Zehn Jahre nach Paris muss Politik endlich liefern – Weltweiter Kraftakt notwendig, um 1,5-Grad-Ziel doch noch zu schaffen
Isel: Nein zum Stromgewinnungs-Poker auf Kosten der Natur !
Innsbruck, am 29. Februar 2012 – „Ja zum Schutz der Isel – Nein zu Kraftwerken in der Nationalparkregion!“ So lautet der Tenor der heute in Innsbruck versammelten Kämpfer für den Erhalt der Isel. Mit einer Installation am Innsbrucker Landhausplatz machen der WWF, Osttiroler Bürgerinitiativen und Privatpersonen aus der Werbe- und Tourismuswirtschaft gemeinsam auf die Bedrohung des naturbelassenen Gletscherflusses aufmerksam. Gleich zwei Großkraftwerke sind am Oberlauf geplant. „Es wäre eine Sünde, wenn man das Juwel Isel durch Kraftwerke zerstört“ und „Die Zukunft Osttirols liegt in der Erhaltung der Natur – nicht in der Verbauung!“ steht auf menschlichen Silhouetten zu lesen, die stellvertretend für viele kritische Stimmen aus der Bevölkerung auf dem Landhausplatz aufmarschiert sind. Die Isel ist ein ganz besonderes Naturjuwel und darf nicht zum Spielball kommerzieller Geschäfte werden, sind sich die Gegner der Kraftwerke einig.
„Osttirol hat sich im Gegensatz zu vielen anderen Teilen Österreichs seine unverfälschte Natur bewahrt. An der Isel ein Großkraftwerk zu errichten, kann man nur als Schnapsidee bezeichnen“, schüttelt Adolf Berger von der Bürgerinitiative gegen das Kraftwerk Virgental den Kopf. „Das Besondere an der Isel ist ihre Unversehrtheit. Mit dem Verlust der Naturschönheiten der Isel geht den Gemeinden auch ein enorm wichtiges Naherholungsgebiet verloren“, so Berger weiter. Das geplante Kraftwerk im Virgental, würde Iselwasser auf einer Strecke von 15 Kilometern, also im gesamten Siedlungsraum des Virgentales, in einen Stollen zwängen – mit massiven negativen Auswirkungen auf die wertvolle Flussnatur.
Auch für den Tourismus sind die Kraftwerkspläne kontraproduktiv, sind Touristiker in Osttirol überzeugt. „Ein Kraftwerk an der Isel würde dem Osttiroler Wander- und Bergtourismus sein Herz rauben – und das gerade in einer Zeit, wo vor allem das Wandern in so vielen Zielmärkten, wie dem Hauptmarkt Deutschland, so stark boomt“, erklärt der Medienberater und Touristiker Franz Rohracher. „Virgen und Prägraten, sowie das gesamte hintere Iseltal und deren Handwerks- und Gastbetriebe leben vor allem vom Tourismus. Das alles soll nachhaltig zerstört werden – durch kurzsichtiges Profitdenken?“
Rohrachers Kollege Pepi Kreuzer, Aufsichtsrat des Touristikverbandes Osttirol, schlägt in dieselbe Kerbe: „Als Hotelier mit 40-jähriger Erfahrung bin ich mir unserer unberührten ‚Osttiroler Wassersensationen’ bewusst. Wenn wir das alles in die Waagschale werfen, dürfen wir unsere Gewässer nicht der Geldgier opfern!“, sagt Kreuzer. In Osttirol ist die Isel mit ihren Umbalfällen im Nationalpark Hohe Tauern das touristische Highlight, so Rohracher und Kreuzer unisono.
Wolfgang Retter, Gründer der Plattform Netzwerk Wasser Osttirol und langjähriger Iselkämpfer, über die Besonderheiten des Flusses: „Die Isel beherbergt neben dem Lech die größten Bestände der Deutschen Tamariske in Österreich. Außerdem bietet dieser letzte frei fließende Gletscherfluss der Ostalpen weiteren seltenen Tier- und Pflanzenarten, wie dem Flussuferläufer, noch Lebensraum. Es wäre ein Affront, diese Wiege der Artenvielfalt für ein paar Kilowattstunden Strom zu opfern“, so Retter.
Die Installation am Innsbrucker Landhausplatz soll all diese Stimmen für den Erhalt der Isel und gegen das Kraftwerk im Virgental darstellen. Alle Stimmen sind auf www.fluesse-voller-leben.at nachzulesen. Zahlreiche Prominente wie der Soziologe Roland Girtler und der Extrembergsteiger und –skifahrer Axel Naglich haben sich den Naturschützern angeschlossen. „Das geplante Kraftwerk an der Isel dient nur scheinbar der Energieversorgung der Gemeinden“, meint Christoph Litschauer vom WWF. „Es kann nicht sein, dass in der Nationalparkregion Hohe Tauern Geldbeschaffung über Naturwerte gestellt wird. Der Erhalt und Schutz dieses einzigartigen Naturjuwels muss Vorrang haben!“, ist Litschauer überzeugt.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Scheue Pallaskatze im indischen Himalaja entdeckt
Im indischen Hochgebirge ist WWF-Forscher:innen eine spektakuläre Entdeckung gelungen: Erstmals konnten sie dort die scheue Pallaskatze fotografieren. Außerdem verzeichneten sie neue Rekorde zu Wildkatzen in dem Gebiet.
WWF: Neues EU-Klimaziel 2040 wird durch Tricks und Klauseln ausgehöhlt
Umweltorganisation kritisiert „faulen Kompromiss“ der Politik – Wirksamer Klima- und Naturschutz in Europa anstelle teurer Schlupflöcher und Scheinlösungen
Neuer Report: WWF alarmiert über illegalen Handel mit asiatischen Großkatzen
Zunehmender Handel mit geschützten Arten im Internet – WWF warnt vor kriminellen Verflechtungen bis nach Europa und fordert bessere internationale Zusammenarbeit
WWF entdeckt extrem scheue Pallaskatze auf fast 5.000 Metern Höhe
Spektakuläre Entdeckung: WWF fotografiert erstmals eine Pallaskatze im indischen Hochgebirge – Neue Rekorde zu weiteren Wildkatzen in der Region – Besserer Schutz der Artenvielfalt des Himalajas gefordert
WWF-Studie: 190 Hektar neue Moorflächen in Österreichs Alpenraum bestätigt
Rund 90 Prozent der neu bestätigten Moore in keinem guten Zustand – WWF fordert Analyse weiterer Potenzialflächen und Moor-Renaturierung
WWF-Erfolg: Neuer Laichplatz für Fische an Tiroler Fluss
Im Rahmen des Projektes INNsieme connect wurden wichtige Kieslebensräume am Schlitterer Gießen wiederhergestellt. Mit vollem Erfolg: Die erste Bachforelle nahm den neuen Laichplatz sofort an.
WWF warnt vor Gewerbepark-Wildwuchs durch neue Autobahnen
Analyse zeigt rasantes Wachstum der Gewerbeflächen – Straßen als Magnet für neue Gewerbeparks – WWF fordert Umdenken in Raumordnungs-, Verkehrs- und Steuerpolitik
Sensationsfund in der Drau: Ausgestorben geglaubter Stör wieder entdeckt
WWF erfreut über überraschenden Fund und bestärkt im Einsatz zur Rettung der letzten Störe – Wiederherstellung von Fluss-Lebensräumen durch ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes gefordert












