Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
Vom Rückgang der Wasserdrachen zum Aufleben an der March:

Wien, Orth/Donau, 17. 5. 2018 – Alle Amphibien Österreichs sind Arten der Roten Liste und durch Verlust ihrer Lebensräume sowie Nahrungsgrundlagen bedroht. Vor allem die Folgen von Flussregulierungen und Wasserkraftwerken machen ihnen zu schaffen.
Bewusstseinsbildung, Forschung sowie Revitalisierungsprojekte können Frosch, Kröte, Unke, Molch und Salamander das Überleben ermöglichen, betonen Nationalpark Donau-Auen und WWF Österreich.
Einen besonderen Vertreter der Tiergruppe hat das Nationalparkteam heuer als Botschafter erwählt: Alles dreht sich um den seltenen Donau-Kammmolch, von Führungen und Festen bis zu einer neuen Ausstellung samt Terrarium im schlossORTH Nationalpark-Zentrum. So wird bei den Gästen um Verständnis für den Amphibienschutz geworben, denn Etliche wissen wenig über Frosch & Verwandte. In Österreich ist der Donau-Kammmolch vorwiegend noch in den Nationalparks Neusiedlersee-Seewinkel und Donau-Auen sowie im Natura 2000-Gebiet March-Thaya-Auen zu finden. Mit seiner prächtigen schwarz-orangen Färbung und dem tiefgezackten Rückenkamm der Männchen zur Paarungszeit ist der kleine Lurch kaum zu verwechseln. Leider sind seine Bestände in letzter Zeit gesunken und die einzelnen Vorkommen sind zumeist isoliert, sodass kein genetischer Austausch stattfinden kann. Auch die Vorkommen im Nationalpark Donau-Auen sind teils im Rückgang begriffen.
In der Wiener Lobau besiedelt der Donau-Kammmolch noch eine Vielzahl an Gewässern, darunter zahlreiche wassergefüllte Bombentrichter. Bei einer Kartierung 2009 konnte er dort an 39 Orten festgestellt werden. Im niederösterreichischen Teil wurde eine Erhebung von den Amphibienexperten Johannes Hill & Rudolf Klepsch im Zeitraum 2015 – 2017 durchgeführt, unter Förderung durch das Programm Ländliche Entwicklung mit Unterstützung des Landes Niederösterreich und der Europäischen Kommission. Diese aktuelle Untersuchung zeigt leider, dass eine erhebliche Anzahl ehemaliger Laichgewässer nicht mehr zur Verfügung steht. So konnte in den noch vor 20 Jahren regelmäßig genutzten Bereichen der Regelsbrunner Au am Südufer kein Nachweis erbracht werden, nur am Nordufer wurden Populationen erhoben.
Bitte bleib, kleiner Wasserdrache
Hauptverantwortlich ist – neben zunehmend trockenen Jahren – die Eintiefung des Donauflussbettes durch das Kiesdefizit, das durch die erfolgte Donauregulierung und die nahezu durchgängige Kraftwerkskette verursacht wird. Damit sinken die Wasserspiegellagen, Hochwässer bringen weniger Wasser in die Aulandschaft. Gewässerzüge verlanden und es bilden sich weniger neue Kleintümpel aus – die Kinderstuben und Fortpflanzungsgewässer der Amphibien gehen verloren. „Umso wichtiger ist es, mit Renaturierungsmaßnahmen die Dynamik zurück in die Au zu holen, die Sohleintiefung zu stoppen und in weiterer Folge die Wasserspiegel in der Au zu heben – eines der vordringlichsten Naturschutzziele im Nationalpark Donau-Auen. Zusätzlich wird aktuell ein Konzept für mögliche weitere Fördermaßnahmen erarbeitet“, berichtet Nationalparkmitarbeiter Stefan Schneeweihs vom Bereich Natur & Wissenschaft. Der Rückbau von Grabenquerungen wirkt dabei unterstützend.
Neuer Lebensraum an der March
Dafür, dass das Naturjuwel Untere Marchauen kräftig auflebt, sorgt derzeit ein großes LIFE+-Projekt der EU, das gemeinsam von viadonau, dem WWF und dem NÖ Landesfischereiverband umgesetzt wird. WWF-Flussexperte Michael Stelzhammer erklärt: „In den letzten Monaten wurden unzählige LKW-Fuhren an Wasserbausteinen, die die March in ein fixes Korsett gezwängt haben, entfernt. Mehr als fünf Kilometer an verlandeten Seitenarmen wurden ausgebaggert, sowie mehrere neue Mündungsbereiche von Zubringerbächen naturnah gestaltet.“ Jetzt kann die March diese einzigartige Flusslandschaft wieder mit ihrem Wasser durchströmen. Davon profitiert auch der ökologische Hochwasserschutz. Im August startet die zweite Bauphase, bei der weitere Nebenarme reaktiviert und Augewässer revitalisiert werden.
Der WWF konnte im Zuge des Projekts mehrere Artenschutzmaßnahmen durchführen, die sich positiv auf Amphibienarten wie beispielsweise die Rotbauchunke oder den Donau-Kammmolch auswirken. So wurden zwölf Hektar Ackerflächen in wertvolle Feuchtwiesen umgewandelt und zusätzlich sieben Hektar Suttenflächen erhalten. Auch die 2015 begründete Konikherde schafft wichtige Lebensräume für etliche Pflanzen und Tiere: die Pferde pflegen auf 80 Hektar Fläche die Au naturnah und nachhaltig. „Durch die Tätigkeit der Koniks sind zwei vom Aussterben bedrohte Klee-Arten wieder zurück gekommen, und auch der Wiedehopf ist wieder aufgetaucht“, freut sich Stelzhammer.
Jeder Beitrag hilft
Um die stark in Bedrängnis geratenen Amphibien als Teil der heimischen Artenvielfalt zu erhalten, setzen Naturschutzgebiete und NGOs also intensiv auf Forschung und Lebensraumverbesserung. Doch jede/r kann einen persönlichen Beitrag leisten: „Die Bereitstellung naturnaher Gartenteiche ohne Fischbesatz und die Mitarbeit bei lokalen Amphibienschutzprojekten (wie die Betreuung von „Krötenzäunen“ im Frühjahr) sind gute Möglichkeiten, dem kleinen Donaudrachen und seinen Vettern das Überleben zu erleichtern. Mit einem naturnahen Ökosystem in Teichen inklusive Amphibien hält man übrigens auch die Gelsen in Schach! “, fassen die Experten des Nationalparks und des WWF zusammen.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF, Tel. 01/48817-250, claudia.mohl@wwf.at
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