Umweltschutzorganisation zu Vorschlägen der Europäischen Kommission – Unter dem Deckmantel Bürokratieabbau soll der European Green Deal ausgehöhlt werden
WWF: Tirol hat Strom genug, wozu zerstörerische Kraftwerke?

Innsbruck, am 14. Mai 2014 – In einer Reaktion auf den in der Tiroler Tageszeitung vom 13. Mai 2014 thematisierten Strombericht des Landesumweltanwalts, sieht sich der WWF in seiner Haltung zur Wasserkraft bestätigt. Einerseits belegt der Bericht des LUA eindeutig, dass Tirol derzeit mehr Strom produziert, als im Land benötigt wird. Andererseits räumt er mit dem Mythos rund um die angebliche Stromautonomie auf, die durch Großkraftwerke wie im Kaunertal gewährleistet werden soll. „Die so genannte Stromautonomie besteht ja nur rechnerisch, weil der Strommarkt wie jeder andere auch von Angebot und Nachfrage bestimmt wird“, stellt Thomas Diem vom WWF klar. Und eine Strom-Autarkie, also die völlige Unabhängigkeit vom Austausch mit anderen Erzeugungsformen, kann die reine Wasserkraft alleine wegen der geringeren Produktion im Winter ohnehin nie gewährleisten.
Aus Sicht des WWF agiert daher nicht der LUA, sondern der TIWAG-Chef „weltfremd“, wenn er vorgibt, bei Großkraftwerken wie im Kaunertal oder Sellrain-Silz ökosoziale Interessen zu verfolgen und in Wahrheit vor allem profitorientiert handelt. „Wir kritisieren nicht die Energieform Wasserkraft generell, sondern Projekte, die ohne Rücksicht auf gesetzliche Vorgaben und sensible Naturgebiete durchgezogen werden sollen, obwohl sie Gewinnmaximierung und nicht die Versorgung der Bevölkerung zum Ziel haben“, so Diem.
Schließlich exportiert die TIWAG einen Gutteil des von ihr erzeugten Stroms – beim Kraftwerk Sellrain-Silz sogar mehr als 50 Prozent. Umgekehrt sind Stromimporte ebenfalls Teil eines Geschäftsmodells das auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, und nicht auf die Stromversorgung im Land. „Das mag für ein profitorientiertes Unternehmen legitim sein, aber als Leitfaden für die Energiepolitik des Landes taugt es nicht“, erklärt Diem. „Wenn nachweislich genug Strom da ist, muss die Politik die wenigen noch intakten Flüsse und Naturlandschaften Tirols vor den Begehrlichkeiten der TIWAG schützen und endlich in einen Zonierungsdialog eintreten“, erneuert Diem eine Forderung des WWF und des LUA.
Der Ausgleich zwischen verträglicher Nutzung und dem notwendigen Schutz der Flussnatur kann nur auf Basis fachlicher Grundlagen und unter Einbindung aller Interessen, wie etwa auch des Tourismus, erfolgen. Dann werde sich zeigen, ob für eine Realisierung neuer Großkraftwerke wie des Kaunertalprojekts, schlichtweg die Notwendigkeit fehle, so Thomas Diem vom WWF abschließend.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01 488 17 – 250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: 139 junge Polarfüchse im hohen Norden gesichtet
Die Polarfüchse haben sich den hohen Norden zurückerobert! Im Jahr 2024 wurden in Norwegen, Schweden und Finnland insgesamt 139 Jungtiere nachgewiesen. Der WWF unterstützt die Umsetzung von Schutzmaßnahmen vor Ort.
Good News: Mehr Schutz für Kaisergranate in Kroatien
Gute Nachrichten aus Kroatien: Wenn weibliche Kaisergranate Eier tragen, müssen Fischer:innen diese wieder zurück ins Meer werfen. Diese Änderung in der Fischereiverordnung ist ein wichtiger Schritt, um die Population zu erhalten.
Treibhausgas-Bilanz: WWF fordert Klima- und Naturschutz-Offensive von künftiger Bundesregierung
Umweltorganisation warnt vor Retro-Kurs und empfiehlt Reformen: Energiesparen, Gebäude sanieren, umweltschädliche Subventionen abbauen, Bodenschutz-Vertrag beschließen
Regierungsverhandlungen: WWF kritisiert massive Einschnitte bei Klimaschutz-Maßnahmen
Umweltschutzorganisation bewertet Kürzungspläne als “fahrlässig und kontraproduktiv” – Sparpaket bei umweltschädlichen Subventionen gefordert
Neue Pressesprecherin beim WWF Österreich
Lara Hocek verantwortet ab sofort die Medienarbeit des WWF zu den Themen Klima, Energie, nachhaltige Finanzen, Alpen und Flüsse
Koalitionsverhandlungen: WWF warnt vor Rückschritten in der Umweltpolitik
Naturschutzorganisation fordert ambitioniertes Handeln statt Retro-Kurs: Bodenversiegelung eindämmen, Naturerbe schützen, Klimaschutz-Chancen nutzen
Artenschutz-Bilanz: WWF kürt “Gewinner und Verlierer des Tierreichs 2024”
Naturzerstörung, Wilderei und Klimakrise gefährden zahlreiche Tierarten – WWF zieht Bilanz und fordert Naturschutz-Offensive von der Politik – Artenschutz-Projekte geben Hoffnung
WWF-Erfolge: Zahlreiche Tiger-Meilensteine aus 2024
Was für ein Jahr: Die Tiger kehren nach Kasachstan zurück, in Thailand steigen die Tiger-Zahlen und in Malaysia konnten aktive Schlingfallen um 98% verringert werden. Wir zeigen ein paar der Tigerschutz-Erfolge aus dem Jahr 2024.