Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
WWF-Studie: Amazonas-Regenwald auf der Kippe

WWF Presseaussendung
Brasília, 11. März 2015 – Der Regenwald im Amazonas blickt schweren Zeiten entgegen: Nach rund zehn Jahren brasilianischer Umweltpolitik, die von der Verringerung der Entwaldung geprägt war, droht laut WWF nun eine radikale Kehrtwende. Nach Angaben der Umweltschützer haben sich im brasilianischen Parlament die Anhänger der Agrar-, Bergbau- und Energieindustrie formiert. Mit einer geplanten Verfassungsänderung namens PEC 215 (Proposta de Emenda a Constituição) und einem neuen Bergbau-Gesetz sollen staatliche und indigene Schutzgebiete aufgelöst werden können, wenn es kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen dient. Gleichzeitig wird die Ausweisung neuer Schutzgebiete de facto unmöglich gemacht. „Sollten die Lobbygruppen Erfolg haben, steht ein großer Teil des Amazonas vor der Vernichtung“, warnt Roberto Maldonado, Amazonasexperte beim WWF.
Dabei hat die bisherige Politik durchaus Fortschritte gebracht: Zwischen 2004 und 2014 konnte die Abholzung im brasilianischen Teil des größten Regenwaldgebiets der Erde um fast 80 Prozent gesenkt werden, so die WWF-Studie. „Kein anderes Land mit Tropenwäldern kann einen solchen Erfolg vorweisen“, so Roberto Maldonado. In nur einer Dekade hat das Land staatliche und indigene Schutzgebiete von 600.000 Quadratkilometern geschaffen, was der siebenfachen Fläche Österreichs entspricht. Durch die Verringerung der Abholzung konnte Brasilien auch die Treibhausgasemissionen senken. So ist der Anteil der Waldvernichtung am gesamten CO2-Ausstoß von 57 Prozent im Jahr 2005 auf aktuell 22 Prozent zurückgegangen. Angesichts dieser erfolgreichen Ansätze ist es dramatisch, dass das Land nun einen völlig anderen Weg einzuschlagen droht.
Der WWF verweist auch auf die Gefahren, die mit der Abholzung des Regenwaldes für den Menschen einhergehen. Die aktuell im Großraum São Paulo herrschende Jahrhundertdürre macht deutlich, dass sowohl die Energiewirtschaft mit ihren Wasserkraftwerken als auch die Landwirtschaft von intakten Wäldern abhängig sind. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die Trockenheit vor allem auf die Zerstörung des Amazonas zurückzuführen. Statt die Entwaldung voranzutreiben, wäre daher eine großangelegte Aufforstung notwendig, um die Wasserversorgung in der Region zu sichern. Andernfalls droht sich der Südosten des Kontinents langfristig in eine unfruchtbare Steppe zu verwandeln.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231, Email: franko.petri@wwf.at;
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.
Seeadler getötet: WWF und BirdLife fordern Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität
Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.
Zerstörung Schwarze Sulm: Umweltverbände ziehen gegen Kraftwerkspläne erneut vor Gericht
WWF, ÖKOBÜRO und Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe reichen Revision beim Höchstgericht ein – Forderung nach endgültigem Projektstopp und verbindlichen Schutz für frei fließende Flüsse