Ein Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen: Bei der CITES-Konferenz wurde beschlossen, dass viele Arten endlich besser geschützt werden. Doch es gab auch Enttäuschungen, etwa beim Schutz von Aalen und Singvögeln.
WWF zum Natura 2000 Tag: Naturschutz sichert unser aller Lebensgrundlage
- Kraftwerke wie am Tauernbach, an Ybbs, Kamp und Sulm gefährden unser Naturerbe
- Naturkapital für alle erhalten, statt für kurzfristige Gewinne einiger weniger verspielen
Wien, 22. Mai 2018 – Am 21. Mai fand zum zweiten Mal der europaweite Natura 2000 – Tag statt. Mit der Einführung dieses „Feiertags der Natur“ würdigen die EU-Kommission und das EU-Parlament die Bedeutung dieses weltweit einzigartigen Schutzgebietsnetzwerks. Österreich besitzt rund 300 Natura – 2000 Gebiete. Darunter befinden sich 120 Gebiete, die Wasserlebensräume schützen. Diese sind für gefährdete Arten wie Wasseramsel, Eisvogel, Tamariske & Co. überlebenswichtig – und sie sichern unseren Wasserschatz! Gerhard Egger, Leiter des WWF Alpenflüsseprogramms, erklärt: „Der Natura 2000-Tag untermauert das Bekenntnis der Staatengemeinschaft zum Naturschutz. Um den Verlust der Artenvielfalt zu bremsen, müssen alle und auch Österreich einen Beitrag leisten!“ Beim Naturschutz in Europa ist Österreich leider eines der Schlusslichter: So wurden in Tirol wichtige Seitenbäche der Isel trotz Mahnungen der EU-Kommission immer noch nicht als Natura 2000 – Gebiete nominiert. Österreichweit sind zahlreiche bestehende Natura 2000 – Gebiete, wie etwa der Kamp und die Ybbs in Niederösterreich sowie die Schwarze Sulm in der Steiermark, durch Kraftwerksprojekte bedroht.
„Die Schönheit und Einzigartigkeit unserer Natur sind Werte, die Politiker gerne im Munde führen, doch die Realität sieht anders aus: Innerhalb der EU bewegt sich unser Land beim Naturschutz im Schlussfeld: Gegen Österreich läuft seit dem Jahr 2013 ein Vertragsverletzungsverfahren, weil bedeutende Vorkommen von EU-weit geschützten Arten nicht nominiert wurden. Das betrifft etwa Flussstrecken am Tauernbach und Kalserbach, Zubringer der Isel in Osttirol. „Erhebungen des Landes und von mehreren Wissenschaftlern haben den Nominierungsbedarf klar aufgezeigt. Österreich muss hier endlich seinen Verpflichtungen nachkommen!“, fordert Egger vom WWF. Brisant sei die Lücke im Gebietsnetzwerk vor allem dort, wo problematische Projekte weitgehend naturnahe Erholungsparadiese bedrohen. So würde das geplante Kraftwerk der TIWAG am Tauernbach, die Vorkommen der europäisch bedeutsamen Tamariske gefährden.
Drohende Verschlechterungen auch in bereits ausgewiesenen Natura 2000-Gebieten
Seien es die Wasserfassungen im Ötztal für das Kraftwerk Kaunertal in Tirol, die Ausleitungen für das Sulmkraftwerk in der Steiermark, das Laufkraftwerk an der Ybbs in Niederösterreich oder der – ebenfalls in NÖ – geplante Neubau des Kraftwerks Rosenburg: In vielen Natura 2000-Gebieten bedrohen Projekte deren Schutzgüter.
Dass das Management der Natura 2000 – Gebiete in Österreich völlig unzureichend ist, zeigt auch eine kürzlich durchgeführte Evaluierung von insgesamt 18 EU-Mitgliedsstaaten. Kein einziges der untersuchten Kriterien, wurde als in Österreich ausreichend umgesetzt beurteilt. Die gröbsten Mängel werden hinsichtlich der Vervollständigung des heimischen Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerks, der Bereitstellung ausreichender Finanzierungsmöglichkeiten und einem rechtlich und fachlich angemessenen Monitoring.
„Wenn Österreichs Artenvielfalt nicht noch weiter den Bach runtergehen soll, müssen Politik und Wirtschaft beim Ausbau der Erneuerbaren Energien auf die Naturverträglichkeit achten und die letzten naturnahen und geschützten Fließstrecken erhalten“, unterstreicht Egger. Das deckt sich klar mit den Vorgaben von der EU: Anfang Mai wurde ein neuer Leitfaden vorgelegt, der eine strenge Auslegung der Umweltrichtlinien bei Wasserkraftprojekten einfordert.
Am Tauernbach in Osttirol wurde das geplante Projekt im März 2017 zur Umweltverträglichkeitsprüfung vorgelegt. Der WWF und viele andere Organisationen haben die Behörden und Betreiber in kritischen Stellungnahmen auf die Unvereinbarkeit des Vorhabens mit dem Vorkommen von Schutzgütern und den Natura 2000 – Verpflichtungen hingewiesen. Darüber hinaus würde das Kraftwerk laut Expertenmeinung viel Schaden für wenig Stromausbeute anrichten: Die Effizienz ist gering und bessere Alternativen wie die Solartechnologie wären verfügbar. Anfang Juni wird das Projekt nun verhandelt. Der WWF fordert die Ablehnung des Kraftwerksbaues im Bereich des Gletscherflusssystems Isel.
Der 21. Mai wurde im Jahr 2017 offiziell zum Europäischen Tag für Natura 2000 erklärt. Natura 2000 ist ein 27.000 Schutzgebiete umfassendes Netz mit einer Fläche von mehr als einer Million Quadratkilometern zu Land und See, mit dem alle wichtigen Lebensräume und gefährdete Arten der EU geschützt werden sollen. Es nimmt mittlerweile 18 Prozent der Fläche der EU-Staaten ein. Den Rahmen dafür bilden die europäische Vogelschutz- sowie die Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie.
Weitere Informationen zur Umsetzung von Natura 2000 in Österreich: https://www.wwf.at/natura2000-tag
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Gerhard Egger, Leiter WWF Alpenflüsseprogramm, Tel. 01/48817-272, E-Mail: gerhard.egger@wwf.at
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