Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
WWF an LH Kaiser: Scheinheiliger Zick-Zack Kurs beim Fischotter

Wien, am 25. April 2018 – Mit heftiger Kritik reagiert der WWF Österreich auf die Verordnung, die in Kärnten künftig die Jagd auf Fischotter ermöglichen soll. WWF-Expertin Christina Wolf-Petre erklärt: „Die Fischotter-Verordnung wird von der Landesregierung als Allheilmittel verkauft, das mit allen Interessensvertretern, so auch dem ‚Tierschutz‘ abgestimmt wurde. Dieser Versuch einer Instrumentalisierung zielt ins Leere, denn weder Umwelt-, noch Naturschutzorganisationen haben dieser Verordnung zugestimmt – im Gegenteil: in einer Stellungnahme und einem Offenen Brief vom 21. Februar wurde der Entwurf vom WWF rigoros abgelehnt. Falls Anpassungen vorgenommen wurden, dann geschah das ohne Einbindung und Einschätzung unsererseits!“
Die Fakten haben sich seit dem Zeitpunkt vor der Wahl nicht geändert und waren und sind Landeshauptmann Peter Kaiser und der zuständigen Behörde hinlänglich bekannt: Kärnten zählt, so wie alle Österreichischen Bundesländer mit Ausnahme von Wien und dem Burgenland, zur alpinen biogeographischen Region. Dort ist der Fischotter nach wie vor nicht in einem so genannten günstigen Erhaltungszustand und demnach gemäß der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie streng geschützt. Die EU-Naturschutzrichtlinien bauen auf diesem großräumigen Ansatz auf, da sich wildlebende Tiere naturgemäß nicht an Ländergrenzen, und schon gar nicht an Bundesländergrenzen orientieren können. Deshalb kann Kärnten hier nicht im Alleingang agieren. „Hier handelt es sich um billige Klientelpolitik und man nimmt in Kauf, dass eine bereits einmal ausgerottete Art wieder in Bedrängnis gebracht wird“, stellt Wolf-Petre klar.
Der WWF versteht die Sorgen der Fischereiverbände. „Auch uns liegen intakte Flüsse mit einem gesunden Fischbestand am Herzen. Gerade deshalb muss die Behörde endlich an nachhaltigen Lösungen arbeiten und einen von allen Interessensgruppen gemeinsam erarbeitenden Managementplan vorlegen, statt eine willkürliche Zahl an Fischottern zum Abschuss freizugeben.“
Vorbeugende Maßnahmen wie Zäunungen oder die Trockenlegung von Fischteichen im Winter sowie eine unbürokratische Entschädigung – falls trotz Prävention einmal etwas passiert, – müssen absolut Vorrang haben. An Fließgewässern sollten die Besatzmethoden und die Befischung nachhaltig sein und Renaturierungsmaßnahmen im Vordergrund stehen. „Hier wäre das Geld für die geplanten Alibi-Übersiedelungen von Fischottern in ein anderes Land wesentlich sinnvoller investiert“, so Wolf-Petre. „Fischotter leben in einem festgelegten Revier. Wird ein Tier abgeschossen, zieht das nächste in den – aus seiner Sicht freigewordenen – Lebensraum nach.“
Der bedauerliche Rückgang der heimischen Fischfauna ist nicht dem Fischotter geschuldet, sondern dem schlechten Zustand unserer Flüsse. Alleine in Kärnten sind 27 Prozent der Fließgewässer sanierungsbedürftig. Sie können den Fischen nicht mehr den Lebensraum bieten, den sie brauchen. Das liegt an den Spätfolgen früherer Regulierungen, an Wasserkraftwerken, an der Gewässerverschmutzung und zunehmend auch am Klimawandel. Dazu kommt noch, dass in vielen Gewässerstrecken mit fremden Fischarten wie der Regenbogenforelle besetzt wird, die heimische Fische wie die Bachforelle verdrängen. Auch Krankheiten werden durch solchen naturfernen Besatz vielfach eingeschleppt und gefährden wilde Bestände.
Zu glauben, dass die Tötung von Fischottern diese katastrophale Situation verbessert ist zu kurz gedacht. Damit Fische wieder bessere Lebensbedingungen vorfinden, ist es nicht sinnvoll, bedrohte Arten wie den Fischotter zum Sündenbock zu stempeln, sondern müssen vermehrte Anstrengungen zur Verbesserung der Flüsse unternommen und die Besatzmaßnahmen geändert werden.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.
Zerstörung Schwarze Sulm: Umweltverbände ziehen gegen Kraftwerkspläne erneut vor Gericht
WWF, ÖKOBÜRO und Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe reichen Revision beim Höchstgericht ein – Forderung nach endgültigem Projektstopp und verbindlichen Schutz für frei fließende Flüsse
WWF warnt zum Ferienstart vor Artenschmuggel im Gepäck
Mitbringsel aus seltenen Tier- und Pflanzenarten gefährden Artenvielfalt – Geld- und Gefängnisstrafen drohen auch bei ungewolltem Schmuggel – WWF-Souvenir-Ratgeber klärt auf
Neuer WWF-Bodenreport: Bis 2050 drohen weitere 1.000 Quadratkilometer verloren zu gehen
Politische Ziele bislang deutlich verfehlt, Prognose negativ – WWF fordert Kurswechsel mit Bodenschutz-Vertrag
WWF warnt vor Folgen der Regenwald-Zerstörung für Artenvielfalt und Klima
Tag des Regenwaldes am 22. Juni: Regenwälder schrumpfen weltweit, im Amazonas besonders rasant – WWF fordert verstärkten Schutz und entschlossenen Kampf gegen weltweite Entwaldung
WWF: Dramatischer Befund der Wissenschaft zur Klimakrise
Der “Zweite Österreichische Klima-Sachstandsbericht” zeigt Probleme und Maßnahmen gegen die Klimakrise – WWF ruft Politik zum Handeln auf
WWF begrüßt Pfundser Ergebnis gegen Ausbau Kraftwerk Kaunertal
Bevölkerung von Pfunds lehnt Ausbauprojekt ab – WWF fordert Absage des Planungsfossils und Prüfung von Alternativen
Good News: Berggorilla-Check in Uganda gestartet
Wie viele Berggorillas leben noch im Bwindi-Sarambwe-Gebiet? Diese Frage soll eine aktuelle Erhebung beantworten. Erstmals werden auch Schimpansen gezählt.