Wichtiges Signal gegen Länder-Blockade – Naturschutzorganisation fordert Schulterschluss für wegweisendes Gesetz – Finanzierung der Maßnahmen möglich, zusätzliche EU-Mittel abrufbar
WWF zur Kleinwasserkraft: Small is NOT beautiful
Wien, am 22. Februar 2011 – Die Kleinwasserkraft-Branche erlebt zur Zeit in Österreich – ausgelöst durch die Förderungen im neuen Ökostromgesetz – einen starken Aufschwung. „Klein heißt jedoch nicht ökologisch unbedenklich, im Gegenteil“, gibt WWF-Flussexperte Christoph Walder zu bedenken. Im Vergleich zu großen Lauf- oder Speicherkraftwerken muss an kleineren Flüssen eine fünf bis acht Mal so lange Flussstrecke verbaut werden, um die gleiche Energieausbeute zu erzielen. Eine aktuelle Studie der Universität für Bodenkultur in Wien zeigt die fatalen Auswirkungen der Kleinwasserkraft auf Österreichs Flüsse und Bäche auf.
Bereits 3.380 Kleinwasserkraftanlagen – im Vergleich zu etwa 650 Großkraftwerken – befinden sich an Österreichs Flüssen und Bächen. Alle Kleinkraftwerke zusammen decken dennoch nur rund sieben Prozent des heimischen Stromverbrauchs ab.
Untertalbach: Großer Eingriff – wenig Ertrag
Ein Beispiel für ein Kleinwasserkraftwerk mit großen Eingriffen bei wenig Energieausbeute ist das geplante Kraftwerk am Untertalbach, einem als „Naturdenkmal“ ausgewiesenen Schutzgebiet bei Schladming in der Steiermark. Für nur 0,5 Promille des steirischen Stromverbrauchs soll dieses einzigartige Paddler- und Fliegenfischerparadies unwiederbringlich zerstört werden. Zahlreiche Bürgerinitiativen und Paddlervereine wie kajak.at engagieren sich gegen das Projekt.
WWF fordert Zonierungspläne und Tabubereiche
Kleinwasserkraftanlagen kann jeder Bürger oder jede Gemeinde errichten, wenn bei der Behörde ein entsprechender Plan eingereicht wird. Der Verband Kleinwasserkraft Österreich strebt in den nächsten zehn Jahren einen Ausbau um zwei Terawattstunden – das entspricht 1.350 neuen Kraftwerken – an.
Derzeit sind für Anlagen unter 15 Megawatt Leistung weder Umweltverträglichkeitsprüfungen durchzuführen, noch Kriterien oder Zonierungspläne einzuhalten. „Die Auswirkungen kleiner Wasserkraftwerke wurden bislang sträflich unterschätzt. Viele kleine Kraftwerke zerstören in Summe flächig in ganz Österreich weit mehr Flussnatur als Große“, erklärt Walder und fordert einen strategischen Zugang für einen Ausbau mit Maß und Ziel.
Ökomasterplan zeigt Grenzen der Wasserkraft auf
Gemäß des jüngst präsentierten WWF-Ökomasterplans (www.oekomasterplan.at), der alle 31.459 Kilometer Fließstrecken der heimischen Flüsse und Bäche mit einem Einzugsbiet von über zehn Quadratkilometern mit Detailgenauigkeit analysiert, läge etwa das steirische Kraftwerk Untertalbach in einer ökologischen Ausschlusszone.
Der WWF ist nicht generell gegen den Ausbau der Wasserkraft, wenn in einem umfassenden Masterplan alle Interessen an der Nutzung und dem Erhalt von Flüssen und Bächen berücksichtigt und miteinander abgestimmt werden.
Download der BOKU-Studie „Ökologischer Zustand der Fließgewässer Österreichs – Perspektiven bei unterschiedlichen Nutzungsszenarien der Wasserkraft“: www.fluessevollerleben.at
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 0676/83 488 203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christoph Walder, WWF-Wasserkraftexperte, Tel. 0676/92 55 430, E-Mail: walder@ecotone.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Vier Seeadler besendert – Population im Aufwind
70 Seeadler-Brutpaare in Österreich – Besenderungen in Niederösterreich und Burgenland liefern wichtige Erkenntnisse für Schutz des österreichischen Wappentiers – Illegale Verfolgung ist größte Bedrohung für heimische Population
Hunde-Spaziergang am Inn: Wie man Vogel-Nachwuchs schützen kann
An den Kiesbänken des Inns brüten derzeit wieder seltene Vogelarten. Doch Hundebesitzer:innen und ihre freilaufenden Hunde können den Nachwuchs unwissentlich gefährden.
WWF und BirdLife appellieren zu Rücksichtnahme an den Brutplätzen am Inn
Seltene Vögel brüten an den Kiesbänken des Inns – WWF und BirdLife ersuchen um Rücksichtnahme an beschilderten Brutplätzen – Länderübergreifendes Projekt INNsieme connect schützt Artenvielfalt am Inn
WWF: Dotierung der Oberen Lobau ist nur Tropfen auf heißen Stein
Neue Wasserzuleitung fällt zu gering aus und stoppt Austrocknung der Unteren Lobau nicht – WWF fordert Rettung des Naturjuwels – Wiener Stadtregierung massiv gefordert
WWF warnt: Millionen getötete Jungfische durch Wasserkraft am Inn
Lokalaugenschein: Schwall-Belastung tötet Jungfische und Fischlarven am Inn – WWF und Tiroler Fischereiverband fordern umfassende Sanierung der Schwall-Belastung durch Tiwag und Verbund in Tirol
ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT – Umweltfonds jetzt auch in Deutschland verfügbar
Mit dem ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT ermöglicht die Erste Asset Management nun auch Anleger:innen in Deutschland, in globale Unternehmen zu investieren, deren Produkte und Dienstleistungen bestimmten Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Vor allem die Themenfelder Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Recycling und Abfallwirtschaft, Wasseraufbereitung und –versorgung sowie nachhaltige Mobilität werden in der Strategie des Fonds berücksichtigt. In Österreich gehen der WWF und die Erste AM bereits seit 17 Jahren einen gemeinsamen Weg. Seit 2006 erreicht der Fonds eine überzeugende Performance und bietet interessante Wachstumschancen – sowohl in finanzieller als auch in ökologischer Hinsicht. Anleger:innen sollten dabei aber stets die Risiken beachten, die Investments in Wertpapiere beinhalten.
WWF: Neue Umfrage zeigt Kaunertal-Absage und Reformbedarf der TIWAG
Geplanter Ausbau Kraftwerk Kaunertal ist schon für Hälfte der Bevölkerung nicht akzeptabel – Zwei Drittel für alternativen Standort bei naturverträglichen Alternativen – 80 Prozent fordern Reformen bei TIWAG
Good News: Griechenland verbietet Fischerei mit Grundschleppnetzen
Als erstes Land in der EU verbietet Griechenland die zerstörerische Fischerei-Methode ab 2030 in allen Meeresschutzgebieten.