Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Tirol im Kraftwerksrausch ohne Wenn und Aber

Wien, Innsbruck, am 17. Juni 2009 – Ende Mai hat die Tiroler Landesregierung ein privates Planungsbüro mit einer Studie beauftragt, in der sämtliche Potenziale für den Ausbau der Wasserkraft an Tirols Gewässern erhoben werden sollen. Eine Einbeziehung der betroffenen Öffentlichkeit ist laut WWF – selbst gemeinsam mit den Lebensministerium Partner der Tiroler Landesregierung im Rahmen der Initiative “der.inn – lebendig uns sicher” – unbedingt notwendig und bislang nicht erfolgt. “Es kann nicht angehen, dass in einem ganz Tirol umfassenden, umfangreichen Prozess die Auswahl möglicher Kraftwerksstandorte alleine einer privaten Firma überlassen wird und alle anderen Interessen ausgeklammert werden!”, ist Andreas Wurzer, Stv. Geschäftsführer des WWF Österreich, empört. “Tirols Flüsse sind zu kostbar, um so mit ihnen umzugehen!”
Mögliche Kraftwerkssstandorte dürfen nicht nur nach technischen und wirtschaftlichen Aspekten beurteilt werden, sondern müssen ökologische Anliegen ebenso berücksichtigen, wie die Interessen der Fischerei, des Hochwasserschutzes, des Trinkwassers, der Grundbesitzer und aller anderen betroffenen Öffentlichkeiten wie NGOs, so der WWF. Eine solche Partizipation aller betroffenen Interessen von Anfang an ist auch eine zentrale Forderung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der EU.
Der WWF tritt nicht generell gegen die Nutzung der Wasserkraft ein, fordert jedoch eine klare Prioritätenreihung in einem umfassenden Plan, der Revitalisierungspotentiale mit einbezieht, Retentionsflächen für den Hochwasserschutz berücksichtigt, und die letzten wertvollen Flussstrecken Tirols vor der Zerstörung schützt. “Es ist ein Rückschritt in die demokratiepolitische Steinzeit, wenn Kraftwerke in einem Schnellschuss von oben verordnet und durchgepeitscht werden”, so Wurzer.
In ganz Tirol gibt es nur noch 22 Seitenbäche, die nicht für die Wasserkraft genutzt werden. Die letzten intakten Bereiche des Inn wie das Sonderschutzgebiet der Rietzer und Mieminger Innauen, dürfen nicht den energiewirtschaftlichen Interessen geopfert werden.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, +43 1 48817 250
Andreas Wurzer, Stv. WWF-Geschäftsführer, +43 1 48817 255
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen
Erster Welttag der Gletscher: WWF für lückenlosen Schutz
Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten
Video: So arbeiten Naturschutzhunde gegen Wildtierkriminalität
Lea ist der erste WWF-Naturschutzhund. Im Video gibt es Einblicke, wie sie in der Praxis arbeitet.
Neuer WWF-Report: Tiefseebergbau würde Nachhaltigkeitsziele aushebeln
Internationale Meeresbodenbehörde berät über Rohstoffabbau in der Tiefsee – Neuer WWF-Report zeigt Risiken auf: UN-Nachhaltigkeitsziele und Weltnaturabkommen gefährdet
Nach Tiwag-Eingeständnis: WWF fordert Mattle zu Kaunertal-Stopp auf
Tiwag bestätigt, dass Bildung von Gletscherseen bisher “kein Thema” war – Risiko für Flutwelle wird ignoriert – WWF: “Mattle muss die Reißleine ziehen”