Es braucht ein Time Out, um die Dringlichkeit von Natur- und Klimaschutz zu unterstreichen. Nehmen wir uns bewusst 60 Minuten unserer Zeit, in denen wir die Natur wieder zurückholen, uns politisch engagieren, eine Petition unterschreiben oder uns mit anderen Menschen über Natur- und Klimaschutz unterhalten.
Mit der gemeinsamen Aktion „Renaturieren statt Betonieren“ zur WWF Earth Hour können wir ein Zeichen setzen und eine politische Trendumkehr einfordern.
Warnschild statt Infotafel. WWF und Osttiroler Bürgerinitiativen wehren sich gegen die Verbauung der Flussheiligtümer – BILDER

Kals am Großglockner / Innsbruck, Dienstag, 2. März 2020. Rund um den Nationalpark Hohe Tauern und das Natura-2000-Gebiet der Isel droht mehreren „Fluss-Heiligtümern“ die Zerstörung durch neue Kraftwerke, trotz massiver ökologischer Einwände. Um gegen die geplante Verbauung zu protestieren, setzen der WWF Österreich, der Verein zum Schutz der Erholungslandschaft Osttirol (VEO) sowie die BürgerInnenbewegung Iselfrauen mit einer Aktion in Kals am Großglockner ein symbolisches Zeichen. Gemeinsam haben sie am Dienstag die Informationstafel des Flussheiligtums Kalserbach verhüllt und in ein Warnschild verwandelt. „Werden die vielen Kraftwerkspläne im Isel-Gebiet tatsächlich umgesetzt, kann von Flussheiligtum keine Rede mehr sein. Damit würde ein Osttiroler Naturjuwel für immer zerstört“, warnt Naturschützerin Marianne Götsch vom WWF Österreich. „Viele gefährdete und streng geschützte Tier- und Pflanzenarten, wie der Flussuferläufer oder die Ufertamariske, finden hier einen wertvollen Rückzugsort. Jedes weitere Kraftwerk erhöht die Gesamtbelastung für das einzigartige Gletscherflusssystem. So wird der Naturschutz Schritt für Schritt ausgehöhlt.“ Der WWF Österreich fordert daher von der Tiroler Landesregierung den Schutz der letzten freifließenden Flüsse und einen Runden Tisch zur Bewahrung der Isel.
„Die vielen Bauprojekte im Isel-Gebiet zeigen, dass Behörden und Kraftwerksbetreiber den Naturschutz nicht ernst nehmen“, sagt Wolfgang Retter vom Verein zum Schutz der Erholungslandschaft Osttirol (VEO). „Erst wurde das Kraftwerk Lesachbach mittels politischer Weisung bewilligt, dann nach unzureichender Prüfung der Ausbau des Kraftwerks Schwarzach und als nächstes droht eine neue Anlage am Kalserbach. Es ist ein Skandal, dass trotz Schutzgebiet ein Kraftwerk nach dem anderen durchgewunken wird.“
Auch Anna-Maria Kerber von den Iselfrauen sieht eine Gefahr für Österreichs Flussheiligtümer: „Die Gemeinde Kals besitzt mit dem Kalserbach ein Flussjuwel, das in seiner Schönheit und naturschutzfachlichen Wertigkeit einzigartig ist. Die Bewahrung von lebendigen Bächen wie diesen ist langfristig die bessere Investition als ein weiteres Kleinkraftwerk, das den Wert der Region als Natur- und Naherholungsraum nur mindert.“
Österreichische „Flussheiligtümer“ in Gefahr
Im Jahr 1998 haben das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium und der WWF 74 besonders wertvolle Flussstrecken in Österreich zu „Flussheiligtümern“ erklärt und sich dazu verpflichtet, diese als Naturerbe für kommende Generationen dauerhaft vor allen Eingriffen zu schützen. Dennoch drohen an sämtlichen Flussheiligtümern Osttirols neue Kraftwerke und sogar das vom Land kürzlich abgelehnte Kraftwerksprojekt Obere Isel – direkt im Schutzgebiet – soll laut Medienberichten wiederbelebt werden. Besonders problematisch ist, dass in den jeweiligen Einzelverfahren die zerstörerische Summenwirkung der vielen Projekte nicht ausreichend berücksichtigt wird. „Daher braucht es dringend eine Gesamtbewertung der Kraftwerksvorhaben und ihrer ökologischen Auswirkungen“, fordert Marianne Götsch.
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
Pressesprecher WWF Österreich
Tel. 0676 83 488 308
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
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