Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
Studie beweist: Bis zu 50 Seeadlerpaare haben Platz in Österreich

Wien, am 26. Mai 2011 – Eine aktuelle wissenschaftliche Untersuchung der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) in Zusammenarbeit mit dem WWF zeigt, dass der – noch vor zehn Jahren als Brutvogel in Österreich ausgestorbene – Seeadler wieder dauerhaft bei uns heimisch werden kann. „Überraschend viele Regionen des ehemaligen Verbreitungsgebietes der Seeadler sind immer noch bestens als Lebensraum geeignet, obwohl sich die Landschaft so stark verändert hat“, freut sich Projektleiter Christian Pichler vom WWF. Am meisten Potenzial hat das Waldviertel, gefolgt von den Auen an Donau, March und Thaya, wo bereits zahlreiche Seeadler erfolgreich brüten. Gemeinsam mit dem Burgenland und der Oststeiermark, könnten sich insgesamt in Österreich mindestens 30 Brutpaare ansiedeln. Das bedeutet eine Verdoppelung des derzeitigen Bestandes, so die Ergebnisse der Untersuchung an der BOKU.
Besonders im Osten Österreichs, findet der Greifvogel vor, was er zum erfolgreichen Brüten braucht: Alte Baumbestände für die Horste und wasserreiche Landschaften, die reich an nahrhaften Wasservögeln und Fischen sind. „Damit es die Seeadler schaffen, alle für sie geeigneten Gebiete zu besiedeln, müssen wir ihnen allerdings mit Schutzmaßnahmen unter die Arme greifen“, unterstreicht Pichler.
Auch die Großen brauchen Schutz
Trotz seiner majestätischen Größe von bis zu zweieinhalb Metern ist der Seeadler hochsensibel. „Die Elternvögel können nur erfolgreich brüten und dann ihre Jungen großziehen, wenn sie in der kritischen Zeit zwischen Februar und Juni nicht zu oft aufgeschreckt werden“, erklärt Pichler.
Damit die Jungvögel überleben können, will der WWF an besonders gefährdeten Horststandorten Schutzzonen mit einem Radius von 300 bis 500 Metern rund um die Horstbäume ausweisen lassen und mehr großflächige Schutzgebiete, wie etwa in den naturschutzfachlich sehr bedeutenden March-Thaya-Auen, einrichten.

Sechs Prozent der Fläche Österreichs als Brutgebiet geeignet
Der WWF ging bis jetzt davon aus, dass in Österreich nur 20-30 Seeadlerpaare ein geeignetes Habitat zum Brüten finden können. „Die Masterarbeit von Zsófia Krasznai zeigt nun, dass es in Österreich 42 geeignete Gebiete mit einer Fläche von jeweils etwa 100 Quadratkilometern gibt, auf denen sich zumindest 30 bis maximal 50 Seeadlerpaare ansiedeln könnten“, erklärt Univ. Prof. Hackländer, Leiter des BOKU-Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft. „Wenn wir den Seeadler aus dem kritischen Bereich der Roten Liste bekommen wollen, müssen seine Lebensräume erhalten und geeignete Schutzmaßnahmen umgesetzt werden“, sind sich Hackländer und Pichler einig.

Die wichtigsten Brutgebiete des Seeadlers und ihr Potenzial:
1.Waldviertel: Derzeit 3 Brutpaare; Platz für 11 weitere
2.Augebiete an der Donau: Derzeit 5 Brutpaare; Platz für 7 weitere
3.Augebiete an March und Thaya: Derzeit 3 Brutpaare, Platz für mindestens 2 weitere
4.Nordburgenland: Derzeit 1 Brutpaar; Platz für 9 weitere
5.Südburgenland und Oststeiermark: Derzeit 2 Brutpaare; Platz für 1 weiteres
Seit 2001 gibt es in Österreich wieder Seeadlerbruten. Auch die Zahl der gefiederten Wintergäste, ist auf einen Wert von über 140 angestiegen. Das wichtigste Gebiet für die Überwinterung der heimischen Vögel sowie der Gäste aus Ost- und Nordeuropa waren heuer die March-Thaya-Auen. Diese bieten den Greifvögeln aufgrund der hohen Wildtierdichte auch im Winter besonders gutes Nahrungsangebot.
Rückfragehinweis und Fotos:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250,
E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Abschwächung als “gefährlichen Präzedenzfall”
EU-Parlament stimmt für Änderung der FFH-Richtlinie – WWF befürchtet fatale Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF: Erster “Statusbericht Biodiversität” zeigt negative Trends
Neuer Report: Großteil der heimischen Artengruppen und Lebensräume sind in keinem guten Zustand, Tendenz negativ – Politik säumig, Bund und Länder gefordert
WWF-Erfolg: Comeback des Blauflossen-Thunfisch
Der Blauflossen-Thunfisch im Atlantik und Mittelmeer ist nicht mehr überfischt! Ein bedeutender Meilenstein im Artenschutz, der zeigt, wie wichtig Zusammenarbeit ist.