Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Vogel-Eldorado vor den Toren Wiens!

Wien, am 16. April 2008 – Nicht nur Meister Adebar profitiert vom den nahrungsreichen Marchwiesen im trilateralen Ramsargebiet Donau-March-Thaya Auen. Während die heurige Brutsaison des Weißstorches mit über 50 brütenden Paaren erfolgreich im Gange ist, nutzen auch der scheue Schwarzstorch, der seltene Seeadler, der Rotmilan und viele andere Vogelarten das reiche Angebot des Auwaldes. Die Vogelwelt des 1.120 Hektar großen Reservates zwischen den Gemeinden Marchegg und Zwerndorf wurde nun in einer vom NÖ Landschaftsfonds ermöglichten Horstsschutz-Studie genau untersucht. Demnach brüten 11 verschiedene Schreit- und Greifvögel auf den insgesamt 236 Baum-Horsten des Vogelparadieses. „Wir freuen uns, dass unsere Schutzmaßnahmen greifen“, so WWF-Reservatsleiter Gerhard Neuhauser. Im heurigen Frühjahr hatte der WWF bis zu 800 Kilogramm schwere Horste an teils jahrhunderte Jahre alten Eichen gesichert und erneuert.
Regelmäßige Überschwemmungen versorgen den flussbegleitenden Auwald entlang der March im Naturreservat – das sich zur Hälfte im Besitz des WWF befindet und von diesem betreut wird – mit Nährstoffen. Die dadurch entstehenden Feuchtwiesen werden extensiv gepflegt und dienen bedrohten Arten als Nahrungsgrundlage. So wurde das Auenreservat zu einem der größten Refugien für seltene Schreit- und Greifvögel Mitteleuropas. „Die Sicherung einer naturnahen dynamischen Auenlandschaft entlang der March ist dabei die wichtigste Voraussetzung für den Erhalt der imposanten und vielfältigen Greifvögelwelt“, unterstreicht Neuhauser.
Mit der vorliegenden Untersuchung will die Reservatsverwaltung das Management der Flusslandschaft und die Besucherlenkung optimal auf die im Gebiet heimischen Vogelarten abstimmen. Besonders während der Brutphase reagieren die scheuen Tiere auf Störungen äußerst sensibel. Deshalb wurden nun spezielle Ruhezonen rund um die Bäume mit Horsten geschaffen. Die Untersuchungen verdeutlichen zudem, welche Baumarten die Vögel bevorzugen: Obwohl alte Stieleichen nur 10 Prozent des Baumbestands ausmachen, haben über die Hälfte der Brutpaare sie als Horstplätze ausgewählt. Neben der Erhaltung des guten Angebots an geeigneten Horstbäumen ist die Sicherung der Horstschutz-Zonen eine zentrale Empfehlung der Studie.
Ein bedenkliches Resultat der Untersuchung ist der Rückgang des Habichts und das Verschwinden der Rohrweihe aus dem Gebiet. „Ausschlaggebend dafür dürften negative Veränderungen im Umland des Reservats sein, dass von vielen der Greifvögel zur Nahrungssuche aufgesucht wird.“ so die Studienautoren Astrid Thoby und Thomas Zuna-Kratky.
Der WWF dankt den Österreichischen Lotterien, die das Programm zum Schutz der Marchauen des WWF seit vielen Jahren unterstützen.
Weitere Informationen, Fotos:
Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-203, claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.