Ein Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen: Bei der CITES-Konferenz wurde beschlossen, dass viele Arten endlich besser geschützt werden. Doch es gab auch Enttäuschungen, etwa beim Schutz von Aalen und Singvögeln.
WWF-Studie: Sensationsfunde im Artenparadies Mekong
Hanoi, Wien, 18. Dezember 2012 – Eine Fledermaus mit dämonischem Aussehen, ein blinder Grottenfisch, eine rubinäugige Grubenotter und ein Laubfrosch, der wie ein Vogel singt: Das sind nur einige der 126 Arten, die Wissenschaftler in der Mekong-Region im Jahr 2011 entdeckt haben. Diese Kuriositäten aus dem Tierreich, werden im WWF-Report „Extra Terrestrial“ beschrieben, der heute in Hanoi/Vietnam vorgestellt wurde. Ihr Überleben hängt vom Schutz und Erhalt der vielfältigen Natur der sechs Mekong-Länder ab. Alarmierende 30 Prozent der Wälder, sind in den letzten vier Jahrzehnten aus der Region verschwunden.
Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung gehen meist Hand in Hand. Deshalb ist die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen wichtiger denn je. „Der WWF Österreich hat in Laos eine FSC-zertifizierte Rattanproduktion aufgebaut, die lokalen Dorfgemeinschaften ihr Einkommen sichern und zugleich die artenreichen Wälder schützen soll“, erklärt Georg Scattolin, WWF-Artenschutzexperte.
Ökoschatzkammer Mekong
Die Region, in der 320 Millionen Menschen leben, reicht vom Hochland von Tibet bis nach Vietnam. Der Mekong rangiert in Sachen Artenvielfalt gleich nach dem Amazonas an zweiter Stelle.
Zu den im Bericht beschriebenen Arten, zählt die ausschließlich in Vietnam bekannte Röhrennasen-Teufels-Fledermaus (Murina beelzebub), die ihrem Namen – trotz ihrer Winzigkeit – alle Ehre macht.
Eine neue „gehende“ Welsart (Clarias gracilentus) wurde in Flüssen der vietnamesischen Insel Phu Quoc entdeckt. Dieser Wels kann sich mit Hilfe seiner Brustflossen aufrecht halten und mit schlangenartigen Bewegungen vorwärts kriechen. Ein golden glänzender Miniatur-Fisch von zwei Zentimetern Länge mit einem großen dunklen Fleck, wurde im südlichen Thailand gefunden. Ein perlmuttartig schimmernder Karpfen, wurde in Zentrallaos entdeckt, wo der Xe Bangfai-Fluss auf sieben Kilometern Länge als Karstfluss unterirdisch verläuft. Der völlig blinde Höhlenfisch, erhielt den Namen Bangana musaei und wurde angesichts seines extrem limitierten Lebensraumes sofort als gefährdet eingestuft.
Xayaburi-Damm bedroht Südostasiens Lebensader
Mit rund 850 Fischarten bildet der Mekong die Basis für die weltweit größte Binnenfischerei. Der umstrittene Xayaburi-Damm bedroht die außergewöhnliche Artenvielfalt und Produktivität dieses Flusses, der die Lebensgrundlage von über 60 Millionen Menschen darstellt. Die österreichische Andritz AG ist in den Kraftwerksbau involviert und macht sich somit mitschuldig am Niedergang der Fischpopulationen mit fatalen Konsequenzen für die Fischerei. „Der Xayaburi-Damm würde eine unüberwindliche Barriere für zahlreiche Fischarten darstellen, von denen etliche noch nicht einmal entdeckt sind“, bedauert Scattolin.
Eine Laubfroschart fasziniert mit einer Stimme, die mehr wie ein Vogel als ein typischer Frosch klingt. Wie alle männlichen Frösche lässt Gracixalus quangi seine Rufe während der Paarungszeit erklingen. Doch statt die Weibchen mit wiederholtem Quaken zu locken, komponiert er immer neue Melodien. Keine zwei Tonfolgen gleichen einander, und jeder einzelne Frosch vermischt darin Schnalz-, Pfeif- und Zwitscherlaute in einer einzigartigen Ordnung. Das Bemerkenswerte an den Fröschen der Gattung Leptobrachium wiederum sind ihre markant gefärbten Augen. So erkennt man den 2011 im immergrünen Nebelwald Süd-Vietnams entdeckten „Yin und Yang-Frosch“, an seinen schwarzen-weißen Augen.
Unter den Neuentdeckungen von 2011 sind auch 21 Reptilien, darunter die Rubinäugige Bambusotter (Trimeresurus rubeus). Weiters zeigte sich in einem Bachbett im Kyaiktiyo-Schutzgebiet in Myanmar, eine 1,5 Meter lange Python, die trotz großer Bemühungen kein zweites Mal gesichtet werden konnte. Zu wenig ist über ihre Verbreitung oder Lebensumstände bekannt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Python kyaiktiyo Lebensraumverlust und die illegale Jagd auf exotische Tiere, bedroht ist.
"Die massenhafte Tötung von Arten für den illegalen Wildtierhandel, ist eine der größten Bedrohungen für das Überleben der Arten in Südostasien und weltweit", erklärt Scattolin. Im Kampf gegen diese Bedrohung, fordert der WWF höhere Strafen und effizientere Maßnahmen zur Abschreckung von Wilderern. Scattolin sagt: „Der Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten rangiert auf dem vierten Platz der lukrativsten Verbrechen – hinter Drogenhandel, dem Menschenhandel und der Produkt- und Geldfälschung.“
Die Beschreibungen im Bericht Extra Terrestrial umfassen zehn von der Wissenschaft 2011 in der Mekong-Region entdeckte Arten. 2011 wurden dort weitere 82 Pflanzen, 13 Fische, 21 Reptilien, 5 Amphibien und 5 Säugetiere entdeckt. Alle Arten leben in den sechs Ländern Südostasiens, die im Einzugsgebiet des Mekong liegen: Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand, Vietnam und die südwestliche chinesische Provinz Yunnan. Seit 1997 wurden von der Wissenschaft unglaubliche 1.710 Arten in der Mekong-Region neu beschrieben.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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