Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
Gefiederte Gäste: 179 Seeadler verbringen diesen Winter in und um Österreich

Wien, Orth/Donau, am 13. März 2017– Etwa 30 Vogelkundler trotzten Kälte und Wind, um im vergangenen Jänner entlang unserer Flüsse und Auen nach Seeadlern Ausschau zu halten und sie fachkundig zu zählen. Nun liegen die Ergebnisse der winterlichen Bestandsaufnahme vor: 179 Seeadler halten sich gerade in Österreich und den Grenzregionen auf – für BirdLife, Nationalpark Donau-Auen, WWF und das Land Niederösterreich ein schöner Erfolg, der Ostösterreich als bedeutendsten Lebensraum für den gefährdeten Greifvogel ausweist. Niederösterreichs Naturschutz-Landesrat Stephan Pernkopf lobt das Schutzprojekt für Österreichs Wappenadler: „Der Seeadler ist ein wichtiger Bestandteil unseres Naturlands Niederösterreich. Die erfreulichen Ergebnisse der Winterzählung ist eine Bestätigung der konsequenten Artenschutzbemühungen der NGOs und des Landes Niederösterreich über die Ländergrenzen hinweg.“
Der Winterbestand setzt sich aus den heimischen Brutpaaren und Jungvögeln, die bei uns geboren wurden, sowie den Wintergästen aus Nord- und Osteuropa zusammen. „Dort sind die Gewässer im Winter großteils zugefroren. Weil die Adler aber Fische und Wasservögel als Hauptnahrungsquelle brauchen, machen sich vor allem junge Adler jedes Jahr im November und Dezember auf den Weg nach Mitteleuropa, um sich an eisfreien Gewässern niederzulassen“, erklärt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. Die meisten Adler fliegen spätestens im März wieder zurück. Die Brutpaare bleiben jedoch bei uns. Im Frühjahr 2016 haben 24 Paare in Österreich gebrütet und auf den großen Baumhorsten erfolgreich 31 Junge großgezogen. „Im Nationalpark Donau-Auen waren es sechs Jungtiere. Wir hoffen auf eine ebenso erfolgreiche Brutsaison 2017“, hält Christian Baumgartner vom Nationalpark Donau-Auen fest. Um die weitere Entwicklung der Adler gut verfolgen zu können und sie bestmöglich vor Gefahrenquellen zu schützen, werden der WWF und der Nationalpark Donau-Auen auch heuer wieder einzelne bei uns geschlüpfte Seeadler mit Satellitensendern versehen.
Die beliebtesten Seeadler-Gebiete in Österreich
Mit 66 Adlern führen die March-Thaya-Auen erneut die Liste der besten Überwinterungsgebiete an, gefolgt von den Donau-Auen mit 38 Tieren und dem Waldviertel mit 23 Seeadlern.
Ergebnisse der Winterzählung pro Bundesland
- 66 in den March-Thaya-Auen (Niederösterreich) inkl. Grenzgebiet zu Tschechien und Slowakei
- 38 in den Donau-Auen (Niederösterreich, östlich und westlich von Wien)
- 23 im Waldviertel (Niederösterreich)
- 22 im Seewinkel und Hanság (Burgenland bzw. Ungarn)
- 11 auf der Parndorfer Platte (Burgenland)
- 5 im Südburgenland und in der Oststeiermark
- 6 im Weinviertel (Niederösterreich)
- 2 am Unteren Inn (Oberösterreich)
Gefahr noch nicht gebannt
Der imposante Seeadler ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 230 Zentimetern Europas größter Adler. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde er gezielt verfolgt und sein Lebensraum zerstört. Dank engagierter Schutzmaßnahmen ist er wieder nach Österreich zurückgekehrt, im Jahr 2001 kam es zur ersten erfolgreichen Brut. Doch nicht alle freuen sich über das Comeback der Großgreifvögel: „Nach wie vor fallen Seeadler illegalen Abschüssen und gezieltem Gifteinsatz zum Opfer oder verenden, wenn sie mit bleihaltiger Jagdmunition erlegte Wildtiere fressen“, bedauert Christian Pichler, Seeadlerexperte des WWF.
Bei der so genannten Synchronzählung werden alle Gebiete, in denen sich Seeadler aufhalten, kontrolliert. Auch die angrenzenden Nachbarländer werden einbezogen, da wichtige Lebensräume wie die March-Thaya-Auen oder das Neusiedlersee-Gebiet grenzüberschreitend sind. Doppelte Registrierungen werden vermieden, indem die Adler hinsichtlich Beobachtungszeitpunkt und –ort, Flugrichtung und Altersklasse unterschieden werden.
Die Zählung wurde durch die Europäische Union und das Land Niederösterreich finanziert. Träger ist die Abteilung Naturschutz des Landes Niederösterreich in Zusammenarbeit mit der Energie- und Umweltagentur NÖ (eNu), dem WWF und BirdLife Österreich.
Rückfragehinweis und Fotos:
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.
Seeadler getötet: WWF und BirdLife fordern Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität
Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.
Zerstörung Schwarze Sulm: Umweltverbände ziehen gegen Kraftwerkspläne erneut vor Gericht
WWF, ÖKOBÜRO und Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe reichen Revision beim Höchstgericht ein – Forderung nach endgültigem Projektstopp und verbindlichen Schutz für frei fließende Flüsse
WWF warnt zum Ferienstart vor Artenschmuggel im Gepäck
Mitbringsel aus seltenen Tier- und Pflanzenarten gefährden Artenvielfalt – Geld- und Gefängnisstrafen drohen auch bei ungewolltem Schmuggel – WWF-Souvenir-Ratgeber klärt auf
Neuer WWF-Bodenreport: Bis 2050 drohen weitere 1.000 Quadratkilometer verloren zu gehen
Politische Ziele bislang deutlich verfehlt, Prognose negativ – WWF fordert Kurswechsel mit Bodenschutz-Vertrag