Ein kleiner Irawadi-Delfin im Mekong lässt unsere Herzen zurzeit höher schlagen: Das Kalb ist das erste, das Forscher*innen 2023 vor Ort gesichtet haben.
WWF: Tausende nicht mehr gebrauchte Dämme drücken Gewässerqualität in ganz Europa

Wien, Brüssel, am 20. Juli 2018. (OTS) – Eine heute, Freitag, veröffentlichte Studie von Dam Removal Europe sieht alleine durch die Entsorgung von baulichen Altlasten großes Potenzial, um die Gewässerqualität in Europa zu verbessern und zugleich neuen Lebensraum für Natur und Mensch sicherzustellen. Sanierungsmaßnahmen dieser Art sind überfällig. Laut EU-Umweltagentur sind 60 Prozent der europäischen Gewässer in keinem guten Zustand. Der Umweltverband WWF sieht auch in Österreich etliche Flussstrecken, die unnötig hoher Belastung ausgesetzt sind, und fordert den Rückbau unrentabler und stillgelegter Wasserkraftwerke.
Ein konkretes Beispiel ist der Kamp in Niederösterreich. Durch Rückbau des ausgedienten Kraftwerks in Rosenburg könnten mehrere Kilometer Kampfluss wieder als Naturlebensraum zurückgewonnen werden. Stattdessen gerät der Kamp durch den geplanten Ausbau durch die EVN weiter unter Druck. „Für die Gesamtenergieversorgung Österreichs spielen so kleine Anlagen wie am Kamp kaum eine Rolle. Die Naturzerstörung ist hingegen immens“, warnt Gerhard Egger, Flussexperte des WWF. Schon jetzt sind im geschützten Kamp-Unterlauf mehr als 60 Prozent der Flussstrecke gestaut oder ausgeleitet. Eine zusätzliche und vor allem unnötige Belastung ist laut WWF unbedingt zu vermeiden. Vielmehr könnte ein Rückbau der Altanlage bei Rosenburg den Kamp wieder zu einem Naturfluss aufwerten. „Davon profitieren Fauna und Flora, aber auch die Tourismusregion“, erklärt WWF-Flussexperte Gerhard Egger. „Der Benefit durch eine derartige Flusssanierung könnte wesentlich höher ausfallen, als durch die vergleichsweise geringe wirtschaftliche Ausbeute eines neuen Kraftwerks.“
In Österreich ist die Flussbelastung durch Verbauung insgesamt sehr hoch. Von den 5.200 Wasserkraftwerken des Landes schöpfen bei Weitem nicht alle ihr Effizienzmaximum aus. Manche sind gar nicht mehr in Verwendung und stellen trotzdem eine Barriere dar. Laut Erhebungen des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus haben 70 Prozent der Anlagen keine funktionierende Fischaufstiegshilfe. Österreichweit versperren unglaubliche 30.000 Querbauwerke lebensnotwendigen Raum für Gewässerorganismen. „Angesichts des enormen Verlustes an natürlichem Gewässerraum, muss bei allen unproduktiven Querbauwerken die Frage gestellt werden, ob ein Rückbau nicht besser als die Erhaltung wäre“, erklärt Gerhard Egger. Modellfälle zeigen, dass sich die Gewässerfauna durch Renaturierungen sehr rasch regenerieren kann.
Die Beseitigung nicht mehr gebrauchter Barrieren kommt den EU-Mitgliedsländern auch bei der Erfüllung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zugute. Darin verpflichten sich die Europäischen Staaten, ihre Gewässer bis 2027 in einen guten Zustand zu bringen. Aktuell trifft dies in der EU, wie auch in Österreich, nur auf 40 Prozent aller Gewässer zu. Der Handlungsbedarf ist somit groß. Dennoch droht eine Abschwächung der EU-weiten Standards im Gewässerschutz für Flüsse, Seen und Grundwasser. Aktuell wird die Wasserrahmenrichtlinie durch die EU-Kommission in Form eines Fitness-Checks überprüft. UmweltschützerInnen in ganz Europa plädieren für die unveränderte Beibehaltung dieses wichtigen Instruments. Statt einer Abschwächung braucht es ernstzunehmende Ambitionen für die Umsetzung der Ziele, damit Wasser als eine der wichtigsten Ressourcen langfristig für alle Menschen in Europa gesichert bleibt.
Über Dam Removal Europe
Dam Removal Europe (DRE) ist ein Zusammenschluss von fünf Organisationen: WWF, World Fish Migration Foundation, European Rivers Network, The Rivers Trust and Rewilding Europe. DRE strebt einen breiten Schulterschluss an zwischen Menschen, Organisationen und Regierungen mit dem Ziel, Flüssen mehr Platz zu geben. Bewerkstelligt werden soll dies durch die Entfernung obsolet gewordener Dämme und Barrieren an Europas Flüssen. Die Studie von Dam Removal Europe (DRE) schätzt, dass alleine in Frankreich, Spanien, Polen und Großbritannien bis zu 30.000 vorwiegende kleinere Dämme überflüssig sind.
DRE-Studie 2018:
"Dam Removal: A viable solution for the future of our European Rivers"
https://www.damremoval.eu/policy-report
Rückfragehinweis:
Gerhard Egger, WWF-Flussexperte, Tel. 0676 834 88 272, E-Mail: gerhard.egger@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Bericht: Die Natur als Verbündete des Klimas
Klimakrise und Artensterben bedingen und verstärken einander – 54 Prozent der menschengemachten Treibhausgase durch Natur aufgenommen – Schutz der biologischen Vielfalt im Kampf gegen Klimakrise unverzichtbar
Platzertal: WWF kritisiert Moorschutz-Absage
Von renommierten Experten mitgetragener Schutzantrag für bedrohte Moorflächen von Landesrat René Zumtobel reflexartig abgelehnt – WWF fordert aktiven Naturschutz und differenzierte Prüfung durch die Tiroler Landesregierung
Ab in die Freiheit! Der WWF hilft mit, Luchse auszuwildern
Luchse sind in den Alpen immer noch vom Aussterben bedroht. Der WWF setzt daher große Hoffnungen in ein neues Freilassungsprojekt in Italien. Es heißt „ULyCA2“ und wird von...
WWF-Erfolg: Erste Luchse in den Julischen Alpen freigelassen
Zwei Luchsdamen wurden in die italienischen Alpen umgesiedelt. Das Ziel des Auswilderungsprogrammes: Eine Liebesgeschichte, die keine Landesgrenzen kennt.
Zwei Luchse in Norditalien freigelassen
Insgesamt fünf Auswilderungen Teil im Dreiländereck Friaul-Kärnten-Slowenien mit WWF-Beteiligung – Ziel: Vernetzung europäischer Luchsvorkommen – WWF warnt vor regionalem Aussterben in Österreich
Antrag gestellt: Bedrohtes Platzertal soll Naturschutzgebiet werden
Moore und Feuchtgebiete essentiell im Kampf gegen Klimakrise – Letzte Moorflächen stark bedroht – Ausbau des Kraftwerks Kaunertal bedroht größte Moorlandschaft der österreichischen Hochalpen
Zum Frauentag: Das Leben der Tiger-Rangerinnen in China
Tief im Nordosten Chinas geht ein Rangerteam regelmäßig auf Beobachtungs- und Bewachungsrunde. Das Gelände ist steil und unwirtlich, und der Schnee liegt hoch. Das Besondere an...
Frühlingsbote: Erster Weißstorch in Marchegg gelandet
Störche kehren aus Winterquartier zurück – Bestand in Marchegg stabil, Gesamtbestand an March und Thaya rückläufig – WWF-Auenreservat bietet ausgezeichnete Lebensbedingungen