Weltnaturkonfernz COP16 wird in Rom fortgesetzt – Finanzierungsfrage als Knackpunkt – Weltweiter Biodiversitätsverlust bedroht unsere Lebensgrundlagen
WWF: Danke Wasserkraft – aber wofür eigentlich?

Presseaussendung WWF
Wien, am 22. April 2015 – Österreich ist ein Wasserkraftland. Alle 800 Meter steht im Durchschnitt eine Flussverbauung, in manchen Bundesländern liegt der Ausbaugrad der Wasserkraft bei 90 Prozent. „Man sollte meinen, dass auf die wenigen verbliebenen Flüsse besonders aufgepasst wird. Doch das Gegenteil ist der Fall: In einer völlig unkoordinierten Goldgräbermentalität verbauen seit 2009 private Investoren, Gemeinden und Energiekonzerne munter weiter die letzten Reste gesunder Flussnatur – ohne Strategie und ohne Kontrolle der Politik“, stellt Christoph Walder vom WWF fest. So matchen sich Projektwerber etwa im Hinteren Ötztal um dieselbe freie Fließstrecke oder planen drei Megakraftwerke im Umkreis von zehn Kilometern wie an der Oberen Isel. Leitlinien, Rahmenpläne und Kriterienkataloge werden präsentiert und wieder in Frage gestellt – es herrscht ein Chaos aus Verordnungen, verbindlichen und unverbindlichen Regelungen, Ausnahmen und informellen Weisungen.
„Wenn sich die Politik schon nicht deklariert – wir wissen, was wir wollen: Einen Realitycheck für den Wasserkraftausbau!“, so Walder weiter. „Es muss endlich bundesweit definiert werden, wo, wie und warum noch gebaut werden kann und wo man die Natur besser in Ruhe lässt.“ Der WWF legt nun einen mit der BOKU Wien entwickelten „Ökomasterplan“ vor, der erstmals anhand offizieller Flussdaten Tabuzonen für den Wasserkraftausbau aufzeigt und eine vernünftige Ausbaustrategie vorschlägt. Zusätzlich wurden 102 Kraftwerksprojekte im Rahmen der Österreichischen Energiestrategie 2009 – 2020 in energiewirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht bewertet.
Die WWF-Analyse der vergangenen fünf Jahre zeigt, dass Österreichs Ausbaupläne – 3,5 Terawattstunden Wasserkraftstrom bis 2015 – gescheitert sind, weil sie viel zu überzogen waren und man auf die falschen Projekte gesetzt hat. Nicht einmal 30 Prozent der Ausbauziele wurde erreicht, weil die Projekte entweder nicht naturverträglich oder unwirtschaftlich waren, oder auf zu große Ablehnung der Bevölkerung stoßen. –„Kraftwerke wie an der heiß umkämpften Schwarzen Sulm oder im Kaunertal sind ökologisch absolut indiskutabel. Andere, wie die Projekte Kühtai oder Tumpen-Habichen, sind für einen geringen Output viel zu aufwendig. Es gibt aber auch weitgehend naturverträgliche Beispiele, zum Beispiel einige Pumpspeicheranlagen der Vorarlberger Illwerke“, erklärt Walder.
Insgesamt bewertet die Studie des WWF die Hälfte aller untersuchten Projekte als energiewirtschaftlich unrentabel. „Umso schlimmer, dass solche Vorhaben sensible Ökosysteme und Schutzgebiete nachhaltig schädigen. Als Negativbeispiel muss hier das Kraftwerk Tumpen-Habichen im Tiroler Bezirk Imst genannt werden, das in einem Akt politischer Willkür Anfang März genehmigt wurde, obwohl alle Fachgutachten eindeutig negativ waren.“
Rechtzeitig bevor Ende 2015 der Österreichische Wasserplan an die EU-Kommission gemeldet werden muss, soll der WWF-Ökomasterplan III auch als Entscheidungshilfe für neue Kraftwerkspläne dienen. Aufbauend auf die 2008 und 2011 vom WWF entwickelten Ökomasterpläne Stufe I und II, die vor allem der Schutzwürdigkeit der Flüsse gewidmet waren, lassen sich mit dem vorliegenden Masterplan erstmals auch notwendige Tabuzonen für den Wasserkraftausbau wissenschaftlich begründen.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christoph Walder, WWF-Flussexperte, Tel. 0676/92 55 430, E-Mail: walder@ecotone.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
AVISO: Weltweite Klimaschutz-Aktion “WWF Earth Hour” findet am 22. März statt
Weltweite Rückschritte in der Klimapolitik – Umweltschutzorganisation WWF vereint Millionen Menschen, Unternehmen und Gemeinden hinter gemeinsamem Appell für mehr Klimaschutz
WWF zur Fiskalrats-Analyse: Politik muss alle Instrumente für mehr Klimaschutz nutzen
Umweltschutzorganisation fordert verbindliche Ziele und klare Regeln – Massiver Abbau umweltschädlicher Subventionen “dringend und überfällig” für Klima und Budget
WWF-Erfolg: Erstmals Meeresschildkröten-Nester in Nord-Tunesien entdeckt
Erstmals wurden Nester der Unechten Karettschildkröte an Tunesiens Nordküste entdeckt – ein wichtiger Erfolg für den Artenschutz! Dank gezielter Maßnahmen erreichten zahlreiche Jungtiere sicher das Meer.
Wale als Klimaschützer: WWF fordert besseren Schutz für “wandernde CO2-Speicher”
Meeressäuger weltweit unter Druck – Umweltschutzorganisation WWF fordert besseren Schutz von Wal-Wanderrouten
EU-Bericht zeigt großen Handlungsbedarf bei Schutz und Renaturierung von heimischen Flüssen
EU Kommission fordert Österreich zu mehr Tempo bei Wiederherstellung von Flüssen auf – Megaprojekte in Alpentälern sollen auf Zukunftsfähigkeit überprüft werden.
Neuer Umweltbericht: WWF fordert Absage des Lobautunnels
Prüfung von Fachleuten belegt: Lobautunnel-Projekt ist die schlechteste Variante – Umwelt- und Gesundheitsrisiken sowie Milliardenkosten sprechen eindeutig dagegen
Seeadler: Österreichs Wappentier geht gestärkt in die neue Brutsaison
Bereits rund 90 Seeadler-Paare in Österreich – illegale Verfolgung als große Gefahr – WWF fordert ambitionierte Umsetzung der EU-Renaturierungsverordnung
Good News: 90 Seeadler-Paare leben bereits in Österreich
Der strenge Schutz und die Schutzmaßnahmen wirkt: Mittlerweile gibt es bereits rund 90 Seeadler-Paare in Österreich. Doch weiterhin ist die illegale Verfolgung eine große Gefahr.