Wichtiges Signal gegen Länder-Blockade – Naturschutzorganisation fordert Schulterschluss für wegweisendes Gesetz – Finanzierung der Maßnahmen möglich, zusätzliche EU-Mittel abrufbar
Nach geplatztem Opel-Deal: Magna versenkt „Verlorene Welten“ im Moor
Wien, am 19. November 2009 – Nach der gescheiterten Übernahme des Opel-Konzerns und dem Konkurs der Pferderennbahn setzt Magna in Niederösterreich nun auf Familienunterhaltung. Die Gemeinde Ebreichsdorf und das Land NÖ haben die Weichen für den Freizeitpark „Lost Worlds“ bereits gestellt: Am 18. November genehmigte der Gemeinderat die Umwidmung von 80.000 Quadratmetern Wald und Wiesen in Bauland. Auch im benachbarten Vogelschutzgebiet sollen bald die Bagger auffahren. Beide Vorhaben wirken sich massiv auf das Niedermoor „Welsche Halten“ und das Natura 2000-Gebiet „Feuchte Ebene“ aus. „Das Lebensministerium hat diese äußerst wertvolle Moorlandschaft südlich von Wien zu einer Schwerpunktregion der Kampagne vielfaltleben erklärt, in der bis 2010 der Artenreichtum besonders gefördert werden soll“, so Emil Benesch vom WWF. „Dies wird auf Regionalebene offensichtlich total ignoriert und Magna bekommt erneut Unterstützung beim Versuch, hier Profit auf Kosten der Natur zu machen!", ist Benesch empört.
Eine halbe Million Besucher im Jahr soll der Freizeitpark anziehen, 95 Prozent von ihnen würden mit dem Auto anreisen. Wie in einer Grobbilanz im Auftrag der Gemeinde Ebreichsdorf festgestellt wird, verursacht Ebreichsdorf bereits jetzt einen im Vergleich zu anderen österreichischen Gemeinden um 30 Prozent höheren Ausstoß an Treibhausgasen. Wenige Tage vor dem Start des internationalen Klimagipfels in Kopenhagen liefern Land und Gemeinde mit der Genehmigung des Projekts ein anschauliches Beispiel für politische Entscheidungen, die allen Lippenbekenntnissen zum Trotz den österreichischen Klimazielen zuwiderlaufen.
„Lost Worlds“ zerstört echte Erlebniswelten
Im Zuge der Sanierung der Pferderennbahn setzt der Magna-Konzern dem Vernehmen nach auf den amerikanischen Trend, Freizeitzentren und große Shopping Malls zu verbinden. Wenngleich in den Projektunterlagen für den Familienpark offiziell von kleineren Gebäuden und 19 Karussells die Rede ist, sollen hinter den Kulissen Planungen für ein Einkaufszentrum und ein Großraumkino laufen. „Statt das Ebreichsdorfer Moor mit seinen über tausend Schmetterlingsarten und Blütenpflanzen zu erhalten, opfert man es für ein neues wirtschaftliches Abenteuer mit ungewissem Ausgang“, kritisiert Benesch. Schon für die nur drei Jahre im Vollbetrieb laufende Racino-Rennbahn wurden 38 Hektar Moorflächen zerstört; die 2001 angeordneten ökologischen Ausgleichsmaßnahmen bis heute nicht umgesetzt.
Bauprojekte zerstückeln Naturjuwel
Derzeit kommen im Ebreichsdorfer Niedermoor „Welsche Halten“ noch einige in Österreich vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten vor. Das benachbarte Vogelschutzgebiet zählt zu den fünf wichtigsten Österreich weit. „Ohne Pufferzone fressen sich die jetzt umgewidmeten Betriebsgebiete direkt ins Moor hinein“, erklärt Benesch. „Dieser unsensible Umgang mit unseren letzten Naturjuwelen ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich für den Erhalt des Österreichischen Naturerbes einsetzen.“
Artikel in The Globe and Mail (Kanada)
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin, Tel. +43 1 48817 250
Emil Benesch, WWF Naturschutzexperte, +43 1 48817 267
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Vier Seeadler besendert – Population im Aufwind
70 Seeadler-Brutpaare in Österreich – Besenderungen in Niederösterreich und Burgenland liefern wichtige Erkenntnisse für Schutz des österreichischen Wappentiers – Illegale Verfolgung ist größte Bedrohung für heimische Population
Hunde-Spaziergang am Inn: Wie man Vogel-Nachwuchs schützen kann
An den Kiesbänken des Inns brüten derzeit wieder seltene Vogelarten. Doch Hundebesitzer:innen und ihre freilaufenden Hunde können den Nachwuchs unwissentlich gefährden.
WWF und BirdLife appellieren zu Rücksichtnahme an den Brutplätzen am Inn
Seltene Vögel brüten an den Kiesbänken des Inns – WWF und BirdLife ersuchen um Rücksichtnahme an beschilderten Brutplätzen – Länderübergreifendes Projekt INNsieme connect schützt Artenvielfalt am Inn
WWF: Dotierung der Oberen Lobau ist nur Tropfen auf heißen Stein
Neue Wasserzuleitung fällt zu gering aus und stoppt Austrocknung der Unteren Lobau nicht – WWF fordert Rettung des Naturjuwels – Wiener Stadtregierung massiv gefordert
WWF warnt: Millionen getötete Jungfische durch Wasserkraft am Inn
Lokalaugenschein: Schwall-Belastung tötet Jungfische und Fischlarven am Inn – WWF und Tiroler Fischereiverband fordern umfassende Sanierung der Schwall-Belastung durch Tiwag und Verbund in Tirol
ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT – Umweltfonds jetzt auch in Deutschland verfügbar
Mit dem ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT ermöglicht die Erste Asset Management nun auch Anleger:innen in Deutschland, in globale Unternehmen zu investieren, deren Produkte und Dienstleistungen bestimmten Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Vor allem die Themenfelder Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Recycling und Abfallwirtschaft, Wasseraufbereitung und –versorgung sowie nachhaltige Mobilität werden in der Strategie des Fonds berücksichtigt. In Österreich gehen der WWF und die Erste AM bereits seit 17 Jahren einen gemeinsamen Weg. Seit 2006 erreicht der Fonds eine überzeugende Performance und bietet interessante Wachstumschancen – sowohl in finanzieller als auch in ökologischer Hinsicht. Anleger:innen sollten dabei aber stets die Risiken beachten, die Investments in Wertpapiere beinhalten.
WWF: Neue Umfrage zeigt Kaunertal-Absage und Reformbedarf der TIWAG
Geplanter Ausbau Kraftwerk Kaunertal ist schon für Hälfte der Bevölkerung nicht akzeptabel – Zwei Drittel für alternativen Standort bei naturverträglichen Alternativen – 80 Prozent fordern Reformen bei TIWAG
Good News: Griechenland verbietet Fischerei mit Grundschleppnetzen
Als erstes Land in der EU verbietet Griechenland die zerstörerische Fischerei-Methode ab 2030 in allen Meeresschutzgebieten.