100.000 Unterschriften für Projektstopp gesammelt – Über 35 Bürgerinitiativen, Vereine und Naturschutzorganisationen fordern Absage des Planungsfossils im Kaunertal
WWF zum Kraftwerk RMI: „Generationenprojekt“ ist ein Millionengrab

Innsbruck, am 7. Oktober 2013 – Paukenschlag im Streit um das Regionalkraftwerk Mittlerer Inn (RMI) der Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB): Zusätzlich zu den massiven ökologischen und technischen Bedenken, kommt nun eine aktuelle Studie von e3 consult zum Schluss, dass das Vorhaben auch ökonomisch nicht nachhaltig wäre. Studienautor Jürgen Neubarth sagt: „Das RMI kann aufgrund der – im Vergleich zu anderen Wasserkraftwerken – hohen Baukosten von 130 Millionen Euro nicht wirtschaftlich errichtet werden. Es würde nach 60 Jahren immer noch mit einem Minus von rund 36 Millionen Euro bilanzieren.“ Bleibt der Strompreis an der Strombörse in Leipzig so niedrig wie heute, ergäbe das Kraftwerk nach zwei Generationen überhaupt eine negative Bilanz von 78 Millionen Euro.
“Das Wasserkraftwerk RMI verbrennt Kohle, und zwar die der Steuerzahler “, schlussfolgert Gebhard Tschavoll, WWF-Kampagnenleiter Inn und Isel. Er appelliert an die Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer, das Projekt RMI fallen zu lassen, denn: „Darauf zu wetten, dass der Strompreis – entgegen aller Prognosen – so stark steigt, dass sich das RMI rentiert, erinnert an die Ende 2012 bekannt gewordenen Spekulationsgeschäfte der Stadt Salzburg, die ein politisches Erdbeben ausgelöst haben. Niemand der ordentlich rechnet, würde ein Projekt umsetzen, das ökologisch unvertretbar, sozial nicht durchsetzungsfähig und wirtschaftlich unrentabel ist.“
Regionalkraftwerk Mittlerer Inn: Finanzdebakel …
Die aktuelle Studie des auf energiewirtschaftliche Fragestellungen spezialisierten Innsbrucker Beratungsunternehmens e3 consult belegt, dass eine Megawattstunde RMI-Strom mehr als doppelt so teuer wäre wie dieselbe Strommenge derzeit am Europäischen Strommarkt kostet. „Unter Berücksichtigung aller vorliegenden Daten und der wahrscheinlichen Entwicklungen am Strommarkt, wäre das Kraftwerk RMI unrentabel, weil sich die Kosten auch nach 60 Jahren nicht amortisiert haben würden, sondern die Betreiber – ganz im Gegenteil – mit einem Minus von 36 Millionen Euro die Investitionskosten nicht refinanzieren könnten“, erklärt Neubarth. „Aus Sicht der Wirtschaftlichkeit ist der Stadt Innsbruck dringend zu empfehlen, das Projekt RMI unter den gegebenen Umständen nicht weiter zu verfolgen und stattdessen alternative Investitionsvorhaben im Strom- und Wärmebereich zu prüfen“, so der Studienautor abschließend.
… technische Probleme
Beim RMI häuften sich von Planungsbeginn an mehrere widrige Umstände: Die Grundwassersituation im Bereich der Gemeinden Pettnau, Flaurling, Polling, Hatting und Telfs wäre nur mit einem immensen technischen Aufwand beherrschbar und würde das Vorhaben um weitere Millionen verteuern.
… und Widerstand der Bevölkerung
Eine gemeindeübergreifende Bürgerinitiative machte von Beginn an gegen den Aufstau des Inn mobil. In einem im Mai 2013 an den Vorstand der IKB gerichteten Schreiben beharrten 60 Grundstückseigentümer auf ihrer ablehnenden Haltung zum Grundverkauf.
Der WWF regt an, die Mittel der Tiroler Bürger besser in sinnvolle Projekte für den Natur- und Umweltschutz zu investieren; insbesondere in den ökologischen Hochwasserschutz, um dem Inn wieder mehr Lebendigkeit und Platz zurückzugeben.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 0676/83 488 203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
100.000 Unterschriften gegen den Ausbau Kraftwerk Kaunertal!
Ein Meilenstein für den Natur- und Umweltschutz: Wir haben 100.000 Unterschriften gegen den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal gesammelt.
WWF fordert Rettungspaket für Untere Lobau im Wiener Regierungsprogramm
Untere Lobau massiv von Austrocknung bedroht – WWF fordert Wasserzuleitung und Renaturierung zur Rettung des Naturjuwels
WWF: EU-Renaturierungsverordnung “zügig und ambitioniert” umsetzen
Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.