück blicken. Die Hunger und Durst löschende Wirkung der Inhaltsstoffe der Pflanze ist dem Volk der San in der Kalahari-Wüste seit Jahrhunderten bekannt. Seit aber Hoodia-Produkte als Schlankmacher die westlichen Märkte überschwemmen, ist es mit der nachhaltigen Nutzung vorbei – für die Herstellung von Diätmitteln werden die Wildbestände schonungslos geplündert. „Schönheitsideale in Ehren – aber bitte nicht mit illegalen Produkten aus Raubbau!“ mahnt WWF-Artenschutzexpertin Jutta Jahrl. „Die wertvollen natürlichen Heilmittel sind ein Schatz, der uns nicht unbegrenzt zur Verfügung steht.“ Weltweit fallen bereits 350 Medizinalpflanzen unter die strengen Schutzbestimmungen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens. Auch Hoodia darf in die EU und somit nach Österreich nur mit amtlichen Papieren eingeführt werden.
Die steigende Nachfrage unserer Überflussgesellschaften nach Schlankmachern und anderen Nahrungsergänzungsmitteln aus der Natur hat zum gefährlichen Schrumpfen der Bestände von Heil- und Medizinalpflanzen geführt. 80 Prozent dieser Pflanzen werden nicht kommerziell angebaut, sondern wild gesammelt. Hoodia kann noch nicht in großem Stil gezüchtet werden und stammt deshalb zur Gänze aus den bedrohten natürlichen Vorkommen.
Artenschwund und Biopiraterie
Während Pharmakonzerne Millionengewinne machen, werden die indigenen Völker an den Einnahmen, die die Verwertung ihres traditionellen Wissens und die Ausbeutung ihrer Ressourcen bringt, nur marginal beteiligt. Auch die San erhielten erst nach einem jahrelangen Rechtsstreit nur eine geringe Entschädigung durch den Patentinhaber, ein Forschungsinstitut in Südafrika. Ein Großteil der Diätmittel aus Hoodia wird jedoch ohne Lizenz verkauft – auch in Österreich. Somit ist eine Gewinnbeteiligung der San nicht gewährleistet.
“Medizin und Artenschutz müssen Hand in Hand gehen. Ohne Handelskontrolle droht wertvollen Pflanzen, die wir für unsere Gesundheit nutzen, das Aus“, erklärt Dr. Max Abensperg-Traun, CITES-Experte des Lebensministeriums. „Gleichzeitig entzieht man durch rücksichtslose Ausbeutung den Einheimischen die Möglichkeit der Nutzung von Heilmethoden und lebensnotwendiges Wissen, das sie von Generation zu Generation weiter gegeben haben.“
Vor allem bei Bestellungen im Internet können KonsumentInnen die Herkunft oder Zulassung von Diätmitteln und anderen pflanzlichen Präparaten nur schwer nachvollziehen. Unwissenheit schützt dennoch nicht vor – teils empfindlich hohen – Strafen. In Österreich wurden 2007 erstmals größere Mengen illegal importierter Produkte aus bedrohten Medizinalpflanzen beschlagnahmt. Darunter befanden sich auch fast 3.000 Stück Hoodia-Tabletten – Dunkelziffer unbekannt. Für den Import von – gemäß CITES Anhang II geschützten – Hoodia-Präparaten in die EU sind behördliche Genehmigungen erforderlich.
Weiterführende Informationen zu CITES: www.wwf.at/CITES
Rückfragehinweis und Foto:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 250.
Jutta Jahrl, WWF-Artenschutzexpertin, Tel. 01/488 17 264.
Dr. Max Abensperg-Traun, Lebensministerium, Tel. 01/51522-1404
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Mittelmeer in “lebensbedrohlicher Krise”: WWF zieht erschreckende Bilanz nach Extremsommer
Rekordtemperaturen und Plastikverschmutzung prägten den Sommer im Mittelmeer – Zahlreiche Tierarten unter Druck – WWF fordert Ausweitung von Meeresschutzgebieten
Seltene Engelhaie in Kroatien entdeckt: WWF fordert neues Meeresschutzgebiet
Umweltschutzorganisation entdeckt ausgestorben geglaubte Engelhaie im kroatischen Mittelmeer – WWF fordert Meeresschutzgebiet, um die Tiere vor Fischerei und Verschmutzung zu schützen
„Platzertal bleibt“: Breite Allianz fordert Erhalt des Tiroler Alpenjuwels
Tiroler Musikszene spielt Konzert für Erhalt des Platzertals auf 2.500 Metern – Allianz aus WWF, Bürgerinitiativen und Musikern fordert Stopp der Ausbaupläne für das Kraftwerk Kaunertal
Weltweiter Klimastreik am 20. September 2024
Am 29. September wählen wir den Nationalrat. Speziell vor der Wahl wollen wir darauf aufmerksam machen, wie entscheidend wirksamer Klimaschutz für uns alle in Österreich ist. Der WWF Österreich geht daher wieder zusammen mit den Fridays for Future beim EU-weiten Klimastreik auf die Straßen.
Trockenheit im Osten: WWF fordert Wasser-Rückhalt statt Donau-Zuleitung
Klimakrise verschärft Dürren und Hochwasser – Natürliche Rückhalteräume schaffen Ausgleich – WWF fordert Wiederherstellung von Feuchtgebieten
Good News: Teufelsrochen im Mittelmeer befreit & besendert
Dem WWF und seiner Partnerorganisation gelang es, rund 30 verirrte Teufelsrochen zu befreien. Bevor die Tiere in die Freiheit entlassen wurden, wurden sie mit einem Sender ausgestattet. So können wir mehr über die gefährdete Art erfahren.
Wilderei bedroht Störe: WWF warnt vor Aussterben der letzten “Donau-Dinosaurier”
WWF-Bericht zeigt Ausmaß der illegalen Jagd auf seltene Donau-Störe: Knapp 400 Fälle von Wilderei und verbotenem Handel aufgezeichnet, Dunkelziffer hoch – Umweltschutzorganisation fordert verstärkte Kontrollen
Renaturierung: WWF zeigt hohes Potenzial an der March
200 Quadratkilometer Auenlandschaft an der March wiederherstellbar – WWF-Reservat in Marchegg als Vorbild – WWF fordert Schwerpunkt auf Wiederherstellung von Flüssen