Umweltschutzorganisation sieht nur schwachen Kompromiss – Einigung der EU-Länder ist zwar ein Fortschritt, aber Umfang der Richtlinie wurde verringert und geschwächt – Deutlich weniger Unternehmen erfasst als sinnvoll.
Lobautunnel untergräbt Naturparadiese und Klimaschutz
Wien, am 15. November 2012 – Zum Start der öffentlichen Verhandlung der UVP zur Lobau-Autobahn am 19. November, kritisiert der WWF die kleinräumige Betrachtung der aktuellen Straßenbauprojekte. Das laufende Verfahren berücksichtigt nämlich nur ein 19 Kilometer langes Teilstück der S1 zwischen Schwechat und Süßenbrunn, von dem acht Kilometer untertunnelt werden sollen. Insgesamt sind im Großraum zwischen Wien, Bratislava und Brno jedoch 200 Kilometer neue Autobahnen projektiert. „Die Verlagerung des Verkehrs unter die Erde ändert nichts an der Verkehrslawine und der Verschmutzung der Umwelt“, erklärt Gerhard Egger vom WWF. Mit den Autobahnprojekten werfen das Land Niederösterreich und das Verkehrsministerium die Klimaschutzbemühungen der Bundesregierung von 20 Prozent bis 2020, um Jahre zurück, da der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel versäumt wird.
Außerdem ignoriert die ASFINAG mit der Planung der S1 und der S8, die ebenfalls gerade geprüft wird, die Ergebnisse der großräumigen strategischen Umweltprüfungen des Landes Niederösterreich und der Stadt Wien aus den Jahren 2003 und 2006. „Kleinräumige Umfahrungen und der massive Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel haben im Vergleich zu den jetzt eingereichten Projekten viel besser abgeschnitten“, erläutert Egger vom WWF. Das Institut für Höhere Studien (IHS) hat zudem in einer aktuellen Studie klar festgestellt, dass Investitionen in Autobahnen volkswirtschaftlich eine Fehlinvestition sind.
Im Großraum zwischen Wien, Bratislava und Brno sind, neben der S1 zwischen Schwechat und Süßenbrunn und der S8 von Raasdorf bis Marchegg, die D4 durch die Kleinen Karpaten und die A5 sowie die R52 nach Brno geplant. Mit jedem Teilstück steigt die Gesamtbelastung für Anrainer und Umwelt. Die ASFINAG rechnet alleine im Bereich der S1 mit 60.000 mehr Fahrzeugen täglich. Vom geplanten Straßenkorsett sind 11 international bedeutende Naturschutzgebiete betroffen. „Eine ernsthafte Umweltprüfung kann nur zu dem Schluss kommen, dass das S1-Projekt nicht genehmigungsfähig ist“, so der WWF.
Die Entwicklung des Bahnverkehrs in der Region tritt gleichzeitig auf der Stelle. Nur eine völlig veraltete eingleisige Diesellok verbindet derzeit die Stadtzentren von Wien und Bratislava. Die dringend nötige Modernisierung der europäischen Hauptverbindung wurde im aktuellen Ausbauplan des Verkehrsministeriums auf unbestimmte Zeit verschoben.
Der Großraum zwischen Wien, Bratislava und Brno beherbergt mit den Donau-March-Thaya-Auen, den fruchtbaren Agrar- und Sandlandschaften des Marchfeldes, den Pollauer Bergen und den Kleinen Karpaten eine einzigartige Naturvielfalt. Nirgendwo sonst am europäischen Grünen Band entlang des ehemaligen Eisernen Vorhanges, liegen mehr Schutzgebiete so dicht beieinander. Diese Landschaften sind bedeutender Lebensraum und Zugkorridor für bedrohte Vogelarten. Die aktuellen Autobahnpläne gefährden diesen Naturreichtum massiv. So zerschneidet die S1 den Nationalpark Donau-Auen; die R52 und die S8 bedrohen die March-Thaya-Auen.
Der WWF unterstützt die Forderungen der NGO-Plattform „Zukunft statt Autobahn“ die verlangt, dass Steuergeld, statt in unnötige Autobahnen in eine nachhaltige Zukunft Österreichs investiert wird.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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