WWF erkämpft Akteneinsicht in Landes-Gutachten und belegt unvollständige Tiwag-Unterlagen – Sachverständige sehen offene Gefahren – WWF fordert Stopp des UVP-Verfahrens
Megaprojekt Pitztal-Ötztal: WWF Österreich fordert Gletscher-Gipfel
Innsbruck / Wien, am 15. November 2019. Aufgrund des massiven öffentlichen Widerstands gegen die Gletscher-Verbauung Pitztal-Ötztal fordert der WWF Österreich von Landeshauptmann Günther Platter einen zeitnah abgehaltenen „Gletscher-Gipfel“. In einem Offenen Brief an Platter schlägt die Umweltschutzorganisation vor, den durch die Verschiebung der UVP-Verhandlung auf 2020 gewonnen Zeitraum für wichtige Weichenstellungen zu nutzen. Dabei solle es insbesondere um einen effektiven Gletscherschutz ohne Ausnahmen sowie um die touristischen Zukunftsaussichten und Endausbaugrenzen im Hochgebirge gehen. „Immer mehr Menschen wünschen sich neue umweltschonende Angebote. Daher muss die Politik endlich Zukunftskonzepte für einen naturverträglichen, nachhaltigen Wintertourismus vorlegen. Denn die Strategie des ständigen Wachstums hat ihre ökologischen Grenzen schon längst übertroffen“, sagt Hanna Simons, Leiterin Natur- und Umweltschutz beim WWF Österreich. „Der heimische Tourismus muss die aktuellen Herausforderungen durch die Klimakrise und den steigenden Lebensraumverlust endlich ernst nehmen. Weitere Verbauungen unberührter Natur sind definitiv die falsche Antwort auf die Erderhitzung und den Biodiversitätsverlust im Alpenraum.“
Gletscher-Verbauung ist nicht genehmigungsfähig
Im Brief an den Landeshauptmann untermauert der WWF Österreich seine inhaltliche Kritik am Megaprojekt Pitztal-Ötztal. „Das geplante Projekt ist aufgrund der europarechtlichen Vorgaben, der Verpflichtungen aus der Alpenkonvention und der Grundsätze des Tiroler Naturschutzgesetzes nicht genehmigungsfähig. Dazu kommt, dass es aufgrund seiner Dimensionen nicht als Schigebietserweiterung bzw. -zusammenschluss anzusehen, sondern als Neuerschließung zu werten ist, die gemäß dem Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm nicht zulässig ist“, schreibt Hanna Simons. Immerhin beanspruchen 77 Prozent der bestehenden Schigebietszonen in Tirol eine kleinere Fläche und dabei sind Projektbestandteile wie die Zubringerbahn noch gar nicht berücksichtigt.
Breite Ablehnung gegen Megaprojekt Pitztal-Ötztal
Nicht zuletzt verdeutlicht auch die neuerliche Verschiebung der UVP aufgrund offener Gutachten die vielen Ungereimtheiten der Gletscher-Verbauung. „Seit bald einem halben Jahr wird an einem Umweltverträglichkeitsgutachten gearbeitet. Dabei ist längst klar: der massive Umbau von intakter Gletscherfläche zu Skipisten, der Abtrag eines Berggrats um 120.000 Kubikmeter und die Asphaltierung eines Speicherteichs in dieser hochsensiblen Landschaft können schlichtweg nicht umweltverträglich sein“, erklärt WWF-Landschaftsökologe Josef Schrank.
In nur einem Monat haben bereits weit mehr als 140.000 Menschen eine Petition der Bürgerinitiative Feldring für den Stopp des Projekts unterschrieben. Zusätzlich haben über 6.900 Menschen im Zuge einer WWF-Initiative persönliche Protestmails direkt an Landeshauptmann Platter geschrieben, um eine Ablehnung zu erwirken sowie verbindliche Endausbaugrenzen und einen Gletscherschutz ohne Ausnahmen zu fordern. Denn heute sind nur mehr sieben Prozent der österreichischen Staatsfläche noch ursprünglich und frei von großtechnischer Infrastruktur.
Fotos in Druckauflösung zum Download (zur honorarfreien Verwendung mit Credit: © WWF / Vincent Sufiyan):

Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan, WWF-Pressesprecher, Tel.: +43 676 834 88 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Josef Schrank, WWF-Landschaftsökologe, Tel.: +43 676 834 88 299, E-Mail: josef.schrank@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Schlechtes Zwischenzeugnis für Österreichs Renaturierungsplan
Europaweite Analyse durch mehrere Umweltverbände: Österreich landet in der Kategorie der Länder mit geringen Fortschritten – Mehr Ambition und Budgetsicherheit für Renaturierung gefordert
Good News: Spektakuläres Comeback von Tiger Gamma in Thailand
Erfreuliche Wendung in Thailand: Der verschollen geglaubte Tiger Gamma ist wieder aufgetaucht. Seine Reise durch neu geschaffene Wildtierkorridore zeigt eindrucksvoll, wie Tiger-Schutz wirkt.
Silvester: Stressnacht für Tiere und Umwelt – WWF fordert Verbot von Böller-Verkauf
Leid für Wild- und Haustiere, Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefahren durch Feuerwerkskörper – WWF fordert Verkaufsstopp
Neuer Biodiversitätsbericht: WWF fordert Naturschutz-Offensive
Wissenschaft warnt vor Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise für Österreich und schlägt Lösungen vor – WWF für rasche Umsetzung „natürlicher Schutzmaßnahmen”
WWF-Erfolg: Kameras filmen Tiger in Myanmar
In Nagaland gelang nach 5 Jahren erstmals wieder der Nachweis eines Tigers. Ein Erfolg eines Wildtierkameras-Projekts, das bereits über 30 Säugetierarten festgehalten hat.
WWF: Fünf Tipps für einen umweltfreundlichen Weihnachtsbaum
Österreicher:innen greifen zu echten Weihnachtsbäumen – WWF zeigt, worauf es bei einem nachhaltigen Christbaum ankommt
WWF: Verordnung zur Biber-Tötung in Oberösterreich Rückschritt für Arten- und Naturschutz
Bis zu 158 Biber pro Saison in Oberösterreich zur Tötung freigegeben – Vorgehen der Landesregierung widerspricht EU-Recht
WWF: Anti-Umwelt-Paket der EU ist gefährlicher Irrweg
Naturschutzorganisation kritisiert Brechstangen-Politik gegen wichtige Standards – EU-Kommission handelt fahrlässig und verantwortungslos













