Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
Salzburg: WWF fordert Herdenschutz-Offensive statt Wolfsabschuss
Jägerschaft beantragt Abschuss: Bisherige Anträge allesamt gescheitert – Konflikte lassen sich nicht mit der Büchse lösen – Herdenschutz ist alternativlos und wird in Nachbarländern erfolgreich praktiziert

Salzburg, 10.06.2021 – Die Naturschutzorganisation WWF Österreich kritisiert den von der Salzburger Jägerschaft mit der Landespolitik ausgehandelten Abschuss-Antrag eines Wolfes – obwohl noch nicht einmal geklärt ist, welche und wie viele Tiere in den vergangenen Tagen in Rauris Schafe gerissen haben. Abschüsse seien ein vollkommen untaugliches Mittel zur Konfliktlösung: „Der strenge europarechtliche Schutzstatus der Wölfe ist aus gutem Grund abgesichert. Seit Jahren wissen wir, dass Wölfe nach Österreich zurückkehren, um zu bleiben. Wir sind umgeben von Ländern mit weit größeren Wolfspopulationen. Es werden immer wieder Tiere durch Österreich streifen. Mehr Herdenschutz ist daher alternativlos. Das ständige Wälzen rechtswidriger Abschussfantasien führt uns lediglich in eine Sackgasse“, sagt WWF-Experte Christian Pichler und fordert vor allem den zuständigen Landesrat auf, die Almwirtschaft mit ihren berechtigten Sorgen nicht mehr länger alleine im Regen stehen zu lassen.
„Freibriefe für Abschüsse auf Basis willkürlicher regionaler ‚Obergrenzen‘ widersprechen europäischem Naturschutzrecht. Bei Arten wie dem Wolf ist jeweils im Einzelfall zu prüfen, ob nicht gelindere Mittel wie Herdenschutz oder der Einsatz von Hunden zum Ziel führen. Bisher wurde aber viel zu wenig getan, um konkret vor Ort zu helfen“, kritisiert Pichler. Der WWF-Experte erinnert daran, dass alle bisherigen Abschussanträge gescheitert sind und damit auch nichts zur Verbesserung der Situation für die Landwirtschaft beigetragen haben.
Richtig angewendeter Herdenschutz sorgt dafür, dass Wölfe von Beginn an Weidetiere meiden und Wildtiere erbeuten, weil sie sonst einen Stromschlag bekommen oder von Herdenschutzhunden vertrieben werden. „Mit der im Salzburger Managementplan verankerten Zucht und Ausbildung von Herdenschutzhunden muss schnellstmöglich begonnen werden. Die Wiederbelebung des traditionellen Hirtenwesens ist dringend notwendig, da es Nutztiere auch vor viel häufigeren Todesursachen wie Unwetter oder Krankheit schützt“, erklärt Christian Pichler. Parallel dazu brauche es mehr sachliche Beratung von Bäuerinnen und Bauern sowie ausreichend dotierte Fördertöpfe für Präventionsmaßnahmen – und zwar nach Vorbild der Schweiz und anderer Nachbarländer, die mit weit größeren Wolfs-Populationen leben.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Abschwächung als “gefährlichen Präzedenzfall”
EU-Parlament stimmt für Änderung der FFH-Richtlinie – WWF befürchtet fatale Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF: Erster “Statusbericht Biodiversität” zeigt negative Trends
Neuer Report: Großteil der heimischen Artengruppen und Lebensräume sind in keinem guten Zustand, Tendenz negativ – Politik säumig, Bund und Länder gefordert
WWF-Erfolg: Comeback des Blauflossen-Thunfisch
Der Blauflossen-Thunfisch im Atlantik und Mittelmeer ist nicht mehr überfischt! Ein bedeutender Meilenstein im Artenschutz, der zeigt, wie wichtig Zusammenarbeit ist.