Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
Wahl 2015: Öffentliche Kandidaten-Befragung zur Zukunft der Pyhrn-Priel-Region

Presseinformation der Freunde des Warscheneck
Per Offenen Brief richtete die Initiative „Freunde des Warscheneck“ – ein Zusammenschluss der großen Alpin- und Naturschutzorganisationen Österreichischer Alpenverein, Naturfreunde Österreich, WWF Österreich und Naturschutzbund – heute zwölf Fragen zur touristischen Zukunftsentwicklung der Pyhrn-Priel-Region an alle Kandidatinnen und Kandidaten zur oberösterreichischen Landtagswahl sowie, in den betroffenen Gemeinden, zur Gemeinderatswahl.
„Wir wenden uns in großer Sorge um die nachhaltige Zukunftsentwicklung der Pyhrn-Priel-Region heute in einem Offenen Brief an Sie. Das wichtigste Kapital dieser Region ist die vielfältige Naturlandschaft und die grandiose alpine Kulisse“, heißt es in dem Schreiben. Die Vereine äußern schwere Bedenken gegen die nun wieder aufflammenden Diskussionen über eine Verbindung der Skigebiete Hinterstoder – Höss und Wurzeralm über das Warscheneck: Die geplante Skischaukel würde die Landschaft mit Liftanlagen, Pisten und Verkehrsanlagen irreversibel verschandeln und beträchtliche Finanzmittel binden. Dadurch wäre das Potential für eine positive Entwicklung des Ganzjahrestourismus in Gefahr. Es gäbe auf Grund der landschaftlichen und geologischen Gegebenheiten keine „vernünftige, naturverträgliche und wirtschaftlich sinnvolle Variante“ für eine derartige Verbindung.
Außerdem würde der fortschreitende Klimawandel die Rentabilität der Skigebiete zunehmend in Frage stellen: „Die aktuellen Klimamodelle lassen befürchten, dass die Schneefallgrenze in den kommenden Jahrzehnten zusehends in Richtung der alpinen Kammlagen wandern wird und Winterniederschläge vermehrt als Regen auftreten werden – auch in den bislang noch eher schneesicheren Nordlagen der Alpen.“
Die Initiatoren der Aktion lehnen es klar ab, dass dieses Projekt quasi „um jeden Preis“ durchgepeitscht wird, um Investoreninteressen zu genügen und eine künstlich hergestellte Erwaltungshaltung in Teilen der Öffentlichkeit zu bedienen. „Politik hat die Aufgabe Zukunft zu gestalten und – entsprechend der Leitideen des Vorsorgeprinzips – eine gute Basis für das Leben zukünftiger Generationen herzustellen“, so die Verbände in dem Schreiben.
Um den Wählerinnen und Wählern zur Landtagswahl bzw. in den betroffenen Gemeinden ein klares Bild der An- und Absichten der Kandidatinnen du Kandidaten zu vermitteln, übermittelten die Alpin- und Naturschutzverbände heute folgende zwölf Fragen:
1.Welche Maßnahmen müssen Ihrer Ansicht nach in der kommenden politischen Funktionsperiode gesetzt werden, um eine „klimasichere“ und naturverträgliche Tourismus-Entwicklung in der Pyhrn-Priel-Region sicher zu stellen?
2.Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, das Skigebiet Wurzeralm zu erhalten bzw. attraktiver zu machen?
3.Welche Maßnahmen halten Sie für sinnvoll, um den zunehmenden Trend zum Urlaub „in der Nähe“ und „in der Natur“ auch in der Pyhrn-Priel-Region besser zu nutzen?
4.Was soll mit den Liftanlagen geschehen, wenn ihr Betrieb wegen des Klimawandels nicht mehr rentabel ist?
5.Sprechen Sie sich für die Einrichtung eines vom Liftbetreiber dotierten Fonds aus, der Abriss- und Renaturierungskosten übernimmt, wenn der Skibetrieb wegen des Klimawandels nicht mehr aufrechterhalten werden kann?
6.Wie sollen politische und unternehmerische Entscheidungsträger zur Verantwortung gezogen werden, wenn sich die Skischaukel als Fehlinvestition erweist?
7.Welche konkreten Maßnahmen halten Sie für sinnvoll, um den touristischen Nutzen aus der geplanten UNESCO-Welterbestätte im Bereich des Nationalpark Kalkalpen für die Pyhrn-Priel-Region zu steigern?
8.Würden Sie einer Skigebietsverbindung über den Warscheneck-Stock und durch das bestehende Naturschutzgebiet zustimmen?
9.Wie wollen Sie einer Irritation der Bevölkerung begegnen, wenn parallel zum (ergebnisoffenen) Agenda-21-Partizipationsprozess bereits das Flächenumwidmungsverfahren läuft?
10.Sprechen Sie sich dafür aus, dass im Bereich des Schafferteichs Liftanlagen, Skipisten, Straßen und Parkplätze errichtet werden?
11.Mit welchen Maßnahmen sollen die zu erwartenden zusätzlichen Verkehrsbelastungen in den Gemeinden Vorderstoder und Roßleithen im Fall einer Skigebietserweiterung unterbunden werden?
12.In den Jahren 2006 bzw. 2007, nach den Erweiterungen auf der Höss (Schafkögel) und auf der Wurzeralm (Speicherteich), wurde von Seiten der Politik versichert, dass die Schutzgebiete nicht mehr angetastet werden. Wie stehen Sie dazu?
Deadline für die Antworten der zukünftigen Politikerinnen und Politiker ist der 15. September 2015.
Die Verbände werden die Öffentlichkeit danach am 17. September im Rahmen einer Pressekonferenz (10 Uhr, OÖ Presseclub, Linz) über die eingehenden Antworten informieren.
Weitere Informationen: www.warscheneck.at
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Matthias Schickhofer, Kampagnenprojekte, WWF Österreich, Tel. 0699/11 29 71 84,
E-Mail: matthias.schickhofer@supportingchange.org
Herbert Jungwirth, Landesnaturschutzreferent OEAV Oberösterreich, Tel. +4375826093116, E-Mail: herbert.jungwirth@webspeed.at
Prof. Dr. Josef Friedhuber, Naturfreunde Oberösterreich, Tel. +43722987610, E-Mail: j.friedhuber@eduhi.at
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