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Schonfrist für Thunfisch – keine Gnade für Haie

Wien/Kapstadt, 25. November 2013 – Einer der wertvollsten Fische der Welt, der durch Überfischung massiv bedrohte Blauflossenthunfisch, erhält eine Atempause. Die Fangmengen wurden nicht erhöht sondern seitens der zuständigen Kommission auf dem Vorjahresniveau von 13.400 Tonnen für die Fangsaison 2014 eingefroren. Ein Verbot der schädlichen „Finning“-Praxis, bei der lebenden Haien die Flossen abgetrennt werden und der Haikörper zurück ins Meer geworfen wird, scheiterte dagegen auf dem ICCAT- Jahrestreffen (ICCAT – Internationale Kommission zum Schutz der Atlantischen Thunfischs) in Kapstadt.
„Wir freuen uns, dass Blauflossenthunfisch auch ein zweites Jahr streng nach wissenschaftlichen Kriterien befischt werden soll: das erhöht die Chancen, dass sich der Bestand im Mittelmeer von Jahrzehnten der Überfischung wieder erholen kann“, kommentiert Anna Holl, Fischereiexpertin des WWF. Wissenschaftler und WWF hatten gefordert, die Fangmengen erst zu erhöhen, wenn wissenschaftliche Untersuchungen dies als unbedenklich einstufen. „Da in diesem Jahr keine wissenschaftlichen Untersuchungen durchgeführt wurden, ist es konsequent und zukunftsträchtig, die Fangmengen nicht heraufzusetzen“ so Holl weiter.
Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Fischerei auf Blauflossenthun sind aus Sicht des WWF jedoch große Probleme dieser speziellen Fischerei: Mittels eines sogenannten Ringwadennetzes werden ganze Thunfischschulen eingekesselt und lebend in küstennahe Schwimmkäfige verfrachtet. In diesen Anlagen werden die Tiere in 6-8 Monaten auf Schlachtreife gemästet, bevor 90 Prozent des Fischs nach Japan exportiert werden. Hier ist er als Sushi- und Sashimi-Spezialität begehrt. Das System einer überdimensionierten Fischereiflotte und angegliederten Mastanlagen auf See verhindert eine Rückverfolgbarkeit und wirksame Kontrolle der Fangmengen – so die Kritik des WWF. „Die Thunfischfarmen sind fast wie eine Black-Box und bisher kaum zu kontrollieren“ so Holl. Das Ausmaß zeigt ein durch WWF-Report bekannter Fall: In einer einzigen Farm wurden 550 Tonnen Thunfisch mehr gefunden als offiziell gefangen und in die Mastkäfige gebracht worden waren. Mehr als manch nationale Jahresfangquote. „Solche Wachstumsraten sind biologisch unmöglich. Die Neuregelung wird helfen dieses riesige Schlupfloch zu schließen“, so Holl. Jetzt wurde die Einführung einer stereoskopischen Kameraüberwachung beschlossen, mit der die Kontrollbehörden erstmals quantifizieren können, wie viele Fische in die Mastkäfige verladen – und am Ende der Saison verarbeitet werden.
„Die grausame und verschwenderische Methode des Finnings wird von ICCAT nicht konsequent verboten, das macht Haie zu den großen Verlierern dieser Konferenz“, kritisiert WWF-Expertin Holl eine zweite zentrale Entscheidung des Gremiums. Im Obwohl die EU in diesem Sommer ein strengeres Finningverbot für ihre Flotte eingeführt hat, nach dem nur unversehrte, noch mit dem Körper verbundene Haiflossen in EU-Häfen angelandet werden dürfen, gilt dies nun nicht für alle ICCAT-Mitglieder. Das Verbot scheiterte am massiven Widerstand von China, Japan und Korea. Wer Mitglied bei ICCAT ist, aber nicht zur EU (oder USA bzw. Brasilien) gehört, muss lediglich schwache, kaum zu kontrollierende Regeln befolgen. Nach denen dürfen Flossen und Haikörper getrennt voneinander an Land gebracht werden. Der Flossenanteil soll dabei fünf Prozent im Verhältnis zur Masse des Haifleisches nicht übersteigen. „Das ist ein riesiges Schlupfloch für illegales Finning in ICCAT-Gewässern“ kritisiert Anna Holl. Der WWF hatte die Einführung von Fangobergrenzen für kommerziell befischte Haiarten wie den Kurzflossen-Makohai gefordert. Spanien ist die drittgrößte Haifangnation der Welt, auch Portugal und Frankreich sind unter den 20 größten Haifangnationen. Haie sind vor allem in Südost- und Ostasien wegen ihrer Flossen begehrt. Haifischflossensuppe gilt in Asien als eine Delikatesse. Daher zählen die markanten Rückenflossen der Haie („Finnen“), inzwischen zu den teuersten Fischprodukten überhaupt. Je nach Qualität kann ein Kilogramm bis zu 650 US-Dollar einbringen.
Weitere Informationen:
Britta König, Pressestelle WWF Deutschland, Tel. +49 40 530 300 318, E-Mail: britta.koenig@wwf.de
Claudia Mohl, Pressestelle WWF Österreich, Tel. +49 1 488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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