Umweltschutzorganisation kritisiert „völlig falsche Weichenstellung“ in Oberösterreich und fordert eine naturverträgliche Energiewende – Fatales Signal im Vorfeld der Weltklimakonferenz
WWF: Kärnten ist neben Burgenland Schlusslicht bei Energiewende

WWF Presseaussendung
Klagenfurt/Wien, 12. Oktober 2015 – Mit knapp 39 von 100 möglichen Punkten ist Kärnten im Vergleich zu den anderen Bundesländern an vorletzter Stelle im Energiewende-Index (BEX) des WWF. „Kärntens Leistungen zur Energiewende sind sehr zwiespältig. Das Land ist zwar Vorreiter bei den erneuerbaren Energien, aber in der Gesamtbetrachtung seiner Leistungen steht das Land zusammen mit dem Burgenland auf dem Verlierer-Stockerl“, beurteilt WWF-Experte Karl Schellmann die Ergebnisse.
Trotz Berücksichtigung der neuen Energiestrategie liegt Kärnten auf dem sechsten Platz bei der Energiepolitik. „Es fehlt hier aber noch an den konkreten Umsetzungserfolgen, die in zukünftigen Vergleichen einen deutlich besseren Platz ergeben könnten“, so Schellmann. Den allerletzten Platz unter den Ländern belegt Kärnten bei der Energieeffizienz und das obwohl die Bundesländerunterschiede in der Wirtschaftsstruktur berücksichtigt wurden. Besonders kritisiert wird vom WWF der am stärksten steigende Energiebedarf im Zehnjahrestrend. Positiv hervorzuheben ist lediglich, dass das Land die wirtschaftlichen Chancen der Energieeffizienz vergleichsweise gut nützt.
Klassenerster unter den Bundesländern ist Kärnten bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Den Anteil der Beschäftigten und den Umsatzanteil bewertet der WWF im Bundesländervergleich mit einem „Sehr Gut“. Klassenschlechtester hingegen ist das Land beim Verkehr und seiner Energieintensität. Kärnten hat nach dem Burgenland den zweithöchsten Motorisierungsgrad mit konventionell betriebenen Autos in Österreich. Die Kärntner sind mit der zweithöchsten CO2-Intensität im Österreichvergleich auf den Straßen unterwegs. Auch bei den Budgetausgaben für den Straßenbau ist das Bundesland weit hinten gereiht. Besonders kritisiert der WWF die Energieintensität der Haushalte. Auffallend ist der geringste Rückgang aller Bundesländer beim Energieverbrauch pro Wohnnutzfläche.
Der WWF empfiehlt der Landesregierung die aktive Umsetzung des neuen Energiemasterplans. Dafür braucht es mehr Mittel im Budget und ebenso ausreichend personelle Kapazitäten. Ein Schwerpunkt muss bei der Gebäudesanierung und der Energieberatung liegen und die Wohnbauförderung muss darauf konzentriert werden. Auch für die Wirtschaft des südlichsten Bundeslandes regt der WWF eine Effizienzoffensive an. „Ein starkes Umdenken braucht Kärnten besonders im Verkehrsbereich. Der öffentliche Verkehr sollte dringend ausgebaut werden. Dazu muss auch ein neues Bewusstsein der Kärntner für nachhaltige Mobilität geschaffen werden“, so Schellmann abschließend.
Die Ergebnisse für Kärnten sind Teil einer Studie, die die Bemühungen und Erfolge der neun Bundesländer bei der Energiewende miteinander vergleichbar macht. Für den BEX wurden mehr als 40 Einzelfaktoren analysiert und in 20 Indikatoren bewertet. Die Ergebnisse wurden in fünf Bereichen zusammengefasst: Energieeffizienz, Gebäude, Verkehr, Energiepolitik und erneuerbare Energien.
Die Detailergebnisse für die weiteren Bundesländer werden in den nächsten Wochen präsentiert. Die Studie erstellte der WWF im Rahmen der laufenden Kampagne der Umweltorganisation für klare Ziele Österreichs zu Energie und Klimaschutz im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Paris. In einer Petition, die von allen Österreichern unterschrieben werden kann, richtet sich der WWF direkt an die Bundesregierung: (www.wwf.at/klimapetition).
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231, E-Mail: franko.petri@wwf.at. Informationen zur WWF-Kampagne: www.wwf.at/klimakampagne.
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