Ökosystem Wald in Österreich nicht ausreichend geschützt – Nur etwa zehn Prozent in “günstigem Erhaltungszustand” – WWF fordert strengen Schutz und besseres Schutzgebietsmanagement
Neues Weltnaturabkommen zum Ende der COP15

Es waren lange und schwierige Verhandlungen, das Ergebnis freut uns nun aber sehr: Die Weltnaturkonferenz (COP15) hat sich auf ein neues globales Abkommen für die biologische Vielfalt geeinigt. Wir freuen uns über diesen wichtigen Erfolg für die Natur!
Vom 7. bis 19. Dezember 2022 fand die COP15 im kanadischen Montreal statt (hier erklären wir dir das Wichtigste dazu). Im Zentrum der Konferenz stand die Verhandlung eines globalen Abkommens, das messbare Ziele bis 2030 festsetzt, um die Ursachen des Artensterbens und des Verlusts der biologischen Vielfalt zu bekämpfen. In den wesentlichen Punkten haben die Mitgliedstaaten nun gute Vereinbarungen getroffen. Trotzdem ist das Abkommen noch lückenhaft und hat ein paar Schwächen.
Erfreulich ist, dass die Mitgliedstaaten darin festgeschrieben haben, dass das Artensterben bis 2030 aufgehalten und eine Trendumkehr eingeleitet werden muss. Auch die Forderung, dass 30% der Landes- und Meeresfläche auf der Welt unter Schutz gestellt wird, wurde vereinbart. Derzeit sind nämlich nur 15% der Landflächen und 7,5% der Meeresgebiete Schutzgebiete. Wichtig ist auch, dass die Sicherstellung der Rechte indigener Gruppen festgeschrieben wurde. Zudem freut uns der Verweis auf den Abbau schädlicher staatlicher Anreize und Subventionen im Umfang von 500 Milliarden Euro.
Wie sollen die Ziele erreicht werden?
Zu den Schwachstellen des Abkommens gehört vor allem der Umsetzungsmechanismus. Denn die große Frage ist: Wie werden die vereinbarten Ziele erreicht? Ein Umsetzungsmechanismus mit klaren Indikatoren und transparenter Berichtspflicht wäre wichtig gewesen. Das hätte dafür gesorgt, dass in allen Staaten konkrete Schritte zur Erreichung der Ziele gesetzt werden. Und der Erfolg der Maßnahmen hätte so auch besser bewertet werden können. Doch im Abkommen findet sich leider keine Formulierung, dass bei ungenügenden Fortschritten die Anstrengungen der Länder erhöht werden müssen.
Enttäuschend ist auch, dass bei der Reduzierung unseres ökologischen Fußabdrucks ein konkreter Zielwert fehlt. Wir hatten als WWF gefordert, dass der Fußabdruck halbiert werden sollte. Denn es hätte mutige Ziele hin zu einer ressourcenschonenden Produktion der Wirtschaftssektoren und einem nachhaltigen Konsum gebraucht.
Eine Frage des Geldes
Insgesamt 700 Milliarden US-Dollar fehlen nach wie vor jährlich, um die biologische Vielfalt angemessen zu schützen und die vereinbarten Maßnahmen auch weltweit umzusetzen. Deshalb ist die Frage der Finanzierung ein wesentlicher Punkt im Abkommen. Besonders die Länder im globalen Süden, in denen der Großteil der verbleibenden biologischen Vielfalt auf unserem Planeten liegt, müssen dabei unterstützt werden. Das vereinbarte Finanzierungsziel für die Entwicklungsländer von mindestens 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr und das globale Finanzierungsziel von 200 Milliarden US-Dollar pro Jahr ist dafür ein guter Anfang.
Der Erfolg des Abkommens steht und fällt nun aber mit dem politischen Willen, dieses Abkommen auch lückenlos umzusetzen und die nötige Finanzierung sicherzustellen. Wichtig ist jetzt, dass die neuen Ziele in allen Staaten und Wirtschaftssektoren so schnell wie möglich umgesetzt werden. Und, dass die Regierungen weltweit den politischen Willen beweisen, die verbleibenden Lücken in ihren nationalen Umsetzungsplänen zu schließen.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Good News: Seeadler Sorbus erkundet Österreich
Im Mai besenderte der WWF den jungen Seeadler Sorbus. Wie ist es ihm in den letzten Monaten ergangen? Aktuelle Daten zeigen: Sorbus ist wohlauf und macht seine ersten Reisen durch Österreich.
WWF zum NEKP: Verfehlen der EU-Klimaziele wird Milliarden kosten
Begutachtungsfrist für Nationalen Energie- und Klimaplan endet – WWF fordert 50 zusätzliche Maßnahmen: Bodenschutz-Offensive, Energiesparen, Klimaschutzgesetz, Abbau umweltschädlicher Subventionen und ökosoziale Steuerreform
WWF fordert transparente Kennzeichnung von tierischen Produkten in der Gastronomie
Herkunftskennzeichnung für Fleisch, Milch und Eier in Gemeinschaftsverpflegung ab September in Kraft – WWF fordert rasche Ausweitung auf Gastronomie
Neues Kinderbuch “Bio-Diversi-Was?” dreht sich um die Artenvielfalt
Viele Tier- und Pflanzenarten, ihre Lebensräume sowie deren Bedrohungen werden auf 208 Seiten kindgerecht aufbereitet und erklärt – In Kooperation mit dem WWF Österreich, ab 4. September erhältlich
WWF-Erfolg: Seltene Heuschreckenarten am Lech entdeckt
Tolle Nachrichten: Wir konnten drei seltene Heuschreckenarten am Lech entdecken! Das zeigt, dass sich unsere Arbeit gelohnt hat – denn der WWF verhinderte, dass der Lech mit einer Kraftwerkskette verbaut wird.
Tiger-Selfie und Korallen-Kette – Neuer WWF-Ratgeber warnt vor tierischen Souvenirs
Urlaubsmitbringsel oft aus seltenen Tier- und Pflanzenarten – illegale Einfuhr ist strafbar und sorgt für Naturzerstörung – WWF-Souvenir-Ratgeber bietet Orientierung
Weltweiter Klimastreik am 15. September 2023
Der heißeste je gemessene Juli, heftige Waldbrände und Überschwemmungen: Der Sommer 2023 hat gezeigt, die Auswirkungen der Klimakrise sind schon heute sehr spürbar. Um die Klimakrise effektiv bekämpfen zu können brauchen wir intakte Natur. Sie ist unsere wichtigste Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise. Der WWF Österreich geht daher wieder zusammen mit den Fridays for Future beim weltweiten Klimastreik auf die Straßen.
WWF-Analyse: Österreichs größte Städte immer stärker versiegelt
Linz im pro-Kopf-Vergleich trauriger Spitzenreiter, stärkster Anstieg in Innsbruck – Städte durch hohen Versiegelungsgrad von Hitzewellen härter getroffen – WWF fordert Grünraum-Offensiven und Entsiegelungs-Programme