Umweltschutzorganisation kritisiert „völlig falsche Weichenstellung“ in Oberösterreich und fordert eine naturverträgliche Energiewende – Fatales Signal im Vorfeld der Weltklimakonferenz
WWF: Zeugnisverteilung für den Natur- und Artenschutz in Europa

Presseaussendung WWF
Klagenfurt, 10. Juli 2015 – In den östlichen Bundesländern sind die Zeugnisse bereits verteilt, in Kärnten starten die Schüler heute in die Großen Ferien, kurzum: Der Sommer kann beginnen, und er belohnt viele gestresste Menschen mit Entschleunigung im Grünen. Doch unberührte Natur ist ein rares Gut geworden, und sie könnte künftig noch schlechtere Karten haben: Noch bis zum 24. Juli wird die – weltweit wegweisende –Naturschutzgesetzgebung innerhalb der 28 EU-Staaten, einer Zwischenprüfung unterzogen. In einem Online-Tool befragt die EU-Kommission die Bürger Europas um ihre Meinung: Sollen die Naturschutzrichtlinien unverändert bleiben, oder aber „modernisiert“ werden? Dazu Christian Pichler vom WWF: „Sollten die ‚Zeugnisnoten‘ für die EU-Richtlinien schlecht ausfallen, befürchten wir, dass künftig auch in Österreich Kraftwerke, Autobahnen oder Schipisten in strengen Schutzgebieten errichtet werden, und seltene Arten wie Wolf oder Bär ihren hohen Schutzstatus verlieren könnten.“
Video: Die Tiere Europas schlagen Alarm
Der WWF ruft alle KärntnerInnen auf, unter www.wwf.at/natura2000 zur Rettung unserer Naturschätze beizutragen. Auch Landesrat Rolf Holub, der mit der Nachnominierung des Mittagskogels und des Großedlinger Teiches bereits Schritte zur besseren Umsetzung von Natura 2000 in Kärnten gesetzt hat ist eingeladen, sein persönliches Voting abzugeben. Gerade in Kärnten zeigt sich am positiven Beispiel der Revitalisierungen an der Oberen Drau, wie wertvoll das Schutzinstrument Natura 2000 ist. Im Rahmen der beiden äußerst erfolgreichen und EU weit ausgezeichneten Life Projekte wurden zwischen 1999 und 2011 rund zehn Millionen Euro investiert. Mithilfe von Spendengeldern der KärntnerInnen, konnte auch der WWF dazu beitragen, dass die kanalisierte Drau wieder zu einem lebendigen Fluss umgestaltet wurde – ein Gewinn für die Natur, Bevölkerung und lokale Wirtschaft. „Kärnten hat an der Oberen Drau beispielhaft für Österreich und Europa vorgezeigt, dass es viel lukrativer sein kann, die Natur zu erhalten, als sie zu zerstören“, unterstreicht Pichler.
EU-weite Naturschutzgesetze: Auch für den Wolf und Braunbär in Kärnten unumgänglich
Gerade für wandernde Tierarten, die große Reviere beanspruchen und auf den genetischen Austausch zwischen den verschiedenen Vorkommen angewiesen sind, hat sich das Natura 2000 – Netzwerk als das Rückgrat des alpenweiten Natur- und Artenschutzes erwiesen. Für Wolf, Luchs oder Bär ist der hohe Schutzstatus, den sie durch die europäische Gesetzgebung genießen, entscheidend. Ohne die EU-rechtliche Verpflichtung zum Erhalt dieser Arten, wären beispielsweise Herdenschutzmaßnahmen für Schafe und Ziegen, nicht in Erwägung gezogen worden. Dabei führt am Herdenschutz, wie er in Österreich derzeit in einem Pilotprojekt im Tiroler Teil des Nationalparks Hohe Tauern getestet wird, langfristig kein Weg vorbei, will man eine möglichst friedliche Koexistenz erreichen. Wer Herdenschutz betreiben möchte, kann sich auf www.herdenschutz.at über konkrete Maßnahmen wie beispielsweise den Einsatz von Herdenschutzhunden informieren.
In den letzten Jahren gab es in Kärnten regelmäßige Hinweise auf Bär, Luchs und Wolf. Durch seine Nähe zu Slowenien ist das Bundesland Eintrittstor für wandernde Arten aus Slowenien und spielt als Schnittstelle für die Vernetzung der Populationen in den Dinariden und den Alpen eine wichtige Rolle. 2014 konnten in Kärnten zwei Wölfe, zwei Bären und ein Luchs nachgewiesen werden.
Natura-2000: Grenzenlose Sicherung der natürlichen Lebensräume Europas
Das Natura-2000 Netzwerk bedeckt etwa ein Fünftel der Fläche der EU und ist die entscheidende Säule für die Sicherung des Europäischen Naturerbes. Österreich besitzt derzeit 239 Natura-2000 Gebiete, die 15 Prozent der Bundesfläche einnehmen. In Kärnten gehören 33 Gebiete zum Schutzgebietsnetzwerk, die bisher jedoch weniger als sechs Prozent der Landesfläche einnehmen. Darunter sind beispielsweise das Natura 2000-Gebiet Schütt-Graschelitzen, das den wärmeliebenden Hopfenbuchenwald schützt, das Möserner Moor mit seiner bedeutenden Dohlenkrebspopulation, der Dobratsch, dessen Geröllhalden für die Hornotter wichtig sind, sowie der Turnersee, der dem Alpen-Kammolch und dem Neuntöter das Überleben sichert.
Jetzt die Rettung der Österreichischen Naturschätze unterstützen auf: www.wwf.at/natura2000
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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