Europaweite Analyse durch mehrere Umweltverbände: Österreich landet in der Kategorie der Länder mit geringen Fortschritten – Mehr Ambition und Budgetsicherheit für Renaturierung gefordert
Freibrief für Zerstörung von Tirols Flussjuwelen
Innsbruck, am 29. Jänner 2009 – Dieser Tage bekräftigte die Tiroler Landesregierung ihre Absicht nach einem raschen Ausbau der Kraftwerke Sellrain-Silz und Kaunertal. Auch die Projekte Malfon und Osttirol sollen zügig vorangetrieben werden. „Was hier auf dem Tisch liegt, ist kein umfassender Masterplan Wasserkraft, sondern lediglich der Aufruf zu einer unreflektierten ‚Kraftwerksorgie’ auf Kosten der Natur!“ ist Nicole Schreyer, Leiterin des WWF Alpenprogramms, empört über dieses Bekenntnis zur Wasserkraft ohne Wenn und Aber. „Unter dem Deckmantel der Energieunabhängigkeit will Landeshauptmann Platter die letzten wertvollen Flusslebensräume Tirols zugunsten der Energiewirtschaft und Kraftwerkslobby opfern!“
Aus Sicht des WWF ist ein Totalausbau der Wasserkraft energiepolitisch nicht Ziel führend, da er das Energieproblem nicht löst, sondern nur verschleppt: Auch noch die letzten freien Fließstrecken zu verbauen, würde lediglich Österreichs Stromzuwachs der nächsten 4 bis 5 Jahre abdecken. „Ohne wirksame Maßnahmen zur Senkung des Strombedarfs und für mehr Energieeffizienz landen wir in einigen Jahren wieder am Ausgangspunkt und haben in der Zwischenzeit unsere letzten Naturreserven aufgebraucht“, warnt Schreyer.
Der WWF fordert daher eine klare Prioritätenreihung in einem umfassenden Masterplan, der einerseits alle nutzbaren Potenziale der Energieeinsparung und -effizienz einbezieht und andererseits die letzten ökologisch wertvollen Flussstrecken schützt. Bereits jetzt sind 80 Prozent aller österreichischen Flüsse und Bäche zerstört; nur noch 6 Prozent gelten als ökologisch intakt. In Tirol sind beispielsweise nur mehr 22 Seitenbäche energiewirtschaftlich nicht genutzt.
Auch eine Optimierung bestehender Wasserkraftwerke trägt aus Sicht des WWF zur Effizienzsteigerung erheblich bei. So erreichte das Land Oberösterreich durch die Modernisierung von mehr als 200 Anlagen eine Effizienzsteigerung um durchschnittlich 30 Prozent und konnte somit seine Ökostromproduktion um 50 GWh pro Jahr erhöhen. Beim Ausbau oder der Modernisierung von Kraftwerken dürfen jedoch Flussschutzgebiete wie beim Lech-Kraftwerk Spullersee oder den Rietzer und Mieminger Innauen bei Telfs nicht gefährdet werden.
Im Sinne der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie hat im Zuge der Planung von Maßnahmen an Flüssen zudem eine offene Diskussion und Abstimmung mit allen beteiligen Interessensgruppen zu erfolgen. Die breite Beteiligung von Naturschutz, Fischerei, Tourismus und lokaler Bevölkerung findet jedoch bei vielen Kraftwerksprojekten nicht zufriedenstellend statt.
Rückfragehinweis:
Nicole Schreyer, Leiterin WWF Alpenprogramm, Tel. 0512 57 35 34
Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-239, E-Mail: presse@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Good News: Spektakuläres Comeback von Tiger Gamma in Thailand
Erfreuliche Wendung in Thailand: Der verschollen geglaubte Tiger Gamma ist wieder aufgetaucht. Seine Reise durch neu geschaffene Wildtierkorridore zeigt eindrucksvoll, wie Tiger-Schutz wirkt.
Silvester: Stressnacht für Tiere und Umwelt – WWF fordert Verbot von Böller-Verkauf
Leid für Wild- und Haustiere, Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefahren durch Feuerwerkskörper – WWF fordert Verkaufsstopp
Neuer Biodiversitätsbericht: WWF fordert Naturschutz-Offensive
Wissenschaft warnt vor Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise für Österreich und schlägt Lösungen vor – WWF für rasche Umsetzung „natürlicher Schutzmaßnahmen”
WWF-Erfolg: Kameras filmen Tiger in Myanmar
In Nagaland gelang nach 5 Jahren erstmals wieder der Nachweis eines Tigers. Ein Erfolg eines Wildtierkameras-Projekts, das bereits über 30 Säugetierarten festgehalten hat.
WWF: Fünf Tipps für einen umweltfreundlichen Weihnachtsbaum
Österreicher:innen greifen zu echten Weihnachtsbäumen – WWF zeigt, worauf es bei einem nachhaltigen Christbaum ankommt
WWF: Verordnung zur Biber-Tötung in Oberösterreich Rückschritt für Arten- und Naturschutz
Bis zu 158 Biber pro Saison in Oberösterreich zur Tötung freigegeben – Vorgehen der Landesregierung widerspricht EU-Recht
WWF: Anti-Umwelt-Paket der EU ist gefährlicher Irrweg
Naturschutzorganisation kritisiert Brechstangen-Politik gegen wichtige Standards – EU-Kommission handelt fahrlässig und verantwortungslos
Good News: CITES stärkt Schutz für Meerestiere und Großkatzen
Ein Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen: Bei der CITES-Konferenz wurde beschlossen, dass viele Arten endlich besser geschützt werden. Doch es gab auch Enttäuschungen, etwa beim Schutz von Aalen und Singvögeln.













