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Weltfischerei auf Schlingerkurs
Wien, 07.07.2016 – Die Überfischung der Weltmeere nimmt wieder zu: Alarmierende 31,4 Prozent der Fischbestände sind überfischt, 58,1 Prozent werden bis an ihre biologischen Grenzen genutzt und nur 10,5 Prozent der Fischbestände werden moderat befischt.
Dies geht aus dem heute veröffentlichten Bericht der Welternährungsorganisation FAO hervor, der alle zwei Jahre die Erkenntnisse zur weltweiten Fischerei bündelt. "Der Kampf gegen die Überfischung kommt in den Weltmeeren nicht an. Die zarten Erholungstendenzen der letzten Jahre wurden zunichte gemacht. Der Raubbau der Fischereiindustrie setzt die Ernährungssicherheit der Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern sowie die Gesundheit der Meere aufs Spiel", kritisiert Simone Niedermüller, Fischereiexpertin des WWF. "Eine nachhaltige und faire Fischerei braucht einen entschlossenen Kurswechsel und nicht diesen Schlingerkurs."
Obwohl viele Thunfischbestände seit Jahren überfischt werden, sind die weltweiten Fänge auf ein Rekordhoch von 7,7 Millionen Tonnen gestiegen. Das ist ein Anstieg um 15 Prozent in nur vier Jahren, der mit Bestandsschonung kaum vereinbar ist. Erstmals ist Alaska Seelachs der meistgefangene Fisch der Welt (3,2 Mio. Tonnen) und verdrängt die peruanische Sardelle vom Spitzenplatz. "Die ehemals riesigen Sardellenfänge gehören offenbar der Vergangenheit an, die Bestände sind in den letzten Jahren um fast die Hälfte eingebrochen. Das hat insbesondere für die Menschen in Peru, wo diese Fische fast zur Grundversorgung gehören, schwerwiegende Folgen." Auf dem Weltmarkt werden die Sardellen vor allem zu Fischmehl und Fischöl für die Aquakultur verarbeitet.
Die Verteilung der weltweiten Fänge sieht der WWF mit Sorge. "Weltweit sind immer mehr Menschen von Fisch als zentralem Ernährungsbestandteil abhängig. Eine wachsende Weltbevölkerung trifft auf schrumpfende Fischbestände, das stellt besonders die auf Fisch angewiesenen Entwicklungsländer vor Probleme", so Niedermüller weiter. Von insgesamt 49 Staaten, die als besonders "fischabhängig" gelten, sind 46 Entwicklungsländer in tropischen Breiten. Wenn Fisch dort als wesentliche Quelle von Eiweiß und Mikronährstoffen schrumpft oder wegfällt, drohen zunehmende Gesundheitsschäden durch Mangelernährung. Für über 3 Milliarden Menschen ist Fisch eine essenzielle Quelle von tierischem Protein.
"In unseren Fischtheken liegt viel Fisch aus aller Welt. Wir haben eine Verantwortung für die Meere und die Menschen, deren Lebensunterhalt und gesunde Ernährung von Fisch abhängen. Mit dem Kauf von Fisch aus nachhaltiger Fischerei können wir als Konsumenten dieser Verantwortung gerecht werden", so Niedermüller. Zumal mittlerweile 60 Prozent des auf dem Weltmarkt gehandelten Fischs aus Entwicklungsländern kommen, die in der Regel den Fisch von hoher Qualität exportieren und im Gegenzug Fisch von geringerem Wert einführen.
Der neue FAO-Report beinhaltet neben Daten zur Meeresfischerei auch Erkenntnisse zur weltweiten Aquakultur. Heute stammt bereits jeder zweite weltweit gegessene Fisch aus einer Zuchtanlage. Die Aquakultur ist seit Jahrzehnten der am schnellsten wachsende Zweig in der globalen Ernährungswirtschaft. Der stark steigende Fischbedarf einer wachsenden Weltbevölkerung kann zurzeit nur noch über diesen Anstieg gedeckt werden. Der Ertrag der Meeresfischerei hingegen stagniert seit fast 30 Jahren. Die 81,5 Millionen Tonnen aus dem Jahr 2014 bestätigen dies.
Verbrauchern in Österreich empfiehlt der WWF in seinem Einkaufsratgeber Fisch und Meeresfrüchte, auf regionale Fischarten sowie generell auf Nachhaltigkeits- und Biosiegel zu setzen. Mittels Ampelsystem zeigt der Ratgeber auf, welcher Fisch aus nachhaltigen Quellen stammt.
Einkaufsratgeber Fisch und Meeresfrüchte: www.wwf.at/fischratgeber
Mehr Informationen zu den sozialen und ökologischen Auswirkungen des
Fischkonsums finden Sie unter: www.fishforward.eu
Hintergrund:
Der SOFIA-Bericht der Welternährungsorganisation (FAO) ist der
weltweit umfassendste Zustandsbericht zu Fischerei & Aquakultur und
wird alle zwei Jahre veröffentlicht. Im aktuellen Bericht sind Zahlen
bis 2014 eingeflossen: http://www.fao.org/3/a-i5555e.pdf
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák, Pressesprecher WWF Österreich
+43 676 83 488 276
florian.kozak@wwf.at
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