Rechnungshof-Bericht fordert mehr Verbindlichkeit beim Bodenschutz – WWF sieht sich in Forderungen bestätigt und kritisiert “zahnlose Bodenpolitik”
WWF: Die Donau gehört zu den 10 gefährdetsten Flüssen der Welt

Brüssel/Wien, 20. 3. 2007 – Anlässlich des Internationalen Weltwassertages am 22. März listet der WWF in einem neuen Report – „World’s Top Ten Rivers At Risk“ – unter anderem die Donau als einen der meist bedrohten Flüsse der Welt. "Nur 15 Prozent der Fließstrecke der Donau und ihrer Zuflüsse werden voraussichtlich die ökologischen Kriterien der EU-Wasserrahmenrichtlinie erfüllen, die alle europäischen Flüsse bis 2015 erreichen sollten", warnt Andreas Beckmann vom WWF Donau Karpaten Programm mit Sitz in Wien. Jede weitere Kanalisierung der Europäischen Lebensader Donau schädigt nicht nur die Natur, sondern gefährdet auch die Fisch- und Trinkwasserversorgung für Millionen Menschen in der Region. Außerdem verschärft der Verlust weiterer Auenflächen die Gefahr extremer Hochwasser, so der WWF.
Als europäisches "Mahnmal schlechter Flusspolitik" benennt der WWF die Donau – mit 2.500 Kilometern Länge der zweitlängste Fluss Europas. 80 Prozent ihrer Feuchtgebiete und Auen wurden bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts durch den Bau von Deichen zerstört, 78 Prozent des Flusslaufs sind aufgrund menschlicher Eingriffe umfassend und irreparabel geschädigt.
Das Trans-European Network for Transport (TEN-T) plant neue Infrastrukturmaßnahmen, die viele der wertvollsten Bereiche der Donau bedrohen. Es sind dies die Wachau in Österreich, sowie Gebiete an der Mittleren und Unteren Donau in Ungarn, Serbien, Rumänien und Bulgarien. Ökologisch äußerst wertvolle Sumpfgebiete entlang 1.000 Kilometern des Flusses könnten zerstört werden, wenn die Pläne der TEN-T Wirklichkeit werden. „Nationale Programme und EU-Pläne drohen aus der lebenden Donau einen Schifffahrtskanal zu machen“, sagt Beckmann. „Dies ist kostspielig und nicht notwendig! Wir müssen den heutigen Stand von Technik, Logistik und Forschung nutzen, um unsere Schiffe dem Fluss anzupassen und nicht den Fluss den Schiffen.“
Fünf der weltweit am stärksten bedrohten Flüsse befinden sich in Asien: Jangtse, Mekong, Saluen, Ganges und Indus führen die Top Ten-Liste des WWF an. Zu den übrigen durch menschliche beziehungsweise Umwelteinwirkungen bedrohten Flüssen gehören die Donau, der La Plata, der Rio Grande, der Nil sowie der australische Murray/Darling. Die Liste soll exemplarisch verdeutlichen, dass Flüsse weltweit durch Bedrohungsfaktoren wie Infrastrukturmaßnahmen, Verschmutzung, massive Wasserentnahme, sowie Überfischung und Klimawandel gefährdet sind.
Flüsse sind die Hauptwasserlieferanten der Erde. Die zehn im WWF-Report genannten sollen stellvertretend auf die globale Wasserkrise aufmerksam machen, die sich schon seit Jahren abzeichnet. „Mit unserer Top Ten-Liste wollen wir erreichen, dass die Alarmzeichen frühzeitig erkannt werden und nicht wie beim Klimawandel auf die lange Bank geschoben werden", so WWF-Flussexperte Beckmann abschließend.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressereferentin, Tel. 01/488 17 250
Andreas Beckmann, WWF-Flussexperte, Tel. 0043/676/84 272 82 16
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