Ein wichtiger Schritt für den Schutz von Stören: Diese müssen zukünftig im Schwarzen Meer besser vor Fischerei und Beifang geschützt werden. Außerdem verbessert sich künftig das Monitoring von Stören.
WWF-Report: Fischmafia plündert Kabeljau & Seelachs. Illegale Ware auch in Österreich.
Wien, 17. April 2008 – Eine kriminelle Fischmafia plündert die Bestände der auch in Österreich beliebten Speisefische Alaska-Seelachs und Atlantischer Kabeljau in den arktischen Gewässern. Dadurch entsteht der Fischindustrie und der öffentlichen Hand ein wirtschaftlicher Schaden in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro. Dies geht aus einem heute vorgestellten WWF-Report hervor. Die illegale Fischerei gefährde die Zukunft der weltweit größten Weißfisch-Fischereien.
"Egal, ob man in Wien tiefgekühlte Fischfilets, in London ’Fish and Chips’ oder in Rio Kabeljauspezialitäten genießt – es kann immer wieder sein, dass man unabsichtlich den Schwarzmarkt unterstützt", mahnt WWF-Experte Georg Scattolin Der WWF rät, beim Einkauf auf das blaue MSC-Siegel zu achten. Der "Marine Stewardship Council" schließe illegale Fischerei aus.
Nach Angaben der norwegischen Regierung wurden 2005 allein in der Barentsee 100.000 Tonnen Kabeljau im Wert von 225 Millionen Euro ohne Erlaubnis gefangen. Dank des entschiedenen Vorgehens von Industrie, Regierungen und Umweltschützern gingen die illegalen Kabeljau-Anlandungen seitdem um mehr als 50 Prozent zurück. Trotzdem seien die Probleme noch lange nicht gelöst. Wie der WWF-Report zeigt, wird im Ochotskischen Meer vor der Ostküste Russlands jedes Jahr Alaska-Seelachs im Wert von 45 Millionen Euro geplündert. Der WWF beziffert den gesamtwirtschaftlichen Schaden in dieser Meeresregion auf 210 Millionen Euro jährlich.
"Die arktische Piratenfischerei ist ein schweres internationales Verbrechen, das sich in einem Netzwerk von Europa und Asien bis nach Afrika und Amerika abspielt", so Dr. Neil Hamilton, Direktor des WWF-Arktisprogramms. Meist seien es Schiffe der offiziellen Fangflotten, die zusätzlich zur zugeteilten legalen Quote zusätzlich illegal Fisch fingen. Davon profitierten vor allem die Schiffseigner. Die Regierungen müssen die Geldströme der Fischindustrie genauer unter die Lupe zu nehmen, um die Profiteure dieses dreckigen Geschäfts zu stellen, fordert der WWF.
Der WWF zeigt sich besorgt, dass einige Staaten den von der EU-Kommission vorgelegten Vorschlag zur Bekämpfung der illegalen Fischerei stoppen wollen. "Wir fordern alle EU-Mitglieder auf, den Vorstoß der Kommission zu unterstützen. Der Fischmafia muss endlich das Handwerk gelegt werden. Dabei sind auch der Handel und die fischverarbeitende Industrie gefragt", so Scattolin. Europa müsse zum Vorreiter im Kampf gegen die globale Piratenfischerei werden. Nach Schätzungen belaufen sich die weltweiten wirtschaftlichen Verluste durch den Fisch-Schwarzmarkt auf über 10 Milliarden Euro im Jahr.
Aus der Arktis stammen 70 Prozent weltweit gehandelten Weißfisches. Der größte Kabeljaubestand befindet sich in der Barentsee. Er wird hauptsächlich von Norwegen, Russland und der EU befischt, während Alaska-Seelachs in der westlichen Beringsee und im Ochotskischen Meer von Russland bewirtschaftet wird.
Rückfragehinweis und Fotos:
Georg Scattolin, WWF-Fischereiexperte, Tel. 01-488 17 – 265
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Neue Studie: WWF fordert raschen Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF-Klimasprecher zur KONTEXT-Studie: „Eine Reform muss gerade in budgetär schwierigen Zeiten hohe Priorität haben. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich der Sonderklasse“
Nationalparks: Über 111.000 Hektar Erweiterungs-Potenzial in Österreich
Neue UBA-Studie identifiziert Österreichs Biodiversitäts-Hotspots – WWF fordert politische und finanzielle Weichenstellung zur Erweiterung der österreichischen Nationalparks.
WWF: Fünf Tipps für einen umweltschonenden Christbaum zu Weihnachten
Österreicher:innen setzen auf echte Bäume zu Weihnachten – WWF zeigt, worauf es bei einem umweltschonenden Christbaum ankommt
Winter auf dünnem Eis: WWF warnt vor zunehmenden Belastungen für Eisbären
Klimakrise und wachsende Öl-Industrie bedrohen den Lebensraum der Eisbären – Mütter und ihre Jungtiere besonders betroffen – WWF patrouilliert am Polarkreis zum Schutz und zur Entschärfung von Konflikten
Good News: Geretteter Seeadler besendert und wieder in Freiheit
Der WWF konnte gemeinsam mit VIER PFOTEN einen Seeadler retten und besendern. Am Montag wurde er wieder freigelassen. Der Vogel war zuvor mit einem Schädel-Hirn-Trauma aufgefunden worden.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert “populistischen Angriff auf Artenschutz”
Abschwächung des Schutzniveaus für den Wolf bei Berner Konvention – Naturschutzorganisation warnt vor weitreichenden Konsequenzen für EU-Naturschutz
Weltbodentag: WWF fordert “Bodenschutz-Vertrag” von künftiger Bundesregierung
Regierungsverhandler:innen müssen starkes Bodenschutz-Kapitel vorlegen – Verbindliche Ziele verankern, bundesweite Treiber der Bodenversiegelung eindämmen
Berner Konvention: WWF warnt vor Schutzstatus-Senkung beim Wolf
Geplante Absenkung des Schutzniveaus für den Wolf ist wissenschaftlich nicht gedeckt – Europäische Union riskiert Vorreiterrolle beim Naturschutz