Artenschutz in Österreich
Einsatz für die heimische Artenvielfalt
Österreichs Tier- und Pflanzenwelt ist besonders vielfältig. Im mitteleuropäischen Vergleich gilt es als eines der artenreichsten Länder. Etwa 46.000 Tierarten und über 21.000 Pflanzenarten kommen hier vor. Diese Artenvielfalt ist ein wichtiger Schatz, den es zu bewahren gilt. Der WWF Österreich setzt sich daher für den Schutz bedrohter heimischer Arten ein und legt dabei besonderen Fokus auf die Tierarten Biber, Fischotter, Seeadler, Luchs und Wolf. Der WWF nennt sie auch die „österreischischen Big 5“.
Schutz der „Big 5“ in Österreich
Die heimischen „Big 5“ erfüllen in ihren jeweiligen Ökosystemen wichtige Aufgaben und gelten als sogenannte Flaggschiffarten. Damit stehen sie stellvertretend für viele weitere, teilweise bedrohte Arten, weshalb ihrem Schutz große Bedeutung zukommt. In der Vergangenheit waren diese Arten in Österreich stark dezimiert oder ausgestorben, nun kehren sie nach langer Abwesenheit wieder zurück. Die Rückkehr nach Österreich ist aus ökologischer Perspektive ein klarer Erfolg. Allerdings birgt die Rückkehr auch Konfliktpotenzial. Denn das natürliche Verhalten der Arten wird teilweise als Konkurrenz zu menschlichen Interessen an der Natur, wie etwa Jagd und Fischerei, Landwirtschaft oder Forstwirtschaft gesehen.
Einsatz für bedrohte Arten – heute wichtiger denn je
Der WWF Österreich setzt sich bereits seit vielen Jahrzehnten für den Schutz heimischer Tier- und Pflanzenarten ein. Der Fokus liegt darauf, die Arten in ihrem natürlichen Lebensraum zu erhalten oder ihre Rückkehr zu ermöglichen und Lösungen für ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben zu finden. Dazu braucht es unter anderem mehr Akzeptanz für diese Arten, ein rechtskonformes Management, um etwaigen Konflikten vorzubeugen und die Bekämpfung der illegalen Verfolgung.
Tierwelt
Die österreichischen „WWF Big 5“
Zahlen & Fakten
- In Österreich sind 207 Arten durch die FFH-Richtlinie und 90 Vogelarten durch die EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt.
- 85 % der FFH-Arten haben keinen „günstigen Erhaltungszustand“.
- Österreich ist ein geografischer Schnittpunkt, der von alpinen aber auch kontinental-pannonischen Einflüssen geprägt ist.
Downloads
- Sammelseite mit allen WWF Publikationen zum Thema Artenschutz
- WWF Bundesländerbarometer
Bedrohungen
Das bedroht Österreichs Artenvielfalt
Bedrohung 1: Mangelhaftes Management
Die natürlichen Verhaltensweisen von Biber, Fischotter, Luchs, Wolf und Seeadler können in Konflikt mit menschlichen Nutzungsinteressen stehen. Für eine langfristige Koexistenz zwischen Mensch und Wildtieren bedarf es daher eines rechskonformen Managements. Dazu gehören u.a. ein geeignetes Monitoring, eine gute Kommunikation und die Förderung von konfliktmindernden Maßnahmen wie beispielsweise Herdenschutz. Hier gibt es in den Österreichischen Bundesländern noch viel zu tun, kein Bundesland zeigt bisher ein effektives & effizientes Management der Big 5.
Bedrohung 2: Wildtierkriminalität
In Österreich und anderen europäischen Ländern stellt die Tötung von streng geschützten Arten einen bedeutenden Bedrohungsfaktor dar. Der Abschuss, die Vergiftung und das Fangen von Wildtieren in Fallen ist besonders für seltene Arten, wie etwa dem Luchs eine ernste Gefahr. Bereits der Verlust eines einzelnen Individuums kann in diesem Fall einen großen Rückschlag für die Rückkehr dieser Wildtiere bedeuten. Neben Greifvögeln sind auch andere streng geschützte Arten wie Wolf, Biber, Fischotter und Bär wiederholt Ziel illegaler Verfolgung.
Bedrohung 3: Großflächige Ausnahmen vom strengen Schutz
In vielen österreichischen Bundesländern werden inzwischen großflächige Ausnahmen vom strengen Schutz dieser Arten genehmigt. Dadurch kommt es vielfach zu Eingriffen in den Lebensraum, aber auch zu Tötungen zahlreicher streng geschützter Tiere ohne genaue Prüfung im Einzelfall. Vereinzelt hat dies auch bereits Auswirkungen auf die Populationsdichte. So wurden etwa in Niederösterreich und Kärnten Dichteabnahmen von Fischottern aufgrund dieser genehmigten Tötungen registriert. Auch die Anzahl der Wölfe in Österreich ist im europäischen Vergleich äußerst gering.
Bedrohung 4: Geringe genetische Vielfalt der Luchsbestände
Wiederansiedlungsmaßnahmen haben den Luchs in viele Gebiete Mitteleuropas zurückgebracht. Manche dieser Populationen haben sich aus nur wenigen Gründerindividuen, die ausgesiedelt wurden, entwickelt. Da die unterschiedlichen Luchspopulationen durch die Fragmentierung voneinander getrennt sind, haben die Luchse meist nur Zugang zu Partnern in ihrer unmittelbaren Nähe. Damit steigt die Gefahr von Inzucht, also der Paarung miteinander verwandter Luchse. Es kommt zu genetischer Verarmung und die Anfälligkeiten für Krankheiten steigt. Die kleinen Populationen drohen deshalb zusammenzubrechen.
Lösungen
So können wir Österreichs Artenvielfalt schützen
Lösung 1: Rechtskonformes Management
Der WWF setzt sich für die Verbesserung des Managements der geschützten Arten in Österreich ein. Dazu haben wir unter anderem ein Schutzkonzept für die „Big 5“ entwickelt. Ob und wie gut die Bundesländer es umsetzen, prüfen wir regelmäßig nach und veröffentlichen die Ergebnisse im Bundesländerbarometer. Auch bringen wir uns im Rahmen von Projekten direkt im Management ein und setzen konkrete Aktivitäten um. Weiters arbeiten wir in vielen Arbeitsgruppen mit, um Empfehlungen und Vorschläge für ein rechtskonformes Management zu entwickeln. Unser Ziel ist es, die österreichischen „Big 5“ in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet bestmöglich zu erhalten bzw. wieder zu etablieren, damit sie ihre Funktionen im Ökosystem in einer umfassenden Form wahrnehmen können.
Lösung 2: Wildtierkriminalität bekämpfen
Ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung von Wildtierkriminalität ist aus Sicht des WWF vor allem der Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Expert:innen, Exekutive und Justiz. Mittlerweile haben sich zur Bekämpfung der Problematik eine Reihe von grenzübergreifenden Zusammenschlüssen von Richter:innen, Staatsanwält:innen oder der Exekutive gebildet. Sie versuchen durch Aufbau von Wissen und die einheitliche Anwendung der geltenden EU-Gesetzgebung die Bekämpfung von Strafdelikten zu verbessern. Darüber hinaus bekämpfen zahlreiche Projekte die illegalen Tötungen.
Lösung 3: Nature Advocacy
Internationale Naturschutzvorgaben, wie die Fauna-Flora-Habitat Richtlinie, geben den Schutz bedrohter Arten vor. Dank der Aarhus Konvention dürfen Umweltschutzorganisationen aber auch Einzelpersonen Umweltinformationen einsehen, an Genehmigungsverfahren teilnehmen und für die Umwelt vor Gericht gehen, wenn der rechtliche Schutz der Art nicht eingehalten wird. Gemeinsam mit verschiedenen Partner:innern treten wir somit für die Rechte der Natur und damit die Sicherung unserer Lebensgrundlagen ein. Die bisherigen Erfolge helfen nicht nur den jeweiligen, in den Verfahren behandelten Arten, sondern verbessern bei einem entsprechendem Urteil zu einem rechtswidrigen Verfahren auch die zukünftige Rechtsprechung für alle geschützten Arten. Damit hat es eine sehr weitreichende positive Wirkung auf den Naturschutz in Österreich.
Lösung 4: Einsatz für den Luchs
Wir setzen uns für ein seriöses Luchsmanagement in und nahe Österreich ein. Wir zeigen Wege auf, wie das Ziel der Integration einer überlebensfähigen Luchspopulation in Österreich erreicht werden kann und sorgen dafür, dass nötige Maßnahmen umgesetzt werden. Neben Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung arbeiten wir an der Finanzierung und Entwicklung von Umsiedelungsmaßnahmen. So wurden etwa im Rahmen des Arbeitskreises LUKA in Oberösterreich Aktivitäten, die zur Freilassung von insgesamt fünf Luchsen geführt haben unterstützt. Auch bei der Freilassung von Luchsen im Dreiländereck Österreich-Italien-Slowenien waren wir in den vergangenen Jahren finanziell und personell beteiligt.
Biber, Fischotter, Luchs, Wolf und Seeadler gelten als Flaggschiffarten und erfüllen wichtige Funktionen in unseren Ökosystemen. Ihrem Schutz kommt große Bedeutung zu.
Projekte
So schützt der WWF die Artenvielfalt in Österreich
wildLIFEcrime
Aufdecken, aufklären und eingreifen – das ist der Leitspruch hinter dem Projekt „wildLIFEcrime“. Das Ziel des EU-LIFE-Projektes: Bis 2028 die Wildtierkriminalität in Deutschland und Österreich zu reduzieren. Dafür hat sich der WWF Österreich mit anderen NGOs wie etwa BirdLife sowie Behörden, Veterinärmedizin, Polizei und der Wissenschaft zusammengeschlossen. Durch eine verbesserte Zusammenarbeit sollen die Effizienz bei der Strafverfolgung erhöht und Wildtierkriminalität bei ausgewählten streng geschützten Arten in Deutschland und Österreich reduziert werden. Neben der Umsetzung von präventiven Maßnahmen fokussiert das Projekt darauf, dass Fälle entdeckt, effektiv bearbeitet, aufgeklärt und Täter:innen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. Deswegen arbeiten die Projektpartner unter anderem an der Verbesserung forensischer Untersuchungen und bieten Fortbildungen für Polizei und Staatsanwaltschaften an.
Einsatz für den Seeadler
Der WWF unterstützt seit vielen Jahren die Rückkehr der Seeadler nach Österreich und engagiert sich für den Schutz dieser beeindruckenden Vögel, damit sich in Österreich wieder ein vitaler und produktiver Seeadlerbestand entwickelt. Das Projekt umfasst viele Aspekte: Bewusstseinsbildung, die Einrichtung von Horstschutzzonen, Beringung und Besenderung von Jungvögeln, Bestands- und Bruterfolgsmonitoring, Schutz vor direkter Verfolgung und Vergiftung und das rasche Erkennen von anderen Gefahren, sowie das Abwehren dieser Bedrohungen.
Schützen Sie Österreichs Natur
mit einer
Österreich-Patenschaft!
Gemeinsam können wir Österreichs artenreichste Lebensräume und ihre Bewohner schützen. Ihre Patenschaft macht den Unterschied.
Aktuelles zu Österreichs Natur
Weltbodentag: WWF fordert starkes Bodenschutzgesetz
Naturschutzorganisation fordert politische Maßnahmen gegen Bodenversiegelung – Österreich geht zu verschwenderisch mit wertvollen Böden um – Hohe Folgekosten für Gesamtgesellschaft
Salzburg: WWF kritisiert geplante Nachtbejagung von geschützten Arten
Naturschutzorganisation warnt vor Verstoß gegen EU-Recht – Landesregierung will Nachtjagd ausweiten und Einsatz von Nachtsichtgeräten sogar gegen geschützte Tiere wie den Biber ermöglichen
Neue Zahlen: Bodenverbrauch weit über „Nachhaltigkeitsziel“ der Politik
Neue ÖROK-Zahlen zeigen Zunahme von Verbauung und Versiegelung genauer als bisher – Bodenverbrauch mehr als doppelt so hoch wie selbst gestecktes „Nachhaltigkeitsziel“ des Bundes – WWF für Bodenschutz-Vertrag
WWF: Geplante Wolfs-Verordnung in der Steiermark ist rechtswidrig
Naturschutzorganisation gibt Stellungnahme zu Entwurf ab: „Geplante Verordnung ignoriert EU-Schutzvorgaben für den Wolf und erlaubt Tötungen, die weder fachlich noch rechtlich gerechtfertigt sind“
“Der Luchs verschwindet”: WWF schlägt mit Weihnachtskampagne Alarm für den Schutz der seltenen Katzenart
Nur noch maximal 35 Luchse in Österreich – WWF fordert bessere Vernetzung der Lebensräume und entschlossenes Vorgehen gegen Wildtierkriminalität
Bodenversiegelung statt Klimaschutz: WWF kritisiert Hanke-Kurs in der Verkehrspolitik
Verkehrsminister ignoriert massive Umweltfolgen der geplanten Schnellstraßen-Projekte – Insbesondere Lobau-Autobahn ist gefährlicher Irrweg
WWF-Studie: 190 Hektar neue Moorflächen in Österreichs Alpenraum bestätigt
Rund 90 Prozent der neu bestätigten Moore in keinem guten Zustand – WWF fordert Analyse weiterer Potenzialflächen und Moor-Renaturierung
WWF warnt vor Gewerbepark-Wildwuchs durch neue Autobahnen
Analyse zeigt rasantes Wachstum der Gewerbeflächen – Straßen als Magnet für neue Gewerbeparks – WWF fordert Umdenken in Raumordnungs-, Verkehrs- und Steuerpolitik
Laichzeit der Fische beginnt – Kies aufgelockert für neues Leben im Bach
INNsieme connect stellt bedeutende Kieslebensräume am Schlitterer Gießen wieder her – Erste Bachforelle nahm neuen Laichplatz zur Fortpflanzung sofort an













