Österreichs Wappenvogel im Aufwind: WWF zählt erstmals 20 Seeadler-Brutpaare

25. Juni 2014 | Presse-Aussendung

Wien, am 25. Juni 2014 – Die Seeadler breiten sich in Österreich weiterhin aus. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre war der Seeadler in Europa fast ausgerottet. Jetzt nehmen die Bestände des eindrucksvollen Großgreifvogels in weiten Teilen seines ursprünglichen Lebensraums wieder stark zu. „Heuer haben wir in Österreich endlich die 20-er […]

Wien, am 25. Juni 2014 – Die Seeadler breiten sich in Österreich weiterhin aus. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1960er Jahre war der Seeadler in Europa fast ausgerottet. Jetzt nehmen die Bestände des eindrucksvollen Großgreifvogels in weiten Teilen seines ursprünglichen Lebensraums wieder stark zu. „Heuer haben wir in Österreich endlich die 20-er Marke geknackt“, freut sich Christian Pichler, der beim WWF seit Jahren für den Seeadlerschutz tätig ist, über die erfolgreiche Brutsaison. Die meisten Vogeleltern – 16 Paare – brüteten wieder in Niederösterreich. Dieser Tage verlassen die fast ausgewachsenen Jungvögel das Nest.

Anders als der Alpenbewohner Steinadler, braucht der Seeadler gewässerreiche Landschaften mit reichlich Fischen und Wasservögeln. Dort errichtet er auf kräftigen Bäumen seine imposanten Horstbauten. Ideale Bedingungen findet er vor allem im Osten Österreichs, in den Auen an Donau, March und Thaya und im Waldviertel vor. Österreichs Seeadler haben 2014 insgesamt 23 Jungvögel großgezogen. Ein Horst ist mit durchschnittlich zwei Küken besetzt. Nach einer Aufzuchtphase von etwa drei Monaten sind die jungen Seeadler nun auf sich allein gestellt. Für sie beginnt jetzt eine „Trainingsphase“ in der sie lernen müssen, eigenständig zu jagen – eine kritische Zeit, in der viele Gefahren lauern.

So kollidierenSeeadler immer wieder mit Eisenbahnen, Oberleitungen und Windkraftanlagen oder werden durch Stromschläge an Hochspannungsleitungen getötet. Eine weitere Todesursache sind Bleivergiftungen, die auftreten können, wenn Seeadler Aas fressen, das Bleipartikel aus Jagdgeschossen enthält. Eine weitere Ursache für die Gefährdung der Seeadler ist das Fehlen von Rückzugsgebieten, vor allem in der Brut- und Aufzuchtzeit zwischen Jänner und April. “Trotz seiner imposanten Größe ist der Seeadler ein sehr scheues Tier und reagiert sehr empfindlich auf Störungen”, erklärt Pichler. Der WWF arbeitet deshalb mit Grundbesitzern zusammen, die in heiklen Phasen, zugunsten des seltenen Vogels Spazierwege kurzfristig umleiten oder Forstarbeiten aufschieben.

Obwohl die jungen Seeadler nun flügge sind, halten sie sich in den nächsten Wochen meist noch im elterlichen Revier auf und streifen dort auf der Suche nach Fischen und kleineren Wasservögeln, umher. Erst spät, im Alter von vier bis fünf Jahren, wird diese Vogelart geschlechtsreif und versucht dann, ein eigenes Revier zu besetzen – wenn die Adler überhaupt so lange überleben. Denn nicht nur der Lebensraumverlust, sondern vor allem illegale Verfolgung durch den Menschen, machen dem Seeadler zu schaffen. In den letzten 14 Jahren fielen in Österreich insgesamt 15 Seeadler entweder Wilderern oder Giftlegern zum Opfer.

Ein wichtiger Teil des Schutzprogramms für den Seeadler ist die jährliche Beringung der Jungvögel. Kurz vor dem Ausfliegen aus dem Horst erhalten die Küken jeweils zwei Ringe mit einer individuellen Ziffernkombination. Auf diese Weise können die Naturschützer die Vögel und ihr Verhalten über viele Jahre beobachten und somit maßgeschneiderte Schutzmaßnahmen ergreifen.

Auch heuer wurden wieder drei Jungvögel beringt, darunter ein Tier am Truppenübungsplatz Allentsteig. Das ca. 15.700  Hektar große Natura 2000 – Gebiet unter der Verwaltung des Österreichischen Bundesheeres, ist ein wichtiges Refugium für den Seeadler. Verteidigungsminister Gerald Klug: „Das Österreichische Bundesheer leistet vielfältige und nachhaltige Beiträge zum Umweltschutz. Der Truppenübungsplatz Allentsteig ist militärisches Sperrgebiet, es führen somit weder öffentliche Straßen hindurch noch befinden sich darauf größere Siedlungen. Dadurch ist er ein einzigartiges Biotop für Pflanzen und Tiere, wie die seltenen Seeadler.“ Ministerialrat Dr. Ottokar Jindrich, Leiter des Referates Umweltschutz, Ökologie und Nachhaltigkeit im Verteidigungsministerium erklärt: „Heuer konnte bei uns bereits die fünfte erfolgreiche Brut seit dem Jahr 2004 nachgewiesen werden. Wir sind stolz, dass wir gemeinsam mit dem WWF dazu beitragen können, dass diese faszinierenden Tiere nach und nach wieder ihren angestammten Platz in unserer Landschaft einnehmen. Der Seeadler ist eine von zehn Leitarten am Truppenübungsplatz Allentsteig, das aufgrund seiner guten Lebensraumeignung zum Vogelschutzgebiet ernannt wurde. Mit gezielten Schutzmaßnahmen ist es uns gelungen, den günstigen Erhaltungszustand für diese Art nachhaltig zu sichern.“

Rückfragehinweis:

Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at

Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport, Kommunikation, Tel.: 0664/6221005, E-Mail: presse@bmlvs.gv.at

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