Ökologisch intakte Fließgewässer essenziell für Hochwasserschutz und krisensicheres Österreich – Umweltschutzorganisation fordert Schwerpunkt auf Wiederherstellung von Flüssen und Feuchtgebieten
WWF: Klimawandel bewirkt Teufelskreis im Amazonasregenwald
Wien, 25. September 2007 – Der Klimawandel wird sich verheerend auf den Amazonasregenwald auswirken, beschreibt eine neue Untersuchung des WWF. Durch die stetige Abholzung des Waldes und die Umwandlung in landwirtschaftliches Kulturland verschlimmert sich dieser Effekt noch weiter. Eine Abnahme der Niederschläge in der Trockenzeit bewirkt die Versteppung großer Teile heute noch bestehender Regenwaldgebiete. Die Versorgung mit Trinkwasser für die Bevölkerung im Amazonaslebensraum ist dadurch ebenso gefährdet wie die Landwirtschaft, die Fischerei und die Gesundheit der Menschen. Durch die Veränderung des Klimas in Brasilien werden Hungersnöte und die Ausbreitung von Krankheiten befürchtet. „Der Amazonas ist eine wichtige Klimaanlage für den gesamten Planeten. Wenn der Regenwald stirbt, hat dies verheerende Auswirkungen nicht nur in Südamerika sondern auf die Erde insgesamt“, so WWF-Amazonas-Sprecher Franko Petri.
Die monatliche Durchschnittstemperatur im Amazonasraum ist in den 90-er Jahren des 20. Jahrhundert um bis zu 0,8 Grad gestiegen. Wissenschaftler sagen für den Amazonas bis 2050 einen Temperaturanstieg von zwei bis drei Grad voraus. Durch die stetige Abholzung des Regenwaldes verändern sich die Regen- und Trockenzeiten. Während in der Regenzeit vermehrt Starkniederschläge erwartet werden, führt die Abnahme des Regens in der Trockenzeit zu Dürren und der Ausbreitung der Savannen. Durch Erosion und Verlust an wertvollem Boden kommt es zu Veränderungen in den Ökosystemen und bei der Artenvielfalt. Dadurch stirbt der Regenwald noch schneller. Weiters mutiert der Wald vom Kohlendioxidspeicher, der eigentlich die Treibhausgase der Welt binden sollte, zum CO2-Produzenten. Bereits jetzt ist Brasilien wegen der Waldvernichtung der weltweit viertgrößte Produzent von CO2. Durchschnittlich wurden in den letzten Jahren 42.000 Waldbrände pro Jahr registriert. Insgesamt wurden von 1978 bis 2004 520.000 Quadratkilometer Wald im brasilianischen Amazonas vernichtet. Trotz eines Rückgangs der Entwaldungsrate verlor der Amazonas zwischen 2002 und 2006 im Durchschnitt 59 Quadratkilometer Wald pro Tag – das entspricht einer Fläche von fünf Fußballfeldern pro Minute.
Der Feuchtigkeitskreislauf im Amazonasgebiet wird durch den Temperaturanstieg ebenfalls gestört. Der Amazonas hat mehr als Tausend Zuflüsse und transportiert pro Sekunde 60 mal so viel Wasser wie der Nil. 15 Prozent allen Süßwassers, das in die Meere fließt, kommt aus dem Amazonasraum. Durch die Veränderungen im Niederschlag werden Überflutungen häufiger und intensiver, sind sich die Wissenschaftler einig. Dadurch wird die Wasserversorgung und die sanitäre Situation gefährdet, denn die dort lebenden Menschen benutzen das Wasser aus dem Fluss zum Trinken, Kochen, Baden, als Abwasserleitung und die Flüsse dienen auch als Transportweg. Wärmeres Wasser in den Flüssen beinhaltet zudem weniger Sauerstoff was wieder die Larven und Eier der mehr als 3000 Fischarten gefährdet. Damit ist die Fischerei im Amazonasgebiet als Eiweißquelle für 30 Millionen Menschen bedroht. Der Anstieg des Meeresspiegels bewirkt, dass die Mangrovenwälder an der Küste, die als Laichplatz und Rückzugsgebiet der Fische und Schalentiere dienen, pro Jahr um ein Prozent abnehmen. Das Vordringen des Salzwassers in den Amazonas, wo der Tidenhub noch in Hunderten Kilometern Entfernung landeinwärts zu spüren ist gefährdet ebenfalls Landwirtschaft und Fischerei.
Auch in der Landwirtschaft werden durch die veränderten Niederschläge und den Raubbau an der Natur Ernteeinbußen von bis zu 21 Prozent in Nordostbrasilien erwartet, die Waldbrände und das Ausbreiten von Pflanzenschädlingen noch nicht mit einberechnet. In der Holzwirtschaft müssen bis zu 38 Prozent mehr Flächen bebaut werden um den selben Ertrag zu erwirtschaften was wiederum den Druck auf den Regenwald erhöht. Negative Effekte werden auch bei den Ernten von Weizen, Mais und Soja erwartet. Weitergehende Untersuchungen fehlen noch. Besonders verheerend würden sich Dürren und Hungersnöte in der kritischen Zone in Nordostbrasilien auswirken, wo 45 Mio. Menschen leben. Weitere Folgen der Entwaldung wären eine steigende Sterblichkeitsrate, mehr Infektionskrankheiten, soziale Probleme, die Verschlechterung der sanitären Verhältnisse vor allem in den Slums der Städte. Die Menschen in Brasilien werden sich außerdem vermehrt auf übertragbare Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber sowie Epidemien von Cholera und Gehirnhautentzündung einstellen müssen. Die Luftverschmutzung durch Waldbrände und Ruß, das Wachstum von allergenen Pflanzen und der freiere Pollenflug gefährden die Gesundheit zusätzlich.
Spendeninfo des WWF: „Mit 120 Euro kann man einen Quadratkilometer Regenwald retten. Schicken Sie dazu eine SMS an 0664/6200088. Der WWF ruft Sie zurück. Es entstehen keine weiteren Kosten. Spendenkonto 7451061 BLZ 60000. Weitere Infos unter www.wwf.at.“
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Amazonas-Sprecher WWF, Tel. 01-48817-231
Download von Hintergrundmaterial unter www.wwf.at.
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