Geplanter Ausstieg aus fossilen Energieträgern muss mit klaren Fristen geregelt sein – Mehr Geld für ärmere Länder und stärkere Rolle für Naturschutz gefordert
Weltwasserwoche: „Heiße Ware“ im Einkaufskorb
Marseille/Madrid/Wien, Mittwoch, 14. März 2012 – Das große südspanische Feuchtgebiet Coto de Doñana droht durch Wasserraubbau auszutrocknen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Umweltschutzorganisation WWF, die am Dienstag im Rahmen des Weltwasserforums in Marseille veröffentlicht wurde. Demnach bewässern Agrarbetriebe nahe des Nationalparks mit bis zu 2000 illegalen Brunnen ihre Felder und Gewächshäuser. Über ganz Spanien verteilt gibt es Schätzungen zufolge rund 500.000 solcher illegal gebohrter Brunnen.
Derzeit finden sich in den Supermarktregalen vor allem Früh-Erdbeeren und Blaubeeren aus der Doñana-Region. Der WWF sieht den Einzelhandel in der Pflicht, vor allem da auch Obst und Gemüse aus anderen Mittelmeeranrainern, wie etwa Griechenland, Türkei oder Frankreich, illegal bewässert wird. Allerdings ist der Wasserraubbau in anderen Ländern wesentlich schlechter dokumentiert und werde noch weniger verfolgt. „Der Verbraucher kann derzeit nicht erkennen, ob sein Gemüse und Obst legal oder illegal bewässert wurde. Daher müssen jetzt die Supermärkte und Discounter dafür sorgen, dass ihre angebotenen Waren mindestens unter Einhaltung geltender Gesetze produziert wurden“, fordert WWF-Wasserexperte Martin Geiger.
„Die Agrarproduzenten, die sich nicht an geltendes Recht halten, graben Natur, Menschen und letztendlich sich selbst das Wasser ab“, so Geiger weiter. Der Grundwasserspiegel sinkt bedrohlich, Flüsse trocknen aus und die Wasserqualität ist gefährdet. Angesichts der gravierenden Ausmaße des Wasserraubbaus fordert der WWF von der andalusischen Regionalregierung die sofortige Schließung aller illegaler Brunnen und anderer Infrastrukturen wie Zapfstellen und Wasserbecken. Entsprechende Disziplinarmaßnahmen gegen die Betreiber müssen umgehend in die Wege geleitet werden und effektivere Kontrollen implementiert werden. Es ist eine komplette Neustrukturierung des Wassermanagements in der Region nötig, so der WWF. Außerdem sollten EU-Agrarsubventionen endlich direkt an eine legale und effiziente Wassernutzung gekoppelt werden. Landwirte, die nachweislich gegen Gesetze in Bezug auf Wasser verstoßen haben, sollten solange keine weiteren Subventionen erhalten, bis die Schäden vor Ort kompensiert wurden und die Strafen beglichen sind.
Der Nationalpark Coto de Doñana in Spanien ist eines der wichtigsten Feuchtgebiete der iberischen Halbinsel und Winterquartier von über 300.000 Zugvögeln. In dem Gebiet finden sich auch zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe. Der andauernde Wasser-Diebstahl untergräbt die Wasserversorgung des Doñana Nationalparks, der Feuchtgebiete und Flüsse der Region und der legalen Nutzer. Die direkten Konsequenzen sind laut WWF Biodiversitätsverlust, Verminderung von Ökosystemdienstleistungen für die Gesellschaft und der unlautere Wettbewerb gegenüber legalen Nutzern. „Wasser ist ein öffentliches Gut dessen Diebstahl von Staat und Gesellschaft nicht toleriert werden darf“, fordert Geiger.
Das derzeit laufende Weltwasserforum in Marseille findet seit 1997 alle drei Jahre statt und ist eine der größten, internationalen Konferenzen von Wissenschaftlern, Politikern und Experten aus aller Welt. Bis 17. März werden mehr als 20.000 Teilnehmer in Marseille erwartet, darunter zahlreiche Staats- und Regierungschefs.
Weitere Informationen
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231, E-Mail: franko.petri@wwf.at.
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