Es braucht ein Time Out, um die Dringlichkeit von Natur- und Klimaschutz zu unterstreichen. Nehmen wir uns bewusst 60 Minuten unserer Zeit, in denen wir die Natur wieder zurückholen, uns politisch engagieren, eine Petition unterschreiben oder uns mit anderen Menschen über Natur- und Klimaschutz unterhalten.
Mit der gemeinsamen Aktion „Renaturieren statt Betonieren“ zur WWF Earth Hour können wir ein Zeichen setzen und eine politische Trendumkehr einfordern.
WWF erklärt den Juli 2016 zum „Isel-Monat“

Innsbruck am 7. Juli 2016 – Die Isel in Osttirol und ihre Zubringer sind österreichische Flussjuwele, ihre umfassende Unversehrtheit ist aber immer noch nicht abgesichert. Der WWF ruft daher im Juli 2016 einen „Isel-Monat“ aus.
Die notwendige Unterschutzstellung der Isel und ihrer Zuflüsse beschäftigt Politik, Behörden und NGOs schon seit dem Jahr 2002. Bislang wurde das Thema Isel-Schutz aber unter den Teppich gekehrt. Im Jahr 2013 führte ein EU-Vertragsverletzungsverfahren zu einer Wende: die Europäische Kommission hatte Österreich damals dringend dazu aufgefordert, fehlende Gebiete in das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 einzubringen. Neben anderen Standorten in Tirol war davon vorrangig das Osttiroler-Gletscherfluss – System betroffen. Besonderes Augenmerk richtete die Kommission auf das Vorkommen des Lebensraumtyps „Alpine Flüsse mit Ufergehölzen der Deutschen Tamariske“.
Der Vorstoß von Umweltlandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) zur Ausweisung des Natura 2000 Gebietes stieß anfänglich auf massiven Widerstand der Bürgermeister der Oberen Isel – Gemeinden und der ÖVP. Grund dafür waren frühere Zusagen und Verpflichtungen aus laufenden Kraftwerksprojekten an der Isel und ihren Zubringern Tauernbach, Schwarzach und Kalserbach. Lokalpolitiker wetterten gegen eine befürchtete Bevormundung aus Brüssel. Erst im März 2015 erfolgte – unter anderem bedingt durch Druck von WWF, anderen Umweltverbänden und lokalen Initiativen – die Bekanntgabe der Nominierung fast der gesamten Isel als Natura2000 – Gebiet..
„Die aktuell geschützte Flussstrecke nimmt aber wesentliche Flussgebiete aus, die unbedingt als Natura 2000 Gebiet geschützt werden müssen. Wir sollten jetzt die Zeit nutzen, diese Ausweisung fachlich zu korrigieren“, erklärt Gebhard Tschavoll vom Alpenflüsse-Programm des WWF. Neben zahlreichen Wissenschaftlern hat sich letztes Jahr auch der Tiroler Naturschutzbeirat für eine vollständige Ausweisung von Isel und Seitenbächen ausgesprochen.
Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Market im Auftrag des WWF sehen 80% der Befragten in Osttirol die Ausweisung der Isel als Natura2000 – Gebiet positiv. Nur 6% finden die Aussparungen bei den Isel – Zuflüssen Tauernbach, Kalserbach und Schwarzach aus der Schutzgebiets-Nominierung als auf jeden Fall gerechtfertigt. „Für eine repräsentative Umfrage ist das ein eindeutiges Ergebnis“, unterstreicht Institutsleiterin Birgit Starmayr.
Um die umfassende Ausweisung endlich über die Bühne zu bringen, ruft der WWF den „Monat der Isel“ aus. Mit heutigem Tag startet der WWF eine e-mail Aktion, mit der die Tiroler Landesregierung aufgefordert wird, die Unterschutzstellung des Isel Gletscherflusssystems ohne Rücksicht auf Begehrlichkeiten von Unternehmen, Energieversorgern und lokapolitischen Interessen zu einem Abschluss zu bringen. Unter www.fluessevollerleben.at können alle Menschen, denen der Schutz unserer Flussjuwelen am Herzen liegt, einen Beitrag leisten.
„Mit der Aktion wollen wir ein deutliches Zeichen für den Schutz unserer letzten freien Flüsse setzen und eine rasche und umfassende Nominierung der Isel mit Tauernbach, Schwarzach und Kalserbach vorantreiben“, erklärt Gebhard Tschavoll, „so kann Osttirol die Chance zur Entwicklung einer attraktiven Marke `Natura 2000 – Region Osttiroler Gletscherflüsse´ nützen und Managementpläne ausarbeiten, die ein gutes Miteinander von Natur und Mensch im Schutzbereich sicherstellen“.
Wir brauchen die Isel und ihre Bäche als Ganzes: Frau Landeshauptmann Stellvertreterin Ingrid Felipe, bringen Sie das gesamte Gletscherflusssystem Isel als Natura 2000 – Gebiet ein!
Rückfragehinweis:
Theresa Gral, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/48817-216, E-Mail: theresa.gral@wwf.at
Gebhard Tschavoll, Kampagnenleiter Alpenflüsse, WWF Österreich:
Tel.: +43 (0)676 83488303
E-mail: gebhard.tschavoll@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Renaturieren statt Betonieren:
Neue Analyse empfiehlt zwölf Reformen für wirksamen Bodenschutz
Rechtsprofessor Daniel Ennöckl und WWF für stärkere Verankerung des Bodenschutzes im Rechtssystem: Verbindliche Obergrenze, grundlegende Reformen in der Raumordnung sowie im Förder- und Abgabensystem
WWF-Erfolg: Erstes Flussdelfin-Kalb des Jahres entdeckt
Ein kleiner Irawadi-Delfin im Mekong lässt unsere Herzen zurzeit höher schlagen: Das Kalb ist das erste, das Forscher*innen 2023 vor Ort gesichtet haben.
WWF-Bericht: Die Natur als Verbündete des Klimas
Klimakrise und Artensterben bedingen und verstärken einander – 54 Prozent der menschengemachten Treibhausgase durch Natur aufgenommen – Schutz der biologischen Vielfalt im Kampf gegen Klimakrise unverzichtbar
Platzertal: WWF kritisiert Moorschutz-Absage
Von renommierten Experten mitgetragener Schutzantrag für bedrohte Moorflächen von Landesrat René Zumtobel reflexartig abgelehnt – WWF fordert aktiven Naturschutz und differenzierte Prüfung durch die Tiroler Landesregierung
Ab in die Freiheit! Der WWF hilft mit, Luchse auszuwildern
Luchse sind in den Alpen immer noch vom Aussterben bedroht. Der WWF setzt daher große Hoffnungen in ein neues Freilassungsprojekt in Italien. Es heißt „ULyCA2“ und wird von...
WWF-Erfolg: Erste Luchse in den Julischen Alpen freigelassen
Zwei Luchsdamen wurden in die italienischen Alpen umgesiedelt. Das Ziel des Auswilderungsprogrammes: Eine Liebesgeschichte, die keine Landesgrenzen kennt.
Zwei Luchse in Norditalien freigelassen
Insgesamt fünf Auswilderungen Teil im Dreiländereck Friaul-Kärnten-Slowenien mit WWF-Beteiligung – Ziel: Vernetzung europäischer Luchsvorkommen – WWF warnt vor regionalem Aussterben in Österreich
Antrag gestellt: Bedrohtes Platzertal soll Naturschutzgebiet werden
Moore und Feuchtgebiete essentiell im Kampf gegen Klimakrise – Letzte Moorflächen stark bedroht – Ausbau des Kraftwerks Kaunertal bedroht größte Moorlandschaft der österreichischen Hochalpen