Reduktion der Verschwendung sollte in jedes Maßnahmenpaket gegen die hohe Teuerung integriert werden – Bundesregierung sollte Lebensmittelspenden erleichtern
Oberösterreich und die Steiermark rücken zusammen:

Bad Goisern, am 12. Mai 2009 – Seit 2007 setzt das Modell einer integrativen Flussraumbetreuung an der Oberen Traun neue Maßstäbe im modernen Management von Flusslebensräumen. Nun wird das erfolgreiche oberösterreichische Pilotprojekt um zwei Jahre verlängert und auf das steirische Salzkammergut ausgedehnt. „Ich freue mich darauf, aktiv meinen Beitrag für eine sichere und ökologisch lebendige Traun zu leisten“, erklärt die neue Flussraumbetreuerin Tanja Nikowitz, die vom Lebensministerium, den Ländern OÖ und der Steiermark, sowie dem WWF gemeinsam eingesetzt wird. „Ich lade alle Gemeinden herzlich zur Mitarbeit ein, die Traun wieder zu einer echten Lebensader des gesamten Salzkammergutes zu machen.“ Der scheidende Flussraumbetreuer Leopold Feichtinger überreichte seiner Nachfolgerin heute symbolisch einen Weidensetzling als Glücksbringer für die Herausforderungen der kommenden Jahre.
Die Obere Traun gehört zu jenen Alpenflüssen, an denen natürliche Lebensräume und Arten durch menschliche Eingriffe und Nutzung vielerorts verloren gegangen sind. Solch begradigte und hart verbaute Flussstrecken bis 2015 wieder in einen ökologisch guten Zustand zu bringen, ist die zentrale Forderung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der Europäischen Union. Auch die öffentliche Beteiligung an der Erhaltung und Verbesserung unserer Flüsse und Bäche spielt im Rahmen der WRRL eine entscheidende Rolle. Im „Flussdialog Oberösterreich“ ist die Bevölkerung zur Mitgestaltung an der Traun – als einem von fünf Modellflüssen des Bundeslandes – aufgerufen.
Flussraumbetreuung ist Katalysator der EU-Wasserrahmenrichtlinie
Als Bindeglied zwischen den ökologischen Anforderungen, den Gemeinden und der Verwaltung fungiert die Flussraumbetreuung mit Sitz in Bad Ischl. „Ich möchte bei allen Bewohnern der Traungemeinden noch mehr Interesse und Begeisterung für gesunde, lebendige Flussökosysteme wecken“, erläutert Nikowitz. Für die nächsten Monate plant sie eine Reihe von Aktivitäten wie Exkursionen an den Fluss, Infostände und Workshops. Für Kinder und Jugendliche bzw. Schulklassen wurde ein spezielles Programm aus Exkursionen und Projekttagen konzipiert. Ab Juni winken spannende Aktivitäten im Rahmen des Ferienspiels Bad Goisern. Das WWF-Flussrätselzelt, das bei zahlreichen Festen zum Einsatz kommen wird, vermittelt auf spielerische Weise Lehrreiches rund um das Thema lebendige Flüsse.
Rückschau und Ausblick: Aktivitäten für mehr Vielfalt an der Traun in OÖ
Fünf Maßnahmenpakete – mit insgesamt zehn der 59 im Gewässerbetreuungskonzept vorgesehenen Projekte – wurden in den letzten Jahren bereits umgesetzt, darunter zwei Fischaufstiegshilfen in den Sulzbach und den Rettenbach sowie Hochwasserschutzmaßnahmen in Ebensee und Bad Ischl. „Das Herzstück der bisherigen Revitalisierungen ist sicherlich die richtungweisende Maßnahme in Lahnstein“, resümiert Wilhelm Laimer, Leiter des Gewässerbezirks Gmunden. An diesem Flussabschnitt bei Ebensee wurde die alte Uferverbauung rechtsseitig auf 350 Metern Länge entfernt und somit der Traun um bis zu 15 Meter mehr Platz gegeben, sowie ein 800 Meter langer Altarm wieder an den Hauptfluss angebunden. Damit würde auch der Wasserstand im Falle eines hundertjährigen Hochwassers um beachtliche 40 Zentimeter abgesenkt. All diese Maßnahmen fördern eine natürliche Flussdynamik und dienen dem ökologischen Hochwasserschutz. „Bald werden auf den neu entstandenen Schotterbänken wieder seltene Vogelarten wie Flussregenpfeifer und Flussuferläufer brüten“, hofft Nikowitz. Vier weitere Bauprojekte sind im kommenden Jahr geplant: Die Anbindung eines Nebenarmsystems an den Hauptfluss in Bad Ischl – Engleiten, Maßnahmen für den ökologischen Hochwasserschutz in Obertraun und Ebensee – Trauneck , sowie die Ausbildung eines Gleitufers in Gstättenberg.
Ausblick: Was ist im steirischen Ausseerland geplant?
In der Steiermark werden zunächst Gefahren-Zonen für den Hochwasserabflussbereich ausgewiesen und Strecken mit ökologischen Defiziten definiert. Bereits im September 2009 sollen in Bad Aussee die ersten Baumaßnahmen an der Altausseer Traun im Bereich Stefaniekai beginnen. Im nächsten oder übernächsten Jahr erhält auch das Holzinger Wehr bei der Reiterer-Brücke eine Fischaufstiegshilfe. Wolfgang Pölzl, Leiter der Wasserwirtschaft der Baubezirksleitung Liezen, schließt sich den Erkenntnissen des modernen Schutzwasserbaues an: „Auch wir wollen mehr mit der Natur, als gegen sie arbeiten, wobei jedoch der Hochwasser- und Objektschutz im Vordergrund steht“, erklärt Pölzl. „Im Ursprungsgebiet der Traun ist dabei die Wiederherstellung der Durchgängigkeit bei Querbauwerken besonders wichtig.“ Als erster Schritt wurde der Toplitzbach im Jahr 2003 auf seiner gesamten Länge vom Grundlsee bis zum Toplitzsee renaturiert und seine Durchgängigkeit wieder hergestellt. Sämtliche Maßnahmen erfolgen in Abstimmung mit dem „Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan“ gemäß der WRRL.
Neue Lebensräume durch naturnahe Auwaldbewirtschaftung
Als größter Grundstücksbesitzer an der Oberen Traun und Betreiber traditioneller Fischereimethoden sind auch die Österreichischen Bundesforste ein wesentlicher Partner des Modellprojekts. Sie stellen insgesamt 80 Hektar Waldfläche für eine standortgerechte Bewirtschaftung zur Verfügung. „Statt Fichten-Monokulturen sollen wieder für Auen typische Baumarten wie Grauerle, Esche, Weide und Ulme für mehr Artenvielfalt und Natürlichkeit sorgen“, erklärt Matthias Pointinger, Fischereibeauftragter der ÖBf AG. “Wir sind stolz, nun auch auf steirischer Seite mit dabei zu sein, wenn es darum geht, flusstypische Lebensräume wieder herzustellen.“ In manchen Bereichen werden zudem Uferbereiche aufgeweitet, die auf natürliche Weise vor Hochwasser schützen, weil der Traun im Überschwemmungsfall mehr Platz zur Ausbreitung zur Verfügung steht.
Auch die Wildbach und Lawinenverbauung (WLV) setzt Impulse
Um Bachforelle, Äsche, Koppe & Co das Wandern von der Traun in die einmündenden Wildbäche – etwa zum Ablaichen – zu ermöglichen, wurden bereits eine Reihe von Fischtreppen errichtet. Damit die Fische jedoch nicht im Bach selbst auf weitere Barrieren stoßen, müssen auch die Bachläufe wieder durchgängiger und strukturreicher gestaltet werden. Bei dieser Lebensraumverbesserung im Sinne der WRRL spielt die WLV als Verwaltungsorgan der Wildbäche eine wichtige Rolle.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 0676/83488203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at.
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