Naturschutzorganisation fordert Politik zum Umdenken auf – Weitere Verbauung der Gletscher stoppen und als Zufluchtsorte für seltene Tiere und Pflanzen erhalten
Tatort Frauenkirchen – wieder toter Seeadler

Wien, Frauenkirchen, 11.04.2019 – Die Serie illegaler Greifvogelverfolgung reißt nicht ab. Jüngster Tatort: Frauenkirchen im Burgenland. Traurige Bilanz: Ein Seeadler, vier Mäusebussarde, zwei Rohrweihen und ein Kolkrabe sind tot; vier Köder, offensichtlich versetzt mit dem hochtoxischen Nervengift Carbofuran, wurden sichergestellt. BirdLife Österreich, WWF Österreich und der Nationalpark Donau-Auen sehen ihre Schutzbemühungen für den geschützten Seeadler konterkariert, Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel, die St. Martins Therme & Lodge und der Burgenländische Landesjagdverband verurteilen das illegale Auslegen von Giftködern.
Gift gezielt gegen Greifvögel eingesetzt
Am 27. März zeigten die Telemetriedaten eines im Mai 2016 in Kooperation mit WWF Österreich und Nationalpark Donau-Auen besenderten Seeadlers keine Aktivität mehr. Bei der unmittelbaren Kontrolle vor Ort wurden der tote Seeadler, ein toter Mäusebussard sowie ein offensichtlich mit Carbofuran präparierter Fasan auf einem Acker gefunden und zur Anzeige gebracht. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Polizei und dem BirdLife-Spürhund Charlie erfolgte am nächsten Tag die Nachsuche. Mit dem Ergebnis: drei weitere Köder, drei frisch vergrabene Mäusebussarde, zwei bereits vor längerer Zeit getötete Rohrweihen sowie ein mutmaßlich erschossener Kolkrabe. „Die Giftköder lagen frei auf offenem Feld“, berichtet Matthias Schmidt von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich. „Das spricht dafür, dass hier gezielt gegen Greifvögel vorgegangen wurde. Da die Täter sehr viel Gift eingesetzt haben, grenzt es an ein Wunder, dass nicht noch viele andere Wildtiere oder auch Haustiere vergiftet wurden!“
Seeadler wurde im Nationalpark Donau-Auen besendert
„Der Nationalpark Donau-Auen stellt mit sechs Seeadlerbrutpaaren eines der bedeutendsten Brutgebiete in Österreich dar, was sich mit den jährlich ausfliegenden Jungadlern bestätigt“, erklärt Edith Klauser, Direktorin des Nationalpark Donau-Auen. „Gemeinsam mit den Projektpartnern wird jedes Jahr ein Teil der Jungvögel besendert. Vorfälle wie jener aktuell im Burgenland sind herbe Rückschläge für die gemeinsame Schutzbemühung.“
Greifvogelverfolgung vor den Toren des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel
„Es ist erschreckend, dass die illegale Greifvogelverfolgung auch vor den Toren des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel passiert“, bedauert Harald Grabenhofer vom Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel. „Der Einsatz von Gift ist eine Bedrohung für die gesamte Tierwelt, insbesondere für die Vogelwelt in diesem einzigartigen Gebiet!“ Die Naturerlebnis-Abteilung der St. Martins Therme & Lode zeigt sich ebenfalls äußerst entsetzt und findet dieses „unzulässige Vorgehen schlichtweg verwerflich“.
Burgenländischer Landesjagdverband verurteilt Giftköder
„Europaweit sind alle Greifvogelarten unter Schutz gestellt. Das illegale Auslegen von Gift ist auf das Schärfste zu verurteilen und hat mit Jagd nichts mehr zu tun!“, so Landesjägermeister Ing. Roman Leitner. Der Burgenländische Landesjagdverband sichert den Behörden seine vollste Unterstützung bei der Aufklärung des Vorfalles zu.
Illegale Verfolgung ist Haupttodesursache des Seeadlers in Österreich
Die Entwicklung eines vitalen Seeadler-Bestandes und der Kampf gegen illegale Verfolgung sind auch langjährige Anliegen des WWF Österreich. „Bei gerade einmal 35 Seeadler-Brutpaaren in ganz Österreich schmerzt jeder Verlust. Ein derart rücksichtsloser Eingriff ist gerade im Umfeld eines international herausragenden Schutzgebietes, das Touristen aus aller Welt anzieht, völlig inakzeptabel“, erklärt Christina Wolf-Petre vom WWF Österreich. „Wir erwarten von den Behörden ein rasches und entschlossenes Vorgehen gegen die Übeltäter“, so Wolf-Petre.
Zivilcourage gefragt: Hinweise bitte melden
BirdLife Österreich und WWF Österreich ersuchen wachsame Spaziergänger, bei Verdacht auf illegale Vergiftung oder Abschuss von Greifvögeln die Polizei zu verständigen oder auch anonym zu melden unter der Meldeplattform www.kaiseradler.at und der APP birdcrime, sowie Verdachtsfälle telefonisch unter 0660/869 23 27 bekannt zu geben.
Im Rahmen des internationalen pannonEagle LIFE Projekts (LIFE15/NAT/HU/000902) setzen BirdLife Österreich und der WWF einen Schwerpunkt zur Bekämpfung der illegalen Greifvogelverfolgung. Finanziell unterstützt wird das EU-geförderte Projekt dabei vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus.
Rückfragehinweise:
Dr. Susanne Schreiner, Pressesprecherin BirdLife Österreich, Mobil: +43 (0) 699/181 555 65, susanne.schreiner@birdlife.at , www.birdlife.at
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Mobil +43 (0) 676/83 488 203, claudia.mohl@wwf.at , www.wwf.at
Mag. Erika Dorn, Nationalpark Donau-Auen GmbH, Tel.: +43 (0) 2212/ 3450-26, e.dorn@donauauen.at, www.donauauen.at
DI Andreas Duscher, Burgenländischer Landesjagdverband, Tel.: +43 (0)2682/66878-0, andreas.duscher@bljv.at, www.bljv.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Video: So arbeiten Naturschutzhunde gegen Wildtierkriminalität
Lea ist der erste WWF-Naturschutzhund. Im Video gibt es Einblicke, wie sie in der Praxis arbeitet.
Neuer WWF-Report: Tiefseebergbau würde Nachhaltigkeitsziele aushebeln
Internationale Meeresbodenbehörde berät über Rohstoffabbau in der Tiefsee – Neuer WWF-Report zeigt Risiken auf: UN-Nachhaltigkeitsziele und Weltnaturabkommen gefährdet
Nach Tiwag-Eingeständnis: WWF fordert Mattle zu Kaunertal-Stopp auf
Tiwag bestätigt, dass Bildung von Gletscherseen bisher “kein Thema” war – Risiko für Flutwelle wird ignoriert – WWF: “Mattle muss die Reißleine ziehen”
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert geplante Abschwächung als “kontraproduktiv und gefährlich”
Nach Berner Konvention auch Absenkung des Wolf-Schutzstatus in EU-FFH-Richtlinie angekündigt – WWF befürchtet dramatische Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF-Erfolg: Künstliche Intelligenz spürt Geisternetze auf
Dank künstlicher Intelligenz und einer neuen Plattform können herrenlose Fischernetze jetzt schneller aufgespürt und geborgen werden. Ein wichtiger Erfolg für den Schutz unserer Meere und seiner Bewohner!
WWF-Erfolg: Bienen als natürliche Elefantenwächter in Afrika
Konflikte zwischen Menschen und Elefanten sind in einigen Regionen Afrikas eine Herausforderung – doch eine innovative Lösung in Simbabwe und Tansania zeigt Erfolg. Die ungewöhnlichen Helfer sind zwar winzig, aber sehr effektiv: Bienen.
Frühlingsbote: Erster Weißstorch des Jahres in Marchegg gelandet
Störche kehren aus Winterquartier zurück – 2024 war ein sehr gutes Jahr für den Bestand – WWF-Auenreservat bietet ausgezeichnete Lebensbedingungen
Weltnaturkonferenz: WWF sieht Schritte in die richtige Richtung
Staatengemeinschaft beschloss Regelung zur Finanzierung des Weltnaturabkommens – WWF spricht von “notwendigen Maßnahmen zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen”