WWF-Analyse zeigt ungebrochen hohen Bodenverbrauch – Umweltschutzorganisation fordert umfassende Reform der Raumordnung von künftiger Landesregierung
Fish Dependence Day: Europa konsumiert das restliche Jahr importierten Fisch
Presseaussendung
Wien, 12.07.2016 – Mit dem morgigen Tag hat Europa seine eigenen Fisch-Ressourcen verbraucht und hängt für den Rest des Jahres von Importen ab. Europa konsumiert bedeutend mehr Fisch- und Meeresfrüchte-Produkte als in heimischen Gewässern gefischt werden kann. Mehr als die Hälfte der Fisch-Nachfrage wird durch Importe gedeckt, wovon mehr als 50 Prozent aus Entwicklungsländern stammen.
Nach Angaben der Food and Agriculture Organisation (FAO) konsumiert Österreich 13,3 kg Fisch pro Kopf und Jahr und nimmt damit den 24. Platz in der europäischen Rangliste ein. Portugal (56,8 kg), Litauen (43,4 kg), Spanien (42,4 kg), Finnland (35,6 kg) und Frankreich (34,6 kg) haben den höchsten Pro-Kopf-Fischkonsum in der EU. Alle fünf Länder machen alleine ein Drittel des gesamten europäischen Fischkonsums aus. Durchschnittlich konsumiert jeder Europäer 23 kg Fisch und Meeresfrüchte pro Jahr.
Seit sieben Jahren veröffentlicht die New Economics Foundation (NEF) jährliche Berechnungen zur Fisch-Import-Abhängigkeit der EU und ihrer Mitgliedsstaaten. Länder, die ihre Nachfrage durch eigene Produktion decken können oder gar mehr produzieren als konsumieren, werden als autonom bewertet (z. B.: Dänemark, Estland, Irland). Die meisten Länder hängen jedoch von Importen ab, um ihre Konsum-Nachfrage stillen zu können. Der europäische Fish Dependence Day fällt in diesem Jahr auf den 13. Juli. Der Tag soll zum Ausdruck bringen, dass der Kontinent bis dahin das Äquivalent aller eigenen Fischerei-Produkte aufgebraucht hat. Die folgenden Länder haben die höchste Abhängigkeit von außerhalb der EU importiertem Fisch, und dementsprechend frühere Fish Dependence Days: Österreich (19. Jänner), Slowenien und die Slowakei (5. Februar), Rumänien (22. Februar), Belgien (23. Februar), Litauen (3. März), Italien (3. April), Portugal (20. April), Deutschland (2. Mai), Spanien (10. Mai) etc.
“Innerhalb eines Monats hat Österreich das Äquivalent aller heimischen Fisch-Ressourcen aufgebraucht. Wir hängen stark von Importen ab, vor allem aus Entwicklungsländern. Daher tragen der Gesetzgeber, Handelsbetriebe und Konsumenten große Verantwortung im Umgang mit den globalen marinen Ressourcen. Wir müssen uns besonders der Auswirkungen auf Menschen in Entwicklungsländern bewusst sein, die von Fisch als Einkommens- und Nahrungsquelle abhängen – und verantwortlich mit den Ressourcen umgehen“, betont Simone Niedermüller, Fischerei-Expertin des WWF Österreich.
Vor 30 Jahren lag der europäische Fish Dependence Day noch im September bzw. Oktober. In den letzten drei Jahrzehnten rückte dieser Jahr für Jahr an einen früheren Tag im Kalender. Im selben Zeitraum verstärkte sich das globale Problem der Überfischung der Meere sukzessive. Heute sind 31,4 Prozent der weltweiten Fischbestände überfischt und weitere 58,1 Prozent bis an die Grenzen befischt. Illegale Fischerei erhöht den Druck auf Fischbestände zusätzlich.
Obwohl sich einige europäische Fischbestände, dank Maßnahmen der Gemeinsamen Europäischen Fischerei-Politik stabilisiert haben, gelten nach Angaben der EU-Kommission gegenwärtig 48 Prozent der Fischbestände im Atlantik und gar 93 Prozent der Fischbestände im Mittelmeer als überfischt. Es ist vorhersehbar, dass sich dieser Trend verstärken wird, sollten keine einschneidenden Maßnahmen getroffen werden. Überfischung wirkt sich auch negativ auf Fischbestände in Entwicklungsländern aus, deren Einkommen und Nahrungsgrundlage wesentlich von den wertvollen Meeres-Ressourcen abhängen.
Um das Bewusstsein dafür unter Konsumenten zu stärken, hat der WWF das europaweite Fish Forward Projekt initiiert. Dieses informiert über die sozialen und ökologischen Auswirkungen unseres Fischkonsums und rät zum Kauf von nachhaltigem Fisch: „Ob heimischer oder importierter Fisch, Konsumenten sollten sich immer für das nachhaltige Produkt entscheiden. Das hilft Ozeanen und Fischbeständen sich zu erholen, unterstützt aber auch die Lebensgrundlage von Menschen in Entwicklungsländern, die es am nötigsten haben”, schließt Niedermüller.
Mehr Informationen unter: www.fishforward.eu
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák, Pressesprecher WWF Österreich
+43 676 83 488 276; Email: florian.kozak@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Silvester: WWF fordert Verkaufsverbot von Böllern und Raketen
Feuerwerkskörper schaden Mensch, Tier und Umwelt – Verwendungsverbot für Personen ohne Pyrotechnikausweis und Verbot von Raketen und Böllern gefordert
Good News: Mehr Schutz für Störe im Schwarzen Meer
Ein wichtiger Schritt für den Schutz von Stören: Diese müssen zukünftig im Schwarzen Meer besser vor Fischerei und Beifang geschützt werden. Außerdem verbessert sich künftig das Monitoring von Stören.
Neue Studie: WWF fordert raschen Abbau umweltschädlicher Subventionen
WWF-Klimasprecher zur KONTEXT-Studie: „Eine Reform muss gerade in budgetär schwierigen Zeiten hohe Priorität haben. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich der Sonderklasse“
Nationalparks: Über 111.000 Hektar Erweiterungs-Potenzial in Österreich
Neue UBA-Studie identifiziert Österreichs Biodiversitäts-Hotspots – WWF fordert politische und finanzielle Weichenstellung zur Erweiterung der österreichischen Nationalparks.
WWF: Fünf Tipps für einen umweltschonenden Christbaum zu Weihnachten
Österreicher:innen setzen auf echte Bäume zu Weihnachten – WWF zeigt, worauf es bei einem umweltschonenden Christbaum ankommt
Winter auf dünnem Eis: WWF warnt vor zunehmenden Belastungen für Eisbären
Klimakrise und wachsende Öl-Industrie bedrohen den Lebensraum der Eisbären – Mütter und ihre Jungtiere besonders betroffen – WWF patrouilliert am Polarkreis zum Schutz und zur Entschärfung von Konflikten
Good News: Geretteter Seeadler besendert und wieder in Freiheit
Der WWF konnte gemeinsam mit VIER PFOTEN einen Seeadler retten und besendern. Am Montag wurde er wieder freigelassen. Der Vogel war zuvor mit einem Schädel-Hirn-Trauma aufgefunden worden.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert “populistischen Angriff auf Artenschutz”
Abschwächung des Schutzniveaus für den Wolf bei Berner Konvention – Naturschutzorganisation warnt vor weitreichenden Konsequenzen für EU-Naturschutz