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Hochwasser: Tirol braucht langfristigen Schutz – WWF fordert Baustopp in Überflutungsräumen
Innsbruck, 14. Juni 2019. Angesichts der sich verschärfenden Wetterkapriolen plädiert der WWF Österreich für eine langfristige Perspektive im Hochwasserschutz. „Es ist vor allem der professionellen, raschen Reaktion der Tiroler Hochwasserhelfer zu danken, dass die Inn-Gemeinden Telfs, Innsbruck, Schwaz und Kufstein mit einem blauen Auge davongekommen sind. Leider ist anzunehmen, dass in Zeiten der Klimaerwärmung die Hochwassergefahr für Tirol weiter zunimmt. Wir müssen jetzt die nötigen Lehren aus den letzten Tagen ziehen und langfristig vorsorgen“, sagt Gebhard Tschavoll, Flussexperte beim WWF Österreich. „Die Überschwemmungen zeigen deutlich, dass wir am Inn dringend große Pufferflächen brauchen. Parallel zu Schutzmaßnahmen für Siedlungen brauchen wir eine neue Bodenpolitik, die keine neuen Bauten in Überflutungsräumen mehr zulässt“, fordert der WWF-Experte.
Laut WWF Österreich wird besonders der intensive Nutzungsdruck in Flussnähe im Hochwasserfall zu einem Problem. „In den vergangenen Jahrzehnten hat die Dichte an Gewerbegebieten, Parkplätzen und Infrastruktur enorm zugenommen. Fläche für den Rückhalt von Wasser ging dadurch verloren. Stattdessen wurde Fläche geschaffen, die vor Hochwässern aufwändig geschützt werden muss. Durch die Verbauung und intensive Nutzung sind heute nur noch zwei Prozent der ursprünglich vorhandenen Wiesen, Weiden und Brachen am Tiroler Inn übrig. Zusammen mit Schotterbereichen und Auwäldern könnten aber gerade diese seltenen Landschaften Überschwemmungen sehr gut abfedern und spielen auch für den Erhalt der Artenvielfalt in Tirol eine wichtige Rolle“, erklärt Gebhard Tschavoll.
Der WWF setzt sich daher für einen Stopp des Flächenverbrauchs und eine Abkehr von Intensiv-Bewirtschaftung in Ufernähe ein. Stattdessen sollen auch großflächige Uferrenaturierungen als Mittel im Kampf gegen Überschwemmungen eingesetzt werden. „Wir haben beim jüngsten Inn-Hochwasser beobachtet, dass ökologische Schutzmaßnahmen einen wichtigen Beitrag leisten können. Die bereits existierenden Überflutungsflächen am Inn können im Hochwasserfall rund 210 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zurückhalten und so die Hochwasserwelle um 10 Stunden verlangsamen. Das wiederum verschafft den Helfern an Land wichtige Reaktionszeit“, erklärt WWF-Experte Tschavoll.
Gerade dort, wo Ackerflächen jetzt unter Wasser standen und die Ernte verloren ging, sollte eine bessere Anpassung der Bewirtschaftung erfolgen. Einem generellen verstärkten Schutz für landwirtschaftliche Flächen kann der WWF hingegen wenig abgewinnen. Denn dadurch werden bereits knappe Überflutungsflächen weiter verringert und zudem wecken einmal abgedämmte Wiesen oftmals neue Begehrlichkeiten für Umwidmungen in Bauerwartungsland und Gewerbeflächen, die dann mit noch kostenintensiveren Maßnahmen geschützt werden müssen. „Das ergibt einen Teufelskreis, der im Überschwemmungsfall keine Entlastung für die Tirolerinnen und Tiroler bringt“, so Tschavoll. „Wir müssen endlich aus unseren Fehlern in der Bodenpolitik lernen und langfristig planen, indem wir mit ökologischen Maßnahmen die Gefahren durch Überschwemmungen abmildern.“
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan: WWF-Pressesprecher, Tel. 0676/83 488 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Gebhard Tschavoll: WWF-Flussexperte, Tel. +43(0)512 573534 – 303, E-Mail: gebhard.tschavoll@wwf.at
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