Neue Landes-Verordnung verstößt mehrfach gegen EU-Recht – WWF fordert mehr Raum für heimischen Nager
WWF: Öko-Schatzkammer Isel vor Zerstörung schützen
Innsbruck, am 16. Februar 2012 – Die beiden geplanten Großkraftwerke an der Isel bedrohen bedeutende Brutbestände des geschützten Flussuferläufers in Österreich. Diese Vogelart ist in ganz Mitteleuropa gefährdet, weil es kaum noch natürliche Wildflüsse gibt. An der Isel in Osttirol findet der lerchengroße Vogel noch Lebensraum. „Der Flussuferläufer brütet auf den Flusskiesbänken der Isel und findet in dieser noch unregulierten Flusslandschaft ideale Lebensbedingungen vor“, erklärt Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. Auch die Deutsche Tamariske, eine seltene Strauchart, hat an der Isel bedeutende Bestände, ebenso wie die Fischarten Äsche und sogar Huchen. „Uferläufer, Tamariske, Äsche und Huchen sind nur vier Gründe, warum die Isel unseren besonderen Schutz braucht! In Tirol existieren bereits 1000 Kraftwerke. Diese seltenen Tiere und Pflanzen sind hingegen echte europäische Raritäten“, fordert Christoph Walder vom WWF einen besseren Schutz der Isel-Lebensräume vor der Wasserkraft.
Die Isel ist nicht nur ein landschaftlich reizvoller, sondern auch ein ökologisch bedeutsamer Fluss. Etliche vom Aussterben bedrohte, heimische Tier- und Pflanzenarten finden hier einen wichtigen Lebens- und Rückzugsraum. Es werden sogar noch neue Arten entdeckt – meist unter den Insekten. Darunter der Sajatfalter, der erst 1992 auf den Sajatmähdern, nach denen er benannt ist, im Virgental entdeckt wurde.
Wichtiges Flussuferläufer-Revier stark gefährdet
Das Bundesland Tirol ist Heimat der größten Population des Flussuferläufers in Österreich. 20 bis 30 Brutpaare brüten alljährlich in Osttirol – die Hälfte davon an der Isel. „Der zierliche Bodenbrüter ist nicht nur auf die natürliche Umgebung von Fließgewässern angewiesen. Jedes Brutpaar benötigt auch bis zu einem Kilometer Uferbereich als Revier“, erklärt Pfiffinger von Birdlife Österreich weiter. „Jede Uferverbauung bedeutet daher enormen Lebensraumverlust. Fließgewässer zählen in Österreich zu den bedrohten Vogelhabitaten – jedes Flussuferläufer-Brutpaar ist daher von essentieller Bedeutung.“
Deutsche Tamariske – In Deutschland ausgestorben, heimisch an der Isel
Neben dem Flussuferläufer ist die Isel – gemeinsam mit dem Lech – auch der wichtigste Standort Österreichs für die stark gefährdete Deutsche Tamariske. Der bis zu zwei Meter hohe immergrüne Strauch wächst auf Kies- und Schotterbänken. Mit seinem tiefen und ausgeprägten Wurzelsystem trägt er zur Festigung des Bodens bei. Insgesamt sind im Isel-Einzugsgebiet rund 12 Hektar auf 26 Flusskilometern bewachsen. „Bezogen auf den Flussraum, sind diese Bestände sogar noch größer als jene am Tiroler Lech und gehören damit, zu den drei bedeutendsten Vorkommen im Ostalpenraum “, weiß Walder vom WWF.
Äsche und Huchen
Auch die größte Lachsart der Welt – der Huchen – kommt an der Isel vor. Wie die Äsche, liebt auch der Huchen kalte und sauerstoffreiche Flüsse mit Kiesgrund. „Besonders Uferverbauungen und Begradigungen, vor allem aber Staue und Wehranlagen setzen den Beständen von Äsche und Huchen sehr stark zu. An der Isel finden beide Arten noch gute Bedingungen für eine selbstständige Reproduktion vor“, unterstreicht Evelyn Holzer vom Tiroler Fischereiverband die ökologische Bedeutung der Isel.
Rückfragehinweis und Fotos:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Bettina Klöpzig, Pressesprecherin BirdLife Österreich, Tel. 01/523 46 51 90, E-Mail: bettina.kloepzig@birdlife.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Blatten-Katastrophe könnte sich im Kaunertal wiederholen
Experten-Analyse: Felsflanken über Gepatsch-Speicher mit ähnlicher Charakteristik wie in Blatten – WWF fordert Sicherheitsprüfung der bestehenden Anlage und Absage des Ausbauprojekts Kaunertal
WWF: Renaturierte Au zeigt Klimaschutz-Potential
Neue BOKU-Studie: Beweidete Auwiesen bleiben trotz Jahrhundert-Hochwasser stabile CO₂-Speicher – WWF fordert gesicherte Finanzierung von Renaturierung und Naturschutz-Offensive
WWF alarmiert: Regenwald in zehnfacher Fläche Österreichs bereits zerstört
Massive Regenwaldzerstörung schreitet voran: Lebensraumverlust für Jaguare und rosa Flussdelfine besonders kritisch – WWF fordert besseren Schutz
Renaturierung: WWF fordert mehr Tempo bei Österreichs Wiederherstellungsplan
Ein Jahr vor EU-Deadline sind zentrale Fragen immer noch offen – Lücken und Defizite bei Finanzierung und Einbindung der Öffentlichkeit
WWF-Erfolg: Tiger kehren in indischen Nationalpark zurück
Seit 2020 unterstützt der WWF ein Umsiedlungsprojekt im Rajaji-Nationalpark in Nordindien. Nun streifen wieder Tiger durch das Schutzgebiet – und sogar Tigernachwuchs wurde gesichtet!
WWF-Erfolg: 15 Sambars in Thailand freigelassen
Im Salakpra Wildlife Sanctuary wurden 15 Sambarhirsche in die Freiheit entlassen. Die Rückkehr der gefährdeten Pflanzenfresser ist ein wichtiger Schritt, um das Ökosystem zu stärken.
WWF: Pottwale, Finnwale und Delfine im Mittelmeer zunehmend bedroht
Schiffsverkehr gefährdet seltene Meeressäuger im Mittelmeer – WWF fordert Tempolimits und Ausweichrouten, um Kollisionen zu verhindern und ist im Einsatz gegen Geisternetze
WWF kritisiert Ausverkauf von Tiroler Naturschätzen
Geplantes Gesetzespaket der Landesregierung weicht Naturschutz auf und begünstigt Konzerne – WWF fordert Aus für “Ablasshandel” und grundlegende Überarbeitung des Entwurfs













