WWF-Berechnung auf Basis von Satellitendaten zeigt um 35 Prozent höhere Versiegelung – Pro-Kopf-Werte in St. Pölten, Wiener Neustadt und Villach am höchsten – WWF fordert mehr Grünräume
Megaprojekt Pitztal-Ötztal: WWF Österreich fordert Gletscher-Gipfel
Innsbruck / Wien, am 15. November 2019. Aufgrund des massiven öffentlichen Widerstands gegen die Gletscher-Verbauung Pitztal-Ötztal fordert der WWF Österreich von Landeshauptmann Günther Platter einen zeitnah abgehaltenen „Gletscher-Gipfel“. In einem Offenen Brief an Platter schlägt die Umweltschutzorganisation vor, den durch die Verschiebung der UVP-Verhandlung auf 2020 gewonnen Zeitraum für wichtige Weichenstellungen zu nutzen. Dabei solle es insbesondere um einen effektiven Gletscherschutz ohne Ausnahmen sowie um die touristischen Zukunftsaussichten und Endausbaugrenzen im Hochgebirge gehen. „Immer mehr Menschen wünschen sich neue umweltschonende Angebote. Daher muss die Politik endlich Zukunftskonzepte für einen naturverträglichen, nachhaltigen Wintertourismus vorlegen. Denn die Strategie des ständigen Wachstums hat ihre ökologischen Grenzen schon längst übertroffen“, sagt Hanna Simons, Leiterin Natur- und Umweltschutz beim WWF Österreich. „Der heimische Tourismus muss die aktuellen Herausforderungen durch die Klimakrise und den steigenden Lebensraumverlust endlich ernst nehmen. Weitere Verbauungen unberührter Natur sind definitiv die falsche Antwort auf die Erderhitzung und den Biodiversitätsverlust im Alpenraum.“
Gletscher-Verbauung ist nicht genehmigungsfähig
Im Brief an den Landeshauptmann untermauert der WWF Österreich seine inhaltliche Kritik am Megaprojekt Pitztal-Ötztal. „Das geplante Projekt ist aufgrund der europarechtlichen Vorgaben, der Verpflichtungen aus der Alpenkonvention und der Grundsätze des Tiroler Naturschutzgesetzes nicht genehmigungsfähig. Dazu kommt, dass es aufgrund seiner Dimensionen nicht als Schigebietserweiterung bzw. -zusammenschluss anzusehen, sondern als Neuerschließung zu werten ist, die gemäß dem Tiroler Seilbahn- und Schigebietsprogramm nicht zulässig ist“, schreibt Hanna Simons. Immerhin beanspruchen 77 Prozent der bestehenden Schigebietszonen in Tirol eine kleinere Fläche und dabei sind Projektbestandteile wie die Zubringerbahn noch gar nicht berücksichtigt.
Breite Ablehnung gegen Megaprojekt Pitztal-Ötztal
Nicht zuletzt verdeutlicht auch die neuerliche Verschiebung der UVP aufgrund offener Gutachten die vielen Ungereimtheiten der Gletscher-Verbauung. „Seit bald einem halben Jahr wird an einem Umweltverträglichkeitsgutachten gearbeitet. Dabei ist längst klar: der massive Umbau von intakter Gletscherfläche zu Skipisten, der Abtrag eines Berggrats um 120.000 Kubikmeter und die Asphaltierung eines Speicherteichs in dieser hochsensiblen Landschaft können schlichtweg nicht umweltverträglich sein“, erklärt WWF-Landschaftsökologe Josef Schrank.
In nur einem Monat haben bereits weit mehr als 140.000 Menschen eine Petition der Bürgerinitiative Feldring für den Stopp des Projekts unterschrieben. Zusätzlich haben über 6.900 Menschen im Zuge einer WWF-Initiative persönliche Protestmails direkt an Landeshauptmann Platter geschrieben, um eine Ablehnung zu erwirken sowie verbindliche Endausbaugrenzen und einen Gletscherschutz ohne Ausnahmen zu fordern. Denn heute sind nur mehr sieben Prozent der österreichischen Staatsfläche noch ursprünglich und frei von großtechnischer Infrastruktur.
Fotos in Druckauflösung zum Download (zur honorarfreien Verwendung mit Credit: © WWF / Vincent Sufiyan):
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan, WWF-Pressesprecher, Tel.: +43 676 834 88 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Josef Schrank, WWF-Landschaftsökologe, Tel.: +43 676 834 88 299, E-Mail: josef.schrank@wwf.at
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