Weltweite Rückschritte in der Klimapolitik – Umweltschutzorganisation WWF vereint Millionen Menschen, Unternehmen und Gemeinden hinter gemeinsamem Appell für mehr Klimaschutz
Weltklimakonferenz in Warschau muss Startschuss für neuen Klimaschutzvertrag sein

Wien/Warschau, 8. November 2013 – Für den WWF ist die am Montag in Warschau beginnende Weltklimakonferenz ein wichtiger Schritt für einen neuen Weltklimavertrag. Auf der Klimakonferenz in Paris 2015 muss ein verbindliches globales Abkommen zur Senkung der Treibhausgase und dem Schutz der Wälder beschlossen werden, wenn die Erderwärmung unter zwei Grad bleiben soll. Am Gastgeberland Polen übt der WWF heftige Kritik. „Der ‚polnische Kohlensaurier’ betreibt eine regelrechte Anti-Klimaschutzpolitik. Das schadet dem Weltklima, der Gesundheit der Menschen und treibt viele Tierarten an den Rand der Ausrottung“, sagt WWF-Klimareferent Karl Schellmann. Für Österreich fordert der WWF: „Österreich darf sich nicht hinter EU-Positionen verstecken sondern die österreichische Bundesregierung muss endlich ein wirksames Programm für weniger Energieverbrauch und mehr naturverträgliche Erneuerbare Energien umsetzen“, so Schellmann.
Wie der neueste UNO Klimabericht zeigt, ist die Welt noch weit entfernt von einer globalen Lösung um die Erderwärmung zu bekämpfen, kritisiert der WWF. Die Hoffnungen auf bahnbrechende Beschlüsse in Warschau sind leider sehr klein. Die Klima- und Energiepolitik wird noch immer viel zu stark von den Öl- und Kohlekonzernen dieser Welt bestimmt. Die Umweltorganisation ruft deshalb die Regierungen der Welt auf, die große Chance dieses Zusammentreffens von Staats- und Regierungschefs zu nutzen und einen echten Start für ein neues, wirksames, weltweites Klimaschutzabkommen zu setzen.
Ohne drastische Emissionsminderungen wird sich die Welt nach dem jüngsten Weltklimabericht des UN-Klimarats IPCC auf eine Erderwärmung von bis zu 4,5 Grad im 2100 gegenüber vorindustriellen Werten einstellen müssen – mit zerstörerischen Folgen wie extremen Hitzewellen in Städten, der Zunahme tropischer Stürme, verstärkten Überflutungen in einigen Regionen sowie Dürren und Wüstenbildung in anderen, massiver Ernteausfälle in der Landwirtschaft sowie Zerstörung großflächiger Ökosysteme und der Ausrottung vieler Tier- und Pflanzenarten. „Das Zeitfenster, in dem sich die größten Katastrophen für Menschen und die Artenvielfalt noch verhindern lassen, wird immer kleiner“, warnt Schellmann. „Bei gleichbleibenden Emissionen haben wir in wenigen Jahrzehnten die Atmosphäre und die Ozeane soweit geschädigt, dass die verheerenden Folgen nicht mehr zu stoppen sind.“
Das Gastgeberland Polen wird vom WWF heftig kritisiert. Die polnische Regierung sollte stolz auf die Austragung der UN-Klimakonferenz sein und diese für eine echte Energiewende in ihrem Land nutzen. Stattdessen lässt sie sich die Konferenz von zwölf internationalen Unternehmen aus der Fossilenergie-Branche mitfinanzieren. Auch unterstützt Polen eine internationale Kohle- und Klimaveranstaltung, die während der Klimakonferenz stattfinden wird. „Die Profitinteressen der polnischen Industrie stehen offenbar weit vor der globalen Verantwortung für den Klimaschutz und den Lebensgrundlagen unserer Kinder und Enkel“, warnt Schellmann.
Von den reichen Industriestaaten fordert der WWF, dass sie in Warschau die Führung übernehmen um verbindliche Ziele für die Reduktion von Treibhausgasen bis 2020 festzusetzen. Auch die Entwicklungsländer müssen sich auf der COP 19 zu konkreten Reduktionszielen verpflichten um ihre Entwicklung in eine saubere Energiezukunft zu lenken. Subventionen für fossile Energieträger müssen sofort gestoppt und in ein erneuerbares Energiesystem umgelenkt werden. Außerdem braucht es dringend Sofortmaßnahmen um die Emissionen aus dem Schiffs- und Flugverkehr zu verringern. Für den Waldschutzmechanismus REDD+ fehlen noch immer die Finanzierung und die Integration in das Gesamtpaket für den globalen Klimaschutz. Von den reichen Ländern erwartet sich der WWF ab 2015 konkrete Investitionen in den Grünen Klimafonds in Höhe von mindestens 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
Von Österreich fordert der WWF auf der Klimakonferenz ein Zeichen zu setzen und den Ausstieg aus der Kohleverbrennung zu verkünden. „2020 darf in Österreich kein Kohlestrom mehr erzeugt oder verwendet werden. Minister Berlakovich hat noch einige Tage Zeit dies mit dem Verbund auszuhandeln“, ruft Schellmann den noch amtierenden Umweltminister zum Handeln auf. So könnte auch ein kleines Land wie Österreich dieser Klimakonferenz seinen Stempel aufdrücken und zu einem Gegengewicht zum polnischen Kohlesaurier werden.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-488 17 231, Email: franko.petri@wwf.at
Interviews mit deutschsprachigen WWF-Experten direkt von der Konferenz auf Anfrage.
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