EU-Parlament stimmt für Änderung der FFH-Richtlinie – WWF befürchtet fatale Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF und Tiroler Schulklassen bringen ausgestorbene Pflanzenart zurück an den Inn

Innsbruck, am 9. August 2018. Der Umweltverband WWF nutzt das sommerliche Wetter zur Wiederansiedelung seltener Pflanzen in Tirol. Zwischen Juni und September setzen Dutzende Schülerinnen und Schüler unter Anleitung des WWF insgesamt 400 Zwergrohrkolben an den Uferbänken des Inn ein. Lange Zeit war die sensible Pflanze durch massive Uferbegradigungen am Tiroler Fluss ausgestorben. Im Zuge der Initiative „Der Inn – lebendig und sicher“ gelingt es dem WWF gemeinsam mit Bund und dem Land Tirol, wichtige Flusslebensräume wiederherzustellen und so dem stark gefährdeten Zwergrohrkolben eine neue Heimat zu geben.
„Moderner Artenschutz geht weit über einzelne Schutzmaßnahmen für bestimmte Tier- und Pflanzengattungen hinaus. Vielmehr muss es unser Ziel sein, Ökosysteme in ihrer Gesamtheit zu fördern. Nahrungssituation, Wanderkorridore, Brut- und Laichmöglichkeiten sind nur einige wenige Parameter, die wir mitberücksichtigen“, erklärt Anton Vorauer, Schutzgebietsbetreuer am Inn von WWF und Landesregierung. Vorauer hat in den Sommermonaten etwa 45 Schülerinnen und Schüler aus Mils, Imst, Ranggen und Rietz bei der Wiederansiedelung der Zwergrohrkolben begleitet und über gefährdete Arten am Inn informiert. Beim Zwergrohrkolben handelt es sich um eine 70 Zentimeter hohe Röhrichtpflanze, die sich an Überschwemmungsufern von langsam fließenden Flüssen ansiedelt. In ganz Europa führte die Uferverbauung zur starken Gefährdung der Pflanze. Die vorläufig letzten 100 Zwergrohrkolben im Zuge des Artenschutzprojektes siedelt der WWF gemeinsam mit der Montessori Schule Telfs am 21. September 2018 bei der neuen Revitalisierung in Telfs West an.
Revitalisierung bringt ökologische Aufwertung
Seit Jahrzehnten warnt der WWF vor der Übernutzung des Inn und ist um Wiederansiedelung von gefährdeter Flora und Fauna bemüht. Seinen Charakter als Wildfluss hat der Inn heute fast vollständig verloren. Die Ufer sind über weite Strecken verbaut und der Fluss selbst von zahlreichen Kraftwerken beeinflusst. Nur noch wenige Abschnitte verfügen über ursprüngliche Auwälder, Schotterbänke und intakte Seitengewässer. Dazu kommt das Verschwinden von rund 90 Prozent der Fischarten und etlicher flussbegleitender Tier- und Pflanzenarten. „Um den Fluss als Lebensraum dauerhaft zu erhalten, braucht es gezielte Maßnahmen sowohl am Inn, als auch an den Seitengewässern“, so Anton Vorauer. „Die Revitalisierungsprojekte der letzten Jahre zeigen, dass unsere Strategie erfolgreich ist. Schon nach kurzer Zeit kehren sensible Arten wie Flussuferläufer und Flussregenpfeifer an die neu gewonnenen Inn-Abschnitte zurück – ein deutliches Zeichen für die Erholung des Ökosystems.“
Die Umweltschutzabteilung des Landes Tirol sowie Tiroler Fischereiverband, Innsbrucker Fischereigesellschaft, Universität Innsbruck und Birdlife unterstützen das Artenschutzprojekt am Inn. Dank der Initiative entstehen an neun Seitengewässern zwischen Fritzens und Telfs verbesserte Aufstiegsmöglichkeiten und neuer Lebensraum für die Wiederansiedelung sensibler Arten.
Rückfragen & Kontakt:
Vincent Sufiyan, WWF-Pressesprecher, Tel. 0676 83 488 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Anton Vorauer, Schutzgebietsbetreuer der Landesregierung und WWF, Tel. 0676 83 488 401, E-Mail: toni.vorauer@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Erster “Statusbericht Biodiversität” zeigt negative Trends
Neuer Report: Großteil der heimischen Artengruppen und Lebensräume sind in keinem guten Zustand, Tendenz negativ – Politik säumig, Bund und Länder gefordert
WWF-Erfolg: Comeback des Blauflossen-Thunfisch
Der Blauflossen-Thunfisch im Atlantik und Mittelmeer ist nicht mehr überfischt! Ein bedeutender Meilenstein im Artenschutz, der zeigt, wie wichtig Zusammenarbeit ist.
Tag des Thunfischs: Rückkehr des Blauflossen-Thunfischs als wichtiger Artenschutz-Erfolg
Artenschutz zeigt Wirkung: Bestände des Blauflossen-Thunfischs nach über 30 Jahren endlich stabil – WWF fordert mehr Einsatz für nachhaltige Fischerei
WWF und Land Tirol setzen Maßnahmen für gefährdete Vogelarten am Inn
Seltene Vögel zur Brutzeit an den Inn zurückgekehrt – Land Tirol unterstützt Artenschutz-Projekt INNsieme connect – Aufruf zur Rücksichtnahme auf Kiesbänken
Hunde-Spaziergang am Inn: Wie man Vogel-Nachwuchs schützen kann
An den Kiesbänken des Inns brüten derzeit wieder seltene Vogelarten. Doch Hundebesitzer:innen und ihre freilaufenden Hunde können den Nachwuchs unwissentlich gefährden.
WWF: Neues Brutfloß sichert Überleben der bedrohten Flussseeschwalbe
Neu renoviertes Brutfloß als geschützter Nistplatz für die bedrohten Zugvögel – WWF fordert Schutzgebiete und Renaturierung an der March
WWF-Erfolg: Altes Brutfloß, neue Hoffnung für die Flussseeschwalbe
Ein in die Jahre gekommenes Brutfloß in der Nähe des WWF-Auenreservats Marchegg in Zwerndorf wurde erfolgreich renoviert! Eine wichtige Maßnahme, um das Überleben der bedrohten Flussseeschwalben in Niederösterreich zu sichern.
Neuer RH-Bericht: WWF fordert verbindliche Obergrenze für Bodenverbrauch
Rechnungshof-Bericht fordert mehr Verbindlichkeit beim Bodenschutz – WWF sieht sich in Forderungen bestätigt und kritisiert “zahnlose Bodenpolitik”