Umweltschutzorganisation: Ablehnung der Länder beruht auf einem inhaltlich längst überholten Verhandlungsstand – Blockade einer europaweiten Weichenstellung durch Österreich sachlich nicht mehr zu rechtfertigen
Freudentag für Tirols Natur: Isel wird Natura 2000 Gebiet
WWF Presseaussendung
Innsbruck, 3. März 2015 – Mit den heute präsentierten Nachnominierungen von Natura 2000 Gebieten in Tirol beendete Naturschutzlanderätin Ingrid Felipe ein monatelanges Rätselraten. Die Isel in Osttirol wird endlich zum Natura 2000 Gebiet. Als einer der letzten frei fließenden Flüsse Tirols hat die Isel in Fachkreisen längst eine Sonderstellung unter den Alpenflüssen. Die Isel ist ein wertvoller Lebensraum für geschützte Tiere und Pflanzen. Längst überfällig war somit auch eine Unterschutzstellung des Gewässers. Heute wurde die von der Wissenschaft, aber auch von der Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol, geforderte gesamte Fließstrecke der Isel als Natura 2000 Gebiet berücksichtigt. „Das ist ein Freudentag nicht nur für den WWF sondern auch für die Bürgerinitiative im Oberen Iseltal, die sich jahrelang gegen das geplante Kraftwerk Prägraten–Virgen–Matrei eingesetzt haben“, so Gebhard Tschavoll, der sich seit Jahren für diesen Erfolg eingesetzt hat.
Zu den Freudentränen der Naturschützer mischt sich aber auch die Trauer, dass die Zubringer Schwarzach und Kalserbach nicht ausgewiesen wurden. Der WWF hat zusammen mit anerkannten österreichischen Experten für Fließgewässerökologie gefordert, auch die Zubringer in das Schutzgebiet aufzunehmen. Leider wurden hier nur kleine Abschnitte in den Oberläufen der Bäche ausgewiesen. „Dies hat fachlich keine Grundlage sondern ist ein klares Zugeständnis an die Energiewirtschaft, denn an beiden Bächen sind Kraftwerke geplant“, so Tschavoll.
Der Tauernbach teilt das Schicksal der Zubringerflüsse. Obwohl im Erstvorschlag der Abteilung Umweltschutz im zukünftigen Schutzgebiet enthalten, wurde der gesamte Tauernbach nicht ausgewiesen. Und das obwohl unterhalb der Proseggklamm sehr viele streng geschützte Deutsche Tamarisken vorkommen. „Der Tauernbach zwischen der Klamm und Matrei in Osttirol hätte ein hervorragendes Potenzial für ökologische Aufweitungen und Verbesserungen im Hochwasserschutz“, erklärt der WWF-Experte. Am Tauernbach gibt es aber ein mit dem Schutz des Lebensraumes offenbar unvereinbares Projekt der TIWAG.
„Die Isel und ihr gesamtes Einzugsgebiet sind ein alpenweit noch einzigartig intaktes Gletscherflusssystem. Es wäre zu wünschen, dass dies auch so bleibt und nicht stückweise in Restwasser- und Staustrecken verwandelt wird“, meint Tschavoll abschließend.
Weitere Informationen:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01-48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at; Web: www.wwf.at.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Schulterschluss gegen Ausbau Kraftwerk Kaunertal: Umweltschutzorganisationen appellieren mit Mitmach-Aktion an Tirols Landeshauptmann
WWF und GLOBAL 2000 starten E-Mail-Aktion mit öffentlichem Protest im Kühtai: Naturverträgliche Energiewende gefordert – LH Mattle muss Ausbau Kraftwerk Kaunertal stoppen und einzigartiges Platzertal retten
WWF: Brutfloß soll Überleben der Flussseeschwalbe sichern
Letzte Brutkolonie der Flussseeschwalbe im Osten Österreichs durch Flussregulierungen vom Aussterben bedroht – künstliches Brutfloß als sicherer Nistplatz – WWF fordert Schutzgebiete und Renaturierungen an der March
WWF-Erfolg: Ein Brutfloß für Flussseeschwalben
Ein Making-Of-Video zeigt unseren jüngsten Erfolg: Wir haben an der March ein Brutfloß für Flussseeschwalben gebaut! Die Zugvögel sind hierzulande akut vom Aussterben bedroht.
VCÖ und WWF: Mehr als 17.000 Hasen pro Jahr Opfer des Straßenverkehrs
Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Natürliche Schutzmaßnahmen: WWF, Österreichische Bundesforste und viadonau stellen gemeinsame Projekte vor
Umweltschutzorganisation und Unternehmen zeigen gemeinsam Vorteile natürlicher Schutzmaßnahmen – für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft
WWF-Umfrage zur EU-Wahl: Drei von fünf Parteien wollen starken Green Deal
WWF-Check zeigt Unterstützung für Green Deal mit „zusätzlichen und stärkeren“ Maßnahmen – Große Unterschiede bei Natur- und Klimaschutz sowie Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF: Dringend Alternativstandorte für Krankenhaus Gols prüfen
Negative Folgen für Wasserhaushalt und geschützte Arten – Naturverträglichere Alternativen in unmittelbarer Nähe vorhanden – WWF fordert bessere Standortprüfung
EU-Renaturierungsgesetz: WWF kritisiert fahrlässige Bundesländer-Blockade
Umweltschutzorganisation: Bundesländer blockieren europäischen Kompromiss – Angriff auf Naturschutz ist verantwortungslos