Enormer Ressourcen-Hunger ist “Raubbau an der Zukunft kommender Generationen” – WWF fordert Reduktion des Energieverbrauchs, Bodenschutz-Vertrag und Wiederherstellung zerstörter Natur
Neuer WWF-Report: Tierbestände in Wäldern haben sich seit 1970 halbiert
Wien, am 13. August 2019. Die weltweiten Tierbestände in den Wäldern haben sich seit 1970 durchschnittlich um mehr als die Hälfte reduziert. Das zeigt die heute von der Umweltschutzorganisation WWF veröffentlichte Studie „Below the Canopy“, die als erste ihrer Art die spezielle Entwicklung globaler Tierbestände in Wäldern untersucht. Hauptursache für den Rückgang ist der durch den Menschen verursachte Lebensraumverlust. Vor allem die Entwaldung und das massive Auslaugen der Böden sind bis zu 60 Prozent für den Einbruch der Tierbestände verantwortlich. Besonders dramatisch ist die Lage in den Tropen, wie etwa dem Amazonas-Regenwald.
„Der Schutz und die Wiederherstellung der Wälder müssen im Mittelpunkt unserer Anstrengungen gegen die Klimakrise stehen. Diese Studie ist nach dem aktuellen Report des Weltklimarates eine erneute Warnung, die letzten verbleibenden Naturräume der Erde zu erhalten“, so WWF Wald-Expertin Karin Enzenhofer. Insgesamt wurden die Daten von 268 Wirbeltierarten und 455 Populationen untersucht, die in Wäldern leben und vollständig von ihnen abhängig sind. Im Schnitt gingen diese Bestände von Vögeln, Säugetieren, Amphibien und Reptilien seit 1970 um durchschnittlich 53 Prozent zurück.
Auch in Österreich wird es für den Wald und seine Bewohner immer enger: „In Österreich ist der Wald der größte CO2-Speicher. Den gilt es, möglichst natürlich und naturnah zu erhalten, mitsamt seiner Tierbestände. Denn der Wald ist nur so gesund wie seine Bewohner – und umgekehrt. Eine augenscheinlich große Waldbedeckung bedeutet nicht automatisch auch eine vielseitige Tierwelt. Besonders jene Arten, die auf alte Bäume und Totholz angewiesen sind, kommen mit gleichaltrigen struktur- und artenarmen Forsten nicht zurecht. Daher sind diese anspruchsvollen Arten wie z.B. der Eichen- oder Alpenbock nur mehr selten zu finden“, verweist Enzenhofer auf die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Wald und Tier. „Wo die globale Herausforderung eher in der extensiven Landnutzung und Entwaldung liegt, stellt bei uns in Österreich vielmehr die Bewirtschaftung des Waldes ein Problem dar. Obwohl wir eine Gesamtwaldfläche von 47 Prozent haben, sind davon nur ein knappes Viertel unserer Wälder naturnah und nur drei Prozent natürlich.“
Anlässlich der neuen Studie fordert der WWF einen strengen Schutz der letzten Naturwälder in Österreich: "Nur weil wir viel Wald haben, bedeutet das nicht, dass es ihm gut geht. Er braucht mehr Naturwaldelemente, also Alt- und Totholz. Der Schutz der Vielfalt in bewirtschafteten Wäldern geschieht im Wesentlichen über das gezielte Belassen von Biotopbäumen und Baumveteranen. So kann die ‚verkürzte‘ Lebensdauer der Bäume durch das Fällen kompensiert werden. Das sollte auch monetär gefördert werden", so Enzenhofer.
Hintergrund zu „Below The Canopy“
Für die Studie untersuchte der WWF die Daten von 268 Wirbeltierarten und 455 Populationen. Aufbauend auf der Methodik des Living Planet Reports wurde der „Forest Specialist Index“ entwickelt, gemeinsam mit dem UN-Weltüberwachungszentrum für Naturschutz (UNECP-WCMC) und der Zoological Society of London (ZSL). Dabei handelt es sich um den ersten Indikator, der eine repräsentative Darstellung der Gesundheit der globalen Waldökosysteme liefert. Die Daten beziehen sich auf einen Zeitraum zwischen 1970 und 2014, dem letzten Jahr, aus dem die entsprechenden Daten vorliegen.
Rückfragehinweis:
Sarah Bimingstorfer
Pressesprecherin WWF Österreich
+43 676 83488 216
E-Mail: sarah.bimingstorfer@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Tiger im Norden Myanmars gesichtet
Seit 2018 gab es keine Spur mehr von Tigern in den nördlichen Wäldern von Myanmar. Nun gibt es eine kleine Sensation: Auf Bildern von Wildtierkameras haben wir die Großkatze entdeckt!
Neue Ernährungsempfehlungen: WWF fordert mehr Ambition und Reformen
Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten